Leverkusen Sehnsucht, Schmerz und Seligkeit

Leverkusen · Der Coro Belcanto – jüngstes Kind der großen Chorfamilie von Theresia und Karl-Heinz Schlechtriem – gab im großen Saal der Musikschule ein vielbeachtetes und hochkarätiges Konzert.

 Beim Austausch von Erinnerungen an alte Jugendchorzeiten kamen die "Ehemaligen" auf die Idee eines "Revivals". Das wohlklingende Produkt: der Coro Belcanto.

Beim Austausch von Erinnerungen an alte Jugendchorzeiten kamen die "Ehemaligen" auf die Idee eines "Revivals". Das wohlklingende Produkt: der Coro Belcanto.

Foto: privat

Der Coro Belcanto — jüngstes Kind der großen Chorfamilie von Theresia und Karl-Heinz Schlechtriem — gab im großen Saal der Musikschule ein vielbeachtetes und hochkarätiges Konzert.

Die Zusammenfassung gab es am Schluss dieses feinen Vormittags: "Oh what a beautiful morning" sang der Coro Belcanto und wiegte sich beim Refrain genüsslich im eigenen Klang. Ein buntes Programm, mit einem roten Faden zusammengebunden, hatte das Ensemble zusammengestellt.

Lieder von Liebe und Glück und damit auch von Sehnsucht, Schmerz, Überschwang und Seligkeit aus verschiedenen Epochen vom Barock bis zur Gegenwart, verschiedener Genres und Gattungen. Der Schluss galt dem Musical, eine Gattung, die vielleicht besonders gut ankommt beim breiten Publikum, das den Saal der Musikschule füllte.

Legato-Klang ohne Risse

Mehr von seiner hervorragenden Qualität konnte der ausschließlich mit Frauenstimmen besetzte Chor allerdings im klassischen Programm zeigen. Zwar konnte man bei der Weichzeichner-Fassung von "Memory" aus dem Musical Cats vorführen, wie eindrucksvoll ein großer Legato-Klang ohne Risse wirkt, aber von differenzierter Gestaltung und penibler Deklamation war vorher deutlich mehr zu hören. Der Coro Belcanto, aktuell mit 23 Frauen auf der Bühne, ist das jüngste Kind der großen Chorfamilie von Theresia und Karl-Heinz Schlechtriem, die wie gewohnt zwischen Dirigentenpult und Klavier wechselten.

Das Jubiläum ihres Leverkusener Jugendchores feierten vor fünf Jahren viele Ehemalige mit. Und die äußerten den Wunsch, wieder aktiv zu werden. Das Ergebnis ist dieses Edel-Ensemble, das sich nicht wöchentlich trifft, sondern projektweise arbeitet in intensiven Sonntags-Proben. Neben der Veranstaltung von Konzerten haben sich die Sängerinnen auch erfolgreich dem Wettbewerb gestellt und vergangenes Jahr den Titel "Meisterchor im Chorverband NRW 2011" errungen. Warum es diese Auszeichnung gab, das erklärten schon die ersten Stücke dieser Matinee. Zunächst die festliche Eröffnung mit Henry Purcells "Sound the Trumpet", dessen Thema zunächst durch die Stimmen gereicht wird, von denen jede ein vorbildliches Crescendo aufblühen ließ — zum echten "Sound" eben.

Ganz ohne Druck, sondern mit geerdeter Stütze, die niemals Schärfe in die leichten, höhenbetonten Stimmen bringt. Kopfig, locker und beweglich lässt sich der Coro Belcanto charakterisieren und bei einem verinnerlichten Stück wie dem folgenden "O lovely peace" aus Händels "Judas Maccabäus" konnte man zeigen, wie feiner, runder Pianoklang sein sollte. Noch mehr Feinarbeit zeigte sich in vermeintlich einfachen Volkslied-Sätzen oder Kunstlied-Fassungen von Schumann, Mendelssohn und Jacques Ibert.

Welches Potential dieses Ensemble birgt, wurde deutlich durch vier Solostücke, vorgetragen von vier Sängerinnen aus dem Coro Belcanto.

(RP/rl)
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