Leverkusen Schleuser – Geld und Pässe liefen über Leverkusen

Leverkusen · Die Einsatzkräfte der Bundespolizei, die am frühen Donnerstagmorgen in die Wohnung von zwei Leverkusenerinnen eindrangen, fackelten nicht lange. Sie begannen sofort mit der Durchsuchung, so wie zeitgleich bei Objekten in Hamm, Werl, Wuppertal und dem niederländischen Emmeloord. Hintergrund der Aktion: Ermittlungen gegen eine Schleuserbande, die mindestens 42 türkische, syrische und irakische Staatsangehörige nach Europa eingeschleust haben soll. Die zahlten dafür zwischen 5000 und 10 000 Euro pro Person.

 Der Koffer des Haupttäters enthielt gefälschte Pässe.

Der Koffer des Haupttäters enthielt gefälschte Pässe.

Foto: Polizei

Die Leverkusenerinnen, die nach Informationen unserer Zeitung ebenso wie weitere Helfer kurdischer Abstammung sein sollen, waren nach Auskunft eines Polizeisprechers vermutlich dafür verantwortlich, eben jene Gelder nach Deutschland zu transferieren.

Dazu benutzten sie das so genannte Hawala-Banking — ein weltweit funktionierendes informelles Überweisungssystem aus dem Orient, bei dem ein Geldüberbringer ("Hawaladar", Händler) eine Summe von einer Person zu einer anderen transportiert und in deren Landeswährung auszahlt, oft zu einem günstigeren Wechselkurs.

Das Büro eines Hawala-Händlers befindet sich häufig innerhalb eines regulären Geschäftes wie einem Import-Export-Unternehmen oder einer religiösen oder sozialen Einrichtung. Es ist aber auch möglich, die Geschäfte in einem Café oder auf der Parkbank abzuwickeln. In Deutschland ist es strafbar. Rund 420 000 Euro sollen die Täter auf diese Art und Weise mit ihren Schleusungen kassiert haben.

Außerdem sollen die Leverkusener Verdächtigen dabei geholfen haben, die zu schleusenden Personen mit gefälschten Pässen zu versorgen — sei es, dass sie Dokumentenbestandteile zu den Fälschern transportierten oder die fertigen Pässe an die zu Schleusenden oder den Haupttäter weiterleiteten.

Bei dem handelt es sich um einen 67-jährigen türkischen Staatsbürger, der im Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen wurde, als er versuchte, mit einem falschen spanischen Reisepass auszureisen. Während der Durchsuchung fanden die Ermittler sechs weitere gefälschte Pässe, mit denen er Kurden nach Europa schleusen wollte. Der 67-jährige, der unter mindestens acht verschiedenen Identitäten bekannt ist, soll ein komplexes Netzwerk unterhalten haben.

(RP)
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