A1-Brücke in Leverkusen Bekommen Radfahrer ihre eigene Rheinbrücke?

Leverkusen/Prag · In Tschechien wurde eine neue Autobahnbrücke mit zwei Fahrradbrücken versehen, die die Radler unter der Schnellstraße sicher über zwei Flüsse bringen. Straßen NRW sieht darin auch eine Möglichkeit für die Leverkusener A1-Brücke.

 Die Fahrradbrücken hängen in Prag unter der Autobahn. Von dem Autolärm drüber bekommen die Radler nichts mit. Die Fahrradbrücken hängen in Prag unter der Autobahn. Von dem Autolärm drüber bekommen die Radler nichts mit.

Die Fahrradbrücken hängen in Prag unter der Autobahn. Von dem Autolärm drüber bekommen die Radler nichts mit. Die Fahrradbrücken hängen in Prag unter der Autobahn. Von dem Autolärm drüber bekommen die Radler nichts mit.

Foto: Susanne Genath

Eine separate Brücke nur für Radfahrer, das wünscht sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), wenn die Leverkusener Rheinbrücke demnächst neu gebaut wird. "Wir stellen uns eine eigene Fuß- und Radfahrerbrücke rheinauf- oder rheinabwärts vor", sagt Christoph Schmidt vom ADFC. "Alternativ könnte eine eigene Brücke unter die Autobahnbrücke gehängt werden."

Bislang sind beim Neubau der A1-Brücke nur - wie bisher - Radwege neben den Autospuren vorgesehen. Die sind dem ADFC jedoch zu eng, insbesondere angesichts der Tatsache, dass zunehmend schnelle E-Biker dort unterwegs sind und das Radschnellwegenetz ausgebaut werden soll.

 Der südliche Autobahnring von Prag führt über die Flüsse Berounka und Moldau. An diesen Stellen wurde die Hochbrücke zusätzlich mit Fahrradbrücken versehen.

Der südliche Autobahnring von Prag führt über die Flüsse Berounka und Moldau. An diesen Stellen wurde die Hochbrücke zusätzlich mit Fahrradbrücken versehen.

Foto: Ondrej Jungmann, BÖGL a KR´YSL

Dass es möglich ist, eine Radbrücke unter einer Schnellstraße anzubringen, beweist die Stadt Prag. Vor einigen Jahren wurde ein neuer City-Autobahnring um die tschechische Hauptstadt gebaut. Von der rund sechs Kilometer langen Umgehungsstraße im Süden verlaufen zwei Kilometer über eine Brücke über das Berounka-Tal. Und dort, wo das Bauwerk zwei Flüsse überquert - nämlich die Berounka (Beraun) und die Moldau - wurde jeweils eine eigene Rad- und Fußgängerbrücke unter der Autobahn angebracht. Ein Novum.

"Ähnliche Konstruktionen in Deutschland sind uns nicht bekannt", heißt es von der bayerischen Firma Max Bögl, die an dem Bau der Brücke beteiligt war. Dabei würden die Radbrücken in Tschechien - wie grundsätzlich die Radwege - sehr positiv angenommen und genutzt.

Max Bögl hat nach eigenen Angaben 2008 nur die Berounka-Überführung gebaut. "Die Fahrradbrücke wurde nach der Betonage der Straßenbrücke angehängt", teilt das Unternehmen mit. Fünf Monate habe der Bau der 178,94 Meter langen Brücke gedauert. "Dazu kommen noch die Auf- und Abfahrtsspiralen." Kosten: Etwa 1,5 Millionen Euro ohne Auf- und Abfahrtsspiralen.

Die Firmengruppe hält ähnliche Hängebrücken-Konstruktionen auch andernorts für möglich, vorausgesetzt, die Brückenstatik der Hauptbrücke sei für die unten angehängte Zusatzlast dimensioniert. Außerdem müssten "Aufhängepunkte beachtet und eventuelle Eigenschwingungen berücksichtigt werden".

Auch beim Landesbetrieb Straßen NRW, der die neue Rheinbrücke im Zuge des A-1-Ausbaus errichtet, hält man eine angehängte Radbrücke wie in Prag für umsetzbar. "Grundsätzlich ist so etwas aus Ingenieurssicht natürlich möglich", teilt Timo Stoppacher, Sprecher des Landesbetriebs, mit. "Wir sehen aber den Bedarf an Fußgänger- und Radwegen durch die 3,25 Meter breiten Wege auf jeder Seite der Brücke erfüllt. Weitere oder andere Lösungen für Fußgänger und Radfahrer müssten von den Kommunen finanziert werden."

In Tschechien war es übrigens die Stadt Prag selbst, die die neuartige Radbrücke ins Spiel gebracht hatte. "Im Zuge des Bewerbungsgedankens für die Olympischen Sommerspiele für 2024/28 wurden damals einige Konzepte in der Umgebung der Berounka-Brücke entwickelt", berichtet eine Sprecherin von Max Bögl. In diesem Zusammenhang habe die Stadt die Fahrradbrücke für die Planung vorgeschlagen. "Ausgeschrieben und bezahlt hat es die Autobahndirektion, da ein Fahrradweg sowieso vorgesehen war."

Der ADFC hat nach eigenen Angaben bereits für Kölner Innenstadtbrücken überlegt und der Stadt vorgeschlagen. "Wir haben von der Stadt aber kein Feedback bekommen", berichtet Christoph Schmidt.

(sug)
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