Bei Weltmeisterschaft im „FireFit“ weit vorn Deutschlands fittester Feuerwehrmann kommt aus Leverkusen

Leverkusen · Werkfeuerwehrmann Ralf Sikorra aus dem Leverkusener Chempark wird bester Deutscher bei der internationalen „FireFit Challenge“ in Kanada. Sie gilt als offizielle Weltmeisterschaft in diesem Wettbewerb.

 Fast geschafft: Nur noch wenige Sekunden trennen Ralf Sikorra vom Ziel. Als vorletzte Station der Challenge muss er einen unter Wasserdruck stehenden Schlauch 30 Meter weit tragen, um am Ende ein Ziel zu treffen.

Fast geschafft: Nur noch wenige Sekunden trennen Ralf Sikorra vom Ziel. Als vorletzte Station der Challenge muss er einen unter Wasserdruck stehenden Schlauch 30 Meter weit tragen, um am Ende ein Ziel zu treffen.

Foto: Currenta

Es war ein hartes Stück Arbeit für einen 52-Jährigen. Ralf Sikorras Muskeln brennen, seine Lunge pumpt wie eine Lokomotive, als er mit Helm und in voller Montur eine 80 Kilogramm schwere Pumpe rückwärtslaufend ins Ziel zieht. Der extreme Einsatz hat sich gelohnt: 1:39 Minuten zeigt die Stoppuhr. Es ist Sikorras persönliche Bestzeit, und sie katapultiert ihn am Ende auf Platz vier bei der „FireFit Challenge“ in Kanada, die als die härteste der Welt gilt. Damit ist der Leverkusener Werksfeuerwehrmann aktuell der wohl fitteste Brandhüter Deutschlands.

„Man muss seine Zähne zusammenbeißen, dem Gegner geht es ja genauso“, sagt der 52-Jährige. „Als ich vor sieben Jahren mit dem Sport angefangen habe, hätte ich nie gedacht, einmal so eine Zeit zu erreichen.“ Die Challenge verlangt selbst hart trainierten Feuerwehrmännern alles ab, berichtet Sikkoras Arbeitgeber, der Chemparkbetreiber Currenta, in einer Pressemitteilung. In voller Ausrüstung, die etwa 30 Kilogramm Zusatzgewicht bedeutet bringt, muss ein 20 Kilogramm schweres Schlauchpaket zunächst einen Turm über drei Etagen hochgetragen werden. Oben angekommen ziehen die Teilnehmer ein weiteres ebenso schweres Schlauchpaket hoch. Danach geht es die Treppe wieder runter. Aus Sicherheitsgründen muss jede Stufe einzeln genommen werden und immer eine Hand am Geländer sein. Unten angekommen greift sich der Feuerwehrmann einen circa fünf Kilogramm schweren Hammer und muss damit ein 75 Kilogramm schweres Gewicht 1,50 Meter nach hinten schlagen. Ist das geschafft, rennt er 30 Meter Slalom zu einem mit Wasser gefüllten Schlauch, der wieder die 30 Meter zurückgezogen werden muss, um dann mit dem Wasserstrahl ein Ziel zu treffen. Die letzte Herausforderung ist eine 80 Kilogramm schwere Puppe, die 30 Meter rückwärts laufend ins Ziel gezogen wird.

 Bester deutscher Feuerwehrmann bei der „FireFit Challenge“ in Kanada: Ralf Sikorra aus Leverkusen.

Bester deutscher Feuerwehrmann bei der „FireFit Challenge“ in Kanada: Ralf Sikorra aus Leverkusen.

Foto: Currenta

Für die Wettkämpfe opfert der Leverkusener Werkfeuerwehrmann fast all seine Urlaubstage. Die Reisen in ferne Länder, in die ihn seine Wettkämpfe führen, finanziert er aus eigener Tasche. Um sich auf die zahlreichen Wettkämpfe vorzubereiten, macht Sikorra mindestens drei Mal pro Woche „Cross Fit“. Dabei wird vor allem die Kraftausdauer trainiert. „Das hilft enorm, gerade bei der Challenge. So kann ich gegen Ende des Wettkampfes nochmal Gas geben statt müde zu werden“, sagt er.

Der Erfolg der Schinderei bleibt nicht aus. Anfang Mai ging er beim „Stairrun“ (Treppenlauf) in Berlin an den Start. Dabei laufen die Teilnehmer in voller Ausrüstung und mit angeschlossenem Atemschutzgerät vom Startpunkt etwa 400 Meter bis zu einem Hoteltreppenhaus und dort 770 Stufen nach oben, das entspricht 39 Etagen. Es treten Zweierteams an und laut Reglement müssen die Teamkollegen gemeinsam oben ankommen. In diesem Jahr erzielten Sikorra und sein Begleiter den ersten Platz in ihrer Altersklasse.

Ralf Sikorra will beweisen, dass man auch mit über 50 Jahren noch extrem fit sein kann. „Ich möchte ein gutes Beispiel sein und zeigen, wie leistungsfähig wir sind. Als Feuerwehrmänner sind wir alle fit, ich mache es nur für mich zum Sport und habe Freude an Höchstleistungen“, berichtet Sikorra.

Ein Hobby, das viele Freizeit beansprucht. Mit seiner Frau versucht der 52-Jährige trotz seines Berufes und seiner Leidenschaft für den Sport so viel Zeit wie möglich zu verbringen. Die Partnerin begleitet ihren Mann zu jedem Wettkampf, weltweit. „Sie ist mein treuester Fan“, sagt Sikorra und lacht.

Seit 25 Jahren ist er Feuerwehrmann. Ausgebildet wurde er im Chempark Krefeld-Uerdingen und arbeitete dort mehr als 22 Jahre, seit zweieinhalb Jahren ist er Wachabteilungsleiter am Chempark-Standort in Leverkusen. In seiner Freizeit unterstützt er zusätzlich die freiwillige Feuerwehr der Stadt Neuss. 1983 hat der damals 17-Jährige in Krefeld eine Ausbildung zum Schlosser gemacht. Als dann zehn Jahre später eine Stelle zum Werksfeuerwehmann im Chemiepark ausgeschrieben war, bewarb er sich. „Ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommen würde. Aber seit dem ersten Tag mache ich diesen Job unglaublich gerne, weil er so abwechslungsreich ist. Kein Tag ist wie der andere“, sagt Sikorra.

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