Leverkusen Schwieriger Umgang mit jungen Flüchtlingen

Leverkusen · In Leverkusen sind derzeit 104 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Die meisten sind 16 oder 17 Jahre alt, der Jüngste ist zehn und Bruder eines 17-Jährigen.

Leverkusen: Schwieriger Umgang mit jungen Flüchtlingen
Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ein kleinerer Teil kommt aus Syrien, der größere aus Afghanistan. Während die syrischen Jugendlichen Ausweisdokumente vorzeigen können, hätten die aus Afghanistan in der Regel keine dabei. Sie seien über die sozialen Netzwerke sehr gut untereinander "verdrahtet", erläuterte Fachbereichsleiterin Angela Hillen jetzt den Mitgliedern des Kinder- und Jugendhilfeausschusses.

Volljährig oder noch nicht: Das genaue Alter sei schwer zu schätzen. "Wir erleben da seltsame Wandlungen", sagte Hillen. Mal hätten dieselben Personen 18 Jahre angegeben - wenn sie mitbekommen, dass es Sonderregelungen für Minderjährige gibt, seien sie plötzlich 17 gewesen. Bei der Taschengeldausgabe dann wieder 18. "Wir nehmen zunächst als wahr an, was ein junger Mensch uns sagt", betonte Angela Hillen.

Seit dem 1. November gilt eine neue Rechtslage bei der Verteilung. Bis dahin galt die Verpflichtung, alle ankommenden Minderjährigen in Obhut zu nehmen und sie in Pflegefamilien beziehungsweise Einrichtungen unterzubringen. Alleinreisende Minderjährige blieben da, wo sie zuerst angekommen waren. Weil insbesondere größere Kommunen mit der Anzahl überfordert waren, gilt nun eine "vorläufige Inobhutnahme": Die Neuankömmlinge müssten dem Landesjugendamt gemeldet werden, innerhalb von sieben Tagen müsse ein Bericht über den Gesundheitszustand erstellt sein. Leverkusen arbeite mit einer Röntgenpraxis zusammen, die dafür samstags öffne. Danach warte die Verwaltung auf die Rückmeldung vom Land, ob die Einzelnen in der Stadt bleiben oder in eine andere Kommune gehen.

Ein großer Teil wohnt im Jugendwohnheim St. Engelbert. 15 junge Menschen in der Jugendschutzstelle Düsseldorfer Straße. Stillstand gebe es in der Unterkunft Görresstraße. Dort sind die Windpocken ausgebrochen; man könne derzeit weder raus noch rein vermitteln.

Der Fachbereich habe Pflegefamilien angeworben. Eine Schwierigkeit sei allerdings, dass meist Geschwister kommen und zusammenbleiben, die Familien aber meist nur einen Jugendlichen aufnehmen wollen.

Die Unterbringung eines syrischen Geschwisterpaares sei gescheitert, erzählte Angela Hillen. Dabei seien die Voraussetzungen ideal gewesen bei dem muslimischen Ehepaar türkischer und arabischer Abstammung mit Kindern im passenden Alter. Das habe aber nicht funktioniert: Als das Geschwisterpaar mitbekam, dass die Familie Geld dafür bekommt, erwarteten die Flüchtlingsgeschwister nun eine Art Hotelbetrieb.

(inbo)
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