Landrat-Lucas-Gymnasium Schulklasse im Gericht – Rechtskunde hautnah

Opladen · Am Opladener Landrat-Lucas-Gymnasium ist das ungewöhnliche Fach „Recht & Wirtschaft“ bei Schülern heiß begehrt.

Foto: Bernd Bussang

Eigentlich hätte es im Saal 4 des Amtsgerichts zu einer Verhandlung kommen sollen. Diebstahl mit Waffen lautete der Vorwurf auf der Anklageschrift. Die drei geladenen Zeugen, die Staatsanwältin und die Richterin waren vor Ort – der Angeklagte nicht. Pech für eine Schulklasse des Landrat-Lucas-Gymnasiums, die sich diesen Fall gerne vor Ort anschauen wollten.

Die Gunst der Stunde nutzte aber die Richterin, um ausführlich auf Fragen der Schüler zu antworten. Denn wenn ein Angeklagter nicht pünktlich zum Termin auftaucht, hat dieser noch 15 Minuten Zeit, ehe auch ein Urteil ohne seine Anwesenheit gesprochen werden kann. So wurde die Richterin unter anderem gefragt, wie lange ihre „Ausbildung“ den gedauert habe, bis sie als Richter arbeiten durfte. „Bis ich mein zweites Staatsexamen hinter mir hatte, dauerte es schon acht Jahre“, antwortete sie und viele Schüler zeigten sich erstaunt über die lange Studienzeit.

Mit Arbeitsblättern in der Hand notierten sich die rund 25 wissbegierigen Jugendlichen sämtliche Infos zum Thema Amtsgericht. Denn am Landrat-Lucas-Gymnasium gibt es bereits seit einigen Jahren das Fach „Recht & Wirtschaft“ für das achte und neunte Schuljahr. „Das Fach Rechtskunde können die Schüler sogar als mündliches Prüfungsfach beim Abitur wählen“, sagt Eva Mebus, Rechtsanwältin für Strafrecht, die an der Schule das Fach unterrichtet.

Die Nachfrage nach dem Fach ist sogar so groß, dass es in Zukunft sinnvoll sei, zwei Unterrichtsgruppen anzubieten. Im Leverkusener Umkreis ist dieses Schul-Angebot einmalig.

So setzen sich die Schüler bereits in jungen Jahren mit Gesetzestexten auseinander. Neben juristischen Fachtermini sollen den jungen Leuten  anhand von Fallbeispielen der Umgang mit und das „Durchdringen“ von abstrakten Gesetzesformulierungen vermittelt werden. Da in der Rechtswissenschaft unterschiedliche Auslegungen möglich sind, lernen die Schüler zeitgleich, dass es nicht nur ein „Schwarz-Weiß“-Denken bzw. ein Richtig oder Falsch in der Gesellschaft gibt, sondern dass dieses Thema vielschichtiger ist. In den Klausuren werden dann Fälle mit Hilfe des Gesetzes beurteilt.

Ein Urteil im Falle des nicht aufgetauchten Angeklagten gab es dann auch noch. In einer Warenhauskette in Wiesdorf soll er ein Parfum im Wert von 100 Euro mitgehen lassen haben und aufgeflogen sein. Da der Mann unter anderem ein Taschenmesser mit sich trug, wurde in diesem im Verhältnis doch recht harmlosen Fall dann doch eine Bewährungsstrafe von  sechs Monaten gegen ihn ausgesprochen.

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