Bundestagswahl 2021 Serap Güler – vom Arbeiterkind zur Staatsministerin

Leverkusen · Wenn Armin Laschet Kanzler wird, kann ihm Serap Güler nach Berlin folgen. Noch aber muss die Staatssekretärin für Integration Karl Lauterbach schlagen. Sie kämpfe vor allem für Familien und die Industrie.

Serap Güler tritt für die CDU als Direktkandidatin im Wahlkreis 101 (Leverkusen/Köln-Mülheim) an. Aktuell setze sich sich verstärkt für die Flutopfer ein.

Serap Güler tritt für die CDU als Direktkandidatin im Wahlkreis 101 (Leverkusen/Köln-Mülheim) an. Aktuell setze sich sich verstärkt für die Flutopfer ein.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Was harte Arbeit ist, hat Serap Güler früh am Beispiel ihre Vaters erlebt. Der arbeitete 40 Jahre lang als Bergmann unter Tage. Sie selbst wählte einen anderen Weg. Als türkisches Arbeiterkind musste sie sich die Hände nicht schmutzig machen. Harte Arbeit war es dennoch, sich über Abitur und Studium den Weg in die NRW-Staatskanzlei zu bahnen. Sie wurde Referentin des damaligen Integrationsministers Armin Laschet. Der machte bekanntlich Karriere und wurde Ministerpräsident.  Nach einer Zwischenstation als Landtagsabgeordnete wurde sie 2017 als Staatssekretärin für Integration im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in das Kabinett Laschet berufen.

Nun könnte sie ihrem Mentor nach Berlin folgen, sofern er es schafft. Als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete für Leverkusen/Köln-Mülheim. Dazu muss sie den Platzhirsch Karl Lauterbach (SPD) schlagen, der gefühlt schon eine Ewigkeit auf dem Abgeordnetenplatz sitzt. „Ich glaube nicht daran, dass jemand unschlagbar ist“, sagt sie angriffslustig. Einen Joker hat sie im Ärmel: Ihr  guter Listenplatz könnte Güler die Tür nach Berlin auch ohne Direktmandat öffnen.

In ein Schema von rechts oder links lässt sich die CDU-Politikerin nicht pressen. Ihre Vergangenheit als Arbeiterkind und ihre Mitgliedschaft   im Arbeitnehmerflügel der CDU (CDA) zeigen Nähe zu Beschäftigten mit kleinem Geldbeutel. Als eines ihrer großen Vorbilder nennt sie den verstorbenen CDU-Sozialpolitiker Heiner  Geißler. Gleichzeitig betont sie bei fast jeder Gelegenheit ihre Nähe zur Industrie, die sie gerade auch in der Klimapolitik als Partner sieht und eben nicht als Gegner. Die Industrie sei gerade für Leverkusen wichtig, betont sie, mehr als für Köln.

Güler wohnt mit ihrem Mann in Köln-Mülheim. „Ich lebe in meinem Wahlkreis und finde es wichtig, dort zu kandidieren, wo man wohnt“, sagt sie. „Es ist eben etwas anderes, wenn man mittendrin ist.“ In einem Jugendzentrum in ihrer Nachbarschaft habe sie viel über Familien erfahren, die während des Lockdowns zurückgeworfen wurden. Solchen Familien, die wie sie sagt, „kein Haus mit Garten haben“ will sie besonders helfen, ohne andere Familien zu vergessen. Für sie geht es immer auch um soziale Folgen der Pandemie und „nicht nur um den Gesundheitsschutz“. Und da hätten Familien besonders große Laste getragen.

Serap Güler sieht sich als „liberale Muslimin“. Einer ihrer Lieblingsfeinde ist  Recep Tayyip Erdoğan. Während der Proteste gegen den Autokraten 2013 war sie in der Türkei. Massive innerparteiliche Kritik übte sie an der Nominierung des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen als CDU-Bundestagskandidat in Thüringen.

Beim Thema Autobahnausbau will sie auch nach der ablehnenden Entscheidung des Bundesverkehrsminis weiter für eine Kurze Tunnellösung auf der A 1 kämpfen. Flutopfer sollen gerade im arg betroffenen Leverkusen  schnelle und unbürokratische Hilfe erhalten.    

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