Küppersteg bleibt vorerst von Beton gespalten Die unendliche Geschichte vom Europaring

Leverkusen · Seit 2007 geben Stahlstützen den Stützwänden der Unterführung in Küppersteg Halt. Spätestens seit der Zeit laufen Diskussionen, Planungen, Ankündigungen zum Umbau des Bereichs. In die Tat umgesetzt aber wird weiterhin immer noch nichts.

 Die mittlerweile rostigen Stützen wurden 2007 am Europaring in Küppersteg installiert, um die sich Richtung Fahrbahn neigenden Wände zu stabilisieren.

Die mittlerweile rostigen Stützen wurden 2007 am Europaring in Küppersteg installiert, um die sich Richtung Fahrbahn neigenden Wände zu stabilisieren.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

„Gut Ding will Weile haben“: Wer immer dieses Sprichwort erfunden hat, er könnte die Baustellen der Nation gekannt haben: Elb-Philharmonie, Berliner Flughafen, Stuttgart 21, A 1-Rheinbrücke, Europaring in Küppersteg.

Der Umbau des Letztgenannten muss demnach etwas sehr, sehr Gutes werden. Denn der Papiertiger zu den Planungen des „Armutsdenkmals“ – ein Zitat von Ex-Oberbürgermeister Paul Hebbel – streift schon seit mehr als einem Jahrzehnt durch die Leverkusener Politik. Konkret seit 2007, als die ersten stählernen Stützen den sich Richtung Fahrbahn neigenden Betonstützwänden Stabilität geben sollten.

Die Küppersteger verpassten dem Bereich zwischenzeitlich den Titel „Die schiefe Wand von Küppersteg“ in Anlehnung an den schiefen Turm von Pisa.

„Das Ganze dauert nun schon seit rund 15 Jahren an“, sagt CDU-Ratsherrin Gisela Schumann. „Wir haben noch im alten Rathaus in Wiesdorf darüber diskutiert. Auch zu Zeiten, da war noch Hans-Eckart Krajewski Baudezernent.“

Immer wieder hat es seitdem Versuche gegeben und Planungen, die Stadtteilzerschneidung zu minimieren.

2007 etwa hatte die Bürgerliste zu einer Informationsveranstaltung geladen. Sie sprach sich für die Wiedervereinigung Küpperstegs durch Zuschütten der Unterführung aus. Anwohner hielten von der Idee einer ebenerdigen Durchgangsstraße wegen der zu erwartenden Lärm- und Verkehrsbelästigung – in der Diskussion hieß es vor ein paar Jahren an die 30.000 Fahrzeuge täglich – nichts. Attraktivste Lösung: Die Straße mit Bundes- und Landesmitteln zu sanieren und „einen großen Deckel auf den Tunnel zu packen“.

2011 lief im Rat eine Abstimmung zum Europaring, aus der Stadtautobahn sollte ein hübscherer Stadt-Boulevard werden. Aber: „Für sechs Jahre ist kein Geld eingeplant. Die Umsetzung des gesamten Sanierungsplanes kostet 16 Millionen Euro“, zitierte die Rheinische Post Krajewsi-Nachfolger Wolfgang Mues. „Die Straße ist zu dick und in der Stadt deplatziert“, bewertete Verkehrsplaner Peter Sienko.

Und schlug unter anderem die Verschlankung der Straßen zwischen Opladen und Möbel Smidt (heute Ostermann) auf eine Spur pro Fahrrichtung vor. Den gesamten Autoverkehr ebenerdig über den Küppersteger Kreisel zu lotsen, gehe nicht. Der Experte ließ 24 Kreisverkehrlösungen durchrechnen, aber alles nach oben zu verlagern, das packe kein Kreisverkehrtyp.

2013 Befragt nach dem Thema Optimismus, sagte der damalige CDU-Fraktionschef und Streiter für Küppersteg Thomas Eimermacher: „Es sind Planungskosten im Stadtetat eingestellt. Ich erwarte, dass die Stadt an einem Konzept arbeitet, dass in 2016/17 umgesetzt werden kann.“

2015 flammte einmal mehr Hoffnung bei einer Bürger-Infoveranstaltung auf, bei der der damalige Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn, Baudezernentin Andrea Deppe, Fachbereichleiter Tiefbau Christian Syring und Peter Sienko vom Ingenieurbüro Isaplan die Pläne präsentierten: Im Stadtetat 2915/16 waren Mittel für weitere Planungen eingestellt – und drei Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt ab 2018 bei der Stadt eingeplant. Aus Kostengründen sollte sich der Umbau erst in Richtung Wiesdorf konzentrieren, der Unterführungsausgang gen Opladen werde frühestens 2022/2023 saniert, hieß es.

Indem der Europaring ebenerdiger gestaltet werde und länger flach bleibe, verschiebe sich die Belastung in Richtung Kreisverkehr. Durch Abtragen der maroden Stützwände, dauerhafte Verengung auf eine Fahrspur im Bereich des Tunnels und durch Begrünung der Randbereiche lasse sich die Beton-Schneise zurückbauen und so optisch als auch umwelttechnisch verbessern, erläuterte Sienko. „Es wird deutlich grüner und deutlich besser.“ Aus „schiefer Wand“ könnte „grüne Wand“ von Küppersteg werden – durch begrünte Böschungen. und Baumgalerien.

2017 berichtete Eimermacher in einem Infobrief an die Küppersteger: „Die Umgestaltung des südlichen Teils der B 8 wird nach Aussage der Stadtverwaltung am 1. Juli 2019 beginnen.“ Und: „Die Stützen kommen weg, es wird begrünt, deutlich weniger Beton, zumindest in dem Bereich erhält diese Schneise durch unseren Stadtteil ein neues Gesicht.“

Im März 2021 solle der erste Teil, der Bereich der Stützen, fertig sein. Vorgesehen: Tieflage bleibt, aus Richtung Wiesdorf geht es länger ebenerdig und erst später und somit steiler in die Unterführung. Das macht einen Großteil der Stützmauer samt Stahlstützen überflüssig. Stattdessen eben jene Böschungen mit Bäumen. „Das ist schon eine deutliche Aufwertung für den Stadtteil“, betonte Eimermacher.

Er wünschte sich für die nördliche Seite der Unterführung, vor Sparkasse und Kirche, eine Überdeckelung, so dass ein stadtteilverbindender Platz entstehen könnte. Eimermacher: „Aber das ist noch Zukunftsmusik.“

Wie offenbar weiterhin das ganze Projekt. Denn Gisela Schumann, die sich des Themas angenommen hat, fragte kürzlich noch einmal bei der Stadt nach. „Auf den Punkt gebracht hieß es von der Stadt: Der Ring in Küppersteg ist nachrangig geschaltet, weil zuerst die Dhünnbrücke in Wiesdorf gemacht werden müsste.“ Zwei Großbaustellen räumlich so kurz hintereinander gestalteten sich als schwierig. „Wenn die Brücke fertig ist, will man sich Küppersteg wieder zuwenden“, berichtet Schumann.

Heißt: Es könnte 2023 werden. Denn bis Ende 2022 soll der Neubau der Dhünnbrücke fertig gestellt sein.

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