Interview mit Carolin Maus und Marc Adomat Sekundarschule tut Leverkusen gut

Leverkusen · Die Schulrätin und der Leverkusener Schuldezernent erläutern, warum eine Sekundarschule kein "Rückschritt" ist.

 Sind überzeugt von den Sekundarschul-Plänen: Schulrätin Carolin Maus und der Leverkusener Schuldezernent Marc Adomat hier vor dem Gebäude der Hauptschule Neukronenberger Straße.

Sind überzeugt von den Sekundarschul-Plänen: Schulrätin Carolin Maus und der Leverkusener Schuldezernent Marc Adomat hier vor dem Gebäude der Hauptschule Neukronenberger Straße.

Foto: Rp-foto. Uwe miserius

Frau Maus, Herr Adomat, wenn man sich die politische Debatte anschaut, kann man den Eindruck gewinnen, Leverkusen sei mit der jetzt im Stadtrat beschlossenen Sekundarschule statt der ursprünglich angestrebten Gesamtschulkooperation mit Burscheid einen faulen Kompromiss eingegangen . . .

 Sind überzeugt von den Sekundarschul-Plänen: Schulrätin Carolin Maus und der Leverkusener Schuldezernent Marc Adomat hier vor dem Gebäude der Hauptschule Neukronenberger Straße.

Sind überzeugt von den Sekundarschul-Plänen: Schulrätin Carolin Maus und der Leverkusener Schuldezernent Marc Adomat hier vor dem Gebäude der Hauptschule Neukronenberger Straße.

Foto: Rp-foto. Uwe miserius

Maus . . . was absolut nicht zutrifft. Im Gegenteil: Wir haben mit der jetzigen Lösung ein Modell, das in den Jahrgangsstufen fünf bis zehn absolut vergleichbar mit der Gesamtschule ist. Und für die Sekundarstufe II haben wir mit dem Landrat-Lucas-Gymnasium, dem Werner-Heisenberg-Gymnasium und den drei Leverkusener Berufskollegs erstklassige Einrichtungen, die gerne Kooperationspartner werden möchten.

Wie würde eine solche Sekundarschule denn aussehen?

Adomat Sie wird im Schuljahr 2015/2016 im Gebäude der jetzigen Hauptschule Neukronenberger Straße an den Start gehen. 75 Anmeldungen werden für die drei Züge benötigt. Uns schwebt vor, dass die Schüler in der Sekundarstufe II sowohl klassisches Abitur an einem Gymnasium machen können, als auch einen neigungsgemäßen Abschluss in einem technischen oder wirtschaftlichen Zweig der Berufskollege. Eine Sekundarschule tut Leverkusen gut.

Wie wollen Sie diese Partner denn einbinden? Es wird ja sicherlich nicht reichen, dass man den Schülern irgendwann in Klasse 9 sagt, "übrigens könnt ihr zwischen X und Y wählen".

Adomat Das wird auch nicht geschehen. Jede Schule braucht ja ein Schulprogramm. Wir wollen, dass unsere Kooperationspartner schon bei der Erstellung dieses Programms mit am Tisch sitzen und seine Inhalte mitbestimmen.

Was sagt denn die Kommunalaufsicht, also die Kölner Bezirksregierung, zu Ihren Plänen?

Maus Die Rücksprache mit der Bezirksregierung war sehr positiv. Köln hat uns die Bildung einer eigenen Schule empfohlen, sei es nun Gesamt- oder Sekundarschule. Von dort haben wir volle Unterstützung.

Die SPD hat jetzt einen Fragenkatalog vorgelegt, der den Schluss nahelegt, die Hauptschule Neukronenberger Straße habe ihren Wunsch auf Auflösung überhaupt nicht mit der Bildung einer Sekundarschule verknüpft, sondern vielmehr eine Gesamtschule präferiert. Trifft das zu?

Adomat Nein. Die Schule ist und war vor dem Hintergrund zurückgehender Anmeldungen im Hauptschulbereich grundsätzlich zu einer Veränderung bereit und stimmt sowohl einer Umwandlung zur Gesamtschule als auch zur Sekundarschule zu. Bereits vor zwei Jahren hat sie den Wunsch nach Auflösung geäußert, damals zu Gunsten einer Sekundarschule. Am Abend vor der Sitzung des Schulausschusses am, 4. Dezember hat die Schulleitung eine Dienstbesprechung mit allen Mitgliedern der Schulkonferenz einberufen und die Lösung Sekundarschule zur Abstimmung gestellt. Das Ergebnis der anwesenden Mitglieder der Schulkonferenz war einstimmig dafür. Ein formaler Beschluss der Schulkonferenz wird folgen, ist aber reine Formsache. Zwingend wäre dieser Beschluss nicht, da der Schulträger formal über Schulschließungen und -gründungen entscheidet, uns war es aber wichtig, die Schule in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen und die Schule mitzunehmen, was wir auch bei der Gründung der Sekundarschule tun werden.

Wie teuer wird das Unterfangen?

Adomat Wir müssen einige Anbauten erstellen, etwa eine Schulmensa. Die Kosten werden etwa 3,2 Millionen Euro betragen — ähnlich viel hätte die Kooperation mit Burscheid gekostet. Der Gesamtschul-Antrag der SPD käme die Stadt übrigens neun Millionen Euro teurer, da ein ganzer Zug und eine Oberstufe zusätzlich errichtet werden müssten.

Muss für eine Sekundarschule denn nicht sowohl eine Haupt-, als auch eine Realschule geschlossen werden?

Maus Nein, das galt früher mal. Der NRW-Schulkompromiss hat das jedoch nachhaltig verändert. In unserem Fall wird eine Hauptschule auf eigenen Wunsch auslaufend geschlossen.

Ist daran gedacht, Personal von der Hauptschule zu übernehmen?

Maus Das bestimmt einzig und allein die Bezirksregierung. Ich weiß aber, dass viele Kollegen an der Neukronenberger Straße eine entsprechende Zusatz-Qualifikation erworben haben. Es ist also nicht ganz unwahrscheinlich, dass Kollegen übernommen werden.

PETER KORN FÜHRTE DAS INTERVIEW MIT MAUS UND ADOMAT.

(RP)
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