Tierisch süß Die Kobolde der Nacht sind erwacht

Leverkusen · Das Siebenschläfer-TV des Nabu liefert per Videokamera putzige Einblicke in das Leben im Nistkasten. 120.000 Besucher klickten 2019 das Programm. „Die Zuschauer kamen dabei nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sondern insgesamt aus inzwischen mehr als 60 Ländern“ berichtet Erich Schulz, Vorsitzender des Naturschutzbunds Leverkusen.

 Wohnung für den Siebenschläfer – die vom Nabu eingerichteten und mit Kameras versehenen Nistkästen werden dankbar angenommen. 

Wohnung für den Siebenschläfer – die vom Nabu eingerichteten und mit Kameras versehenen Nistkästen werden dankbar angenommen. 

Foto: Nabu/BUND

(bu) Nach sieben Monaten Winterschlaf sind die Siebenschläfer erwacht, und das bundesweit einzigartige Siebenschläfer-TV vom Naturschutzverein Nabu Leverkusen ist wieder online. Seit Anfang Juni können Tierfreunde  weltweit per Internet das bunte Treiben der wild lebenden Siebenschläfer in ihrem Wohnzimmer verfolgen (siehe Info).

Das Interesse der Internetnutzer am munteren Treiben der Leverkusener Siebenschläfer war auch 2019 erfreulich groß, berichtet der Nabu.  In den fünf Monaten der Übertragung besuchten mehr als 120.000 Menschen die Webcam. „Die Zuschauer kamen dabei nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sondern insgesamt aus inzwischen mehr als 60 Ländern“ berichtet Erich Schulz,  Vorsitzender des Nabu  Leverkusen. Damit werde eines der Ziele des Projektes erreicht, über das geheime Leben dieser nachtaktiven Säugetiere aufzuklären. Viele hätten dieses wichtige Rädchen im Uhrwerk der Natur auf diese Weise zum ersten Mal kennengelernt.

Möglich wird das diesjährige Siebenschläfer-TV durch eine Förderung der Deutschen Postcode Lotterie und durch Spenden von begeisterten Internet-Zuschauern, die nicht auf die Beobachtung der nächtlichen Kobolde verzichten wollen.

Tagsüber schläft Familie Siebenschläfer auf engstem Raum, nicht ahnend, dass die Bilder davon um die Welt gehen.   

Tagsüber schläft Familie Siebenschläfer auf engstem Raum, nicht ahnend, dass die Bilder davon um die Welt gehen.   

Foto: Nabu/BUND

Siebenschäfer leben in Laubwäldern, und in vielen Bereichen Deutschlands sind auch alte Streuostwiesen ihre bevorzugte Heimat. Die hohen Obstbäume mit ihren riesigen Kronen, die im Frühjahr ein  scheinbar unendliches Blütenmeer produzieren sind eine Augenweideund zudem ein wertvoller Lebensraum für viele Tiere,  wie eben auch den Siebenschläfer.

2015 begann das Siebenschläfer-Projekt des Nabu Leverkusen mit dem Aufstellen der mit Kameras ausgestatteten Nistkästen. Die Siebenschläfer belohnten seitdem  die engagierten Bemühungen der Naturschützer mit putzigen Einblicken in ihre Wohnstube. Sie präsentierten Putzaktionen, gemütliches Chillen oder die Balz, und auch die Geburt der nackten rosa Jungen und deren Heranwachsen ist ein Erlebnis. Zunächst entwickelt sich das graue Fell, und mit 21 Tagen öffnen die jungen Siebenschläfer bereits ihre Augen. Bald darauf trainieren die Teenager als Vorbereitung auf die Zeit außerhalb des Nistkastens ihre Muskeln beim Balgen und Klettern.

2019 waren nur drei der mit Kameras ausgestatteten Nistkästen besetzt, berichtet der Nabu. Dies zudem recht spät, da die Nächte im Mai noch sehr kalt waren – und Siebenschläfer mögen es warm. „Den ganzen Juni über haben sie sich dann sehr unstet verhalten. Mal war kein Siebenschläfer zu sehen, dann mal einer und manchmal gar bis zu zehn in einem Nistkasten“, heißt  es in dem Bericht des Nabu. Und  weiter:  Anfang August kamen dann die ersten Jungen zur Welt. Da das Wetter im Sommer sehr heiß war, musste das Muttertier ihre nackten Jungen nicht so intensiv mit Blättern wärmen – die Video-Einblicke waren perfekt. Als die Jungen größer wurden, waren sie kaum noch zu bremsen, und ihre Kletterkünste waren gut zu beobachten. Teilweise ging es kopfunter an den Wänden entlang. Der September war dann ein sehr problematischer Monat für die Siebenschläfer, da die Nächte mit zehn Grad viel zu kalt und die Tage verregnet waren. Um den überlebenswichtigen Winterspeck anzusetzen, waren das schlechte Voraussetzungen. „Dafür war dann der Winter recht mild und so haben hoffentlich viele Junge den Winter überlebt“, schreibt der Nabu.

 Wer guckt denn da ins Freie? Die nachtaktiven Tiere kommen meist erst heraus, wenn es dunkel wird.

Wer guckt denn da ins Freie? Die nachtaktiven Tiere kommen meist erst heraus, wenn es dunkel wird.

Foto: Nabu/BUND

Die nachtaktiven Nager mit dem buschigen Schwanz sind Ende Mai aus ihrem sieben Monate dauernden Winterschlaf erwacht und haben jetzt ein straffes Zeitprogramm vor sich. Zunächst heißt es möglichst viel fressen, denn der lange Winterschlaf hat alle Fettreserven schrumpfen lassen. Dann muss ein Revier abgesteckt und ein Platz zur Gründung einer Familie gefunden werden.

Siebenschläfer sind Höhlenbewohner und nutzen zum Beispiel Höhlen von Spechten als Unterschlupf und für die sichere Aufzucht der Jungen. Da in unseren Wäldern alte, dicke Bäume mit Höhlen jedoch selten geworden sind, verwenden die munteren Kobolde der Nacht auch gerne Nistkästen.

In mehrere dieser Nistkästen hat das Siebenschläfer-Team jetzt wieder Kameras eingebaut. Die jeweils interessanteste Live-Webcam ist online einsehbar. Zudem wurde mit der Erfahrung der vergangenen Jahre die Nistkästen und die Technik noch einmal optimiert. So wird die Übertragung fast in HD-Qualität gesendet. „Wir freuen uns schon auf die neuen Einblicke in das Leben dieser faszinierenden Tiere“ sagt Erich Schulz. „Viele Highlights haben wir auch als Videos über Youtube ins Netz gestellt.“

(bu)
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