Leverkusen Remigius-Krankenhaus: gut Leben mit künstlichem Darmausgang

Leverkusen · Mit einem anrührenden und ebenso informativen Vortrag einer Patientin begann der Stoma-Tag im St. Remigius-Krankenhaus. Sie hatte ein jahrelanges Martyrium und eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. Heute lebt sie mit einem künstlichen Darmausgang (Stoma) - "richtig gut", wie sie in ihrem mitreißenden Vortrag verdeutlichte.

 Chefarzt Dr. Dirk R. Wassenberg informierte beim Stoma-Tag.

Chefarzt Dr. Dirk R. Wassenberg informierte beim Stoma-Tag.

Foto: UM

Doch der das Stoma ist für viele ein Tabuthema - obwohl Darmkrebs bei den Krebserkrankungen in Deutschland mit an erster Stelle steht. "Mehr als 100.000 Deutsche führen mit einem Stoma ein aktives Gesellschaftsleben", informiert Dr. Dirk R. Wassenberg, Chefarzt im St. Remigius-Krankenhaus. Es besteht ein hoher Informationsbedarf, dem das Remigius-Krankenhaus nun auch mit einem Stoma-Tag zu begegnen versuchte. Denn zu einem Leben mit dem künstlichen Darmausgang brauche man versierte Spezialisten an seiner Seite, denn ein Stoma verändere dauerhaft die Physiognomie und die Physiologie des Körpers, sagt der Chefarzt. In Vorträgen bekamen die Besucher im St. Remigius Krankenhaus aktuelle Informationen zum Thema Stoma-Pflege. Und sie konnten Kooperationspartner des Hauses aus Industrie, lokalen Sanitätshäusern, Pflegediensten und Patientenorganisationen befragen und sich Ratschläge geben lassen. Am meisten beeindruckte aber wohl die Schilderung der Patientin die Betroffenen und Angehörigen, die zum Informationstag gekommen waren. Da ging es um Sexualität vor und nach dem Stoma, um peinliche Momente, wenn beim kranken Menschen unkontrolliert Darmgase aus dem Mund austreten und für unschöne Geräusche sorgen. So eindringlich die Patientin ihre Leidenszeit schilderte, so motivierend für die Betroffenen war auch ihre Beschreibung, wie gut sie heute mit dem Stoma zurechtkommt und welch' große Lebensqualität sie zurückgewonnen hat: "Als ich meinen künstlichen Darmausgang hatte, habe ich meinen Rucksack gepackt und bin nach Asien gereist. Ich genieße seither das Leben, wie ich es vorher nie konnte", sagte sie und verriet, dass sie unter Morbus Crohn, einer eigentlich als unheilbar geltenden Krankheit, gelitten habe. "Man hat mir alles herausgeschnitten, das entzündet war", berichtete sie und zeigte ein Foto mit dem Stoma: "Das gehört zu mir", ermunterte sie die übrigen Betroffenen, sich mit der Lebenssituation auch den Partnern gegenüber einzustellen: "Liebe geht über das kleine Beutelchen am Bauch hinaus, man liebt ja den ganzen Menschen", machte die Patientin Betroffenen Mut.

(RP)
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