Leverkusen Rheinbrücke ist Prüfstein für Koalitionsverhandlung

Leverkusen · Bei den Verhandlungen von SPD und CDU in Berlin geht es im Verkehrssektor auch um das Beispiel der Rheinbrücke auf der A 1.

Die Rheinbrücke zwischen Köln und Leverkusen ist bundesweit das bekannte Beispiel für das marode Straßensystem in Deutschland.

Die Rheinbrücke zwischen Köln und Leverkusen ist bundesweit das bekannte Beispiel für das marode Straßensystem in Deutschland.

Foto: Uwe Miserius

Wenn in Berlin zurzeit die Verkehrs-Experten von CDU und SPD die Köpfe zusammenstecken, um über Gemeinsamkeiten in den Koalitionsverhandlungen zu beraten, dann ist Leverkusen gewissermaßen eines der wichtigsten "Tischgespräche". Denn kaum ein anderer Fall ist Experten zufolge so geeignet, das Thema Investitionsstau an Verkehrswegen zu beleuchten, wie das Beispiel der maroden Leverkusener A 1-Brücke.

"Leverkusen ist die Blaupause für alles, was passieren kann, wenn die Politik nicht mehr in die Autobahnen und Bundesstraßen investiert", sagt Holger Schilp. Deshalb sei der Fall auch für zukünftige Etat-Verhandlungen eine enorm wichtige Argumentationshilfe.

Schilp ist Kommunikationschef beim Interessenverband Pro Mobilität, der für die Steigerung von Qualität bei Fernstraßen und anderen Verkehrswegen eintritt. Leverkusen und seine Brückenproblematik erfüllten alle Kriterien, um "das Thema in die Köpfe der Leute zu bekommen", sagt er. Erst recht, da es sich um einen Fall aus einem wirtschaftlich wichtigen Ballungsraum handele.

Der Verband hat daher in einem neuen Informationsschreiben unter der Forderung "Brücken vorausschauend sanieren" noch einmal die wichtigsten Elemente und Auswirkungen der A 1-Brückensperrung zusammengestellt:

- Ungeplante Sperrung 2012/2013 für Lkw ab 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wegen dringender Reparaturen für 92 Tage

- Ausweichstrecken rund 20 Kilometer, stark Stau belastet

- Volkswirtschaftliche Kosten der Sperrung: zwischen 60 und 80 Millionen Euro (selbst ohne Staus 30 Millionen)

- Kosten meist von Nutzern zu tragen, insbesondere von der regionalen Wirtschaft (Zeitverluste, Kraftstoffe, Lkw-Maut)

- Ungewissheit, ob die Brücke bis zur Fertigstellung der Ersatzbauwerke (Bau ab 2017, rund 220 Millionen Euro) offen bleibt

Dass Leverkusen und seine Brückenproblematik politisch schon einiges in Bewegung gebracht hat, steht für Holger Schilp außer Frage. Union und SPD hätten bereits in ihren Bundestags-Wahlprogrammen deutlich erkennen lassen, dass sie auf den großen Investitionsstau an Verkehrswegen reagieren und die Finanzausstattung verbessern wollen: "Das ist sehr zu begrüßen."

Zum Vergleich: In der Finanzplanung bis 2017 der bisherigen Bundesregierung vom Juli sei ein solcher Schwerpunkt noch nicht ersichtlich gewesen. "Für Autobahnen und Bundesstraßen ist hier über die gesamte Legislaturperiode ein Investitionsniveau von nicht einmal fünf Milliarden Euro pro Jahr vorgesehen", sagt Schilp. "Das wären unter Berücksichtigung gestiegener Baupreise rund 30 Prozent weniger als zu Beginn der letzten Großen Koalition 2005."

Dass der Ausbau von Verkehrswegen gerade im Bereich Leverkusen generell von Anwohnern kritisch gesehen wird, kann Pro Mobilität nachvollziehen. Schilp argumentiert jedoch: "Es geht darum, Engpässe zu beseitigen, nicht den Verkehr zu verlagern."

Rollten Autos und Lastwagen zuverlässig, gebe es weniger gefährliche und teure Staus und auch die Schadstoff- und Lärmbelastung verringere sich merklich. "Und davon", sagt Holger Schilp, "profitieren letztlich doch alle."

(RP)
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