Digitales Konzert im Scala Sandro Roys virtuose musikalische Reise

Leverkusen · Mit einem Live-Stream-Konzert ging das erste „stART“-Festival von Bayer Kultur zu Ende, das ganz ohne Publikum im Saal des Scala stattfand.

 Der Leverkusener Stipendiat Sandro Roy in Aktion.

Der Leverkusener Stipendiat Sandro Roy in Aktion.

Foto: Sensitive Colours

Kleine Zwischenfälle auf der Bühne vermögen Sandro Roy und die Kollegen seiner Unity Band leicht zu überspielen. Sie sind alle Profis, und für sie als Jazz-Musiker sind Improvisationen aller Art das täglich Brot. Wenn sich jedoch ein Fehler in die Übertragungstechnik einschleicht, den Ton stört und ihre Performance auf dem Bildschirm einfriert, sind sie schlicht machtlos. Zum Glück für alle Zuschauer beim Live-Stream-Konzert war die Unterbrechung nur kurz. Auf der Bühne des Opladener Scala, wo die Musiker eigentlich vor Publikum auftreten wollten, ließ sich keiner die Laune verderben an dem speziellen Musikprogramm, das auf mehreren Genre-Grenzen tanzte.

Pulsierend, virtuos, rhythmisch prägnant, voller Intensität und zugleich beseelt starteten sie ihre Jazz-Reise mit amerikanischen Einflüssen, um sich anschließend von irischem Folk und französischem Charme inspirieren zu lassen, um sich zum Schluss dem Schmelz der Filmmusik hinzugeben bei einer Hommage an den Filmmusik-Komponisten Ennio Morricone. Alles in einer wilden und hochemotionalen Mischung, die alle Hürden zwischen Gypsy, Jazz und Klassik ignoriert.
„Wandellust“ war dieses Konzert treffend überschrieben, das eigentlich als furioser Schlusspunkt des ersten „stART-Festivals“ von Bayer Kultur geplant war und nun im praktisch leeren Scala-Saal über die Bühne ging. Die war immerhin farbig ausgeleuchtet, so dass die Ticketbesitzer an ihren Bildschirmen zumindest den Eindruck haben konnten, alles sei wie immer. Dank blendender Scheinwerfer konnten auch die Musiker beim Spielen die immer noch groteske Situation vergessen. Natürlich wünschen sie sich alle nichts sehnlicher als echte Zuhörer-Reaktionen. Dennoch seien sie Bayer Kultur sehr dankbar, wenigstens diese Möglichkeit der Konzerttätigkeit zu bekommen, versicherte Sandro Roy, der schon drei Jahre lang deren „stART“-Förderung bekommen hat und längst Teil der Familie ist.

In seiner Person vereinen sich schon zwei unterschiedliche Musiker. Als hervorragenden Klassik-Interpreten hat das Bayer Publikum den Geiger ebenso kennengelernt wie bei seiner zweiten Leidenschaft, dem Gypsy Jazz. Den zündet man nicht als Einzelgänger, sondern mit ausgewählten Partnern. Mit einem unglaublich fingerfertigen Boris Netsvetaev am Piano, dem beeindruckenden Stefan Rey am Kontrabass und und dem vitalen Sven Jungbeck an der Gitarre. Alle mit zündenden Soli und sehr viel Feingefühl für ein stimmiges Zusammenspiel. Nach Filmmusik-Schmelz, bei dem zu Hause die letzten Bissen aus der dazu bestellten Tapas-Box der Bayer-Gastronomie besonders gut gerutscht sein dürften, legten die Vier noch einmal ordentlich nach. Das letzte Stück sei ein persönlicher Dank an den Veranstalter: der Bayer Kultur Swing.

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