Leverkusen "Raus aus der Routine" - Klimaschutz-Vortrag auf Gut Ophoven
Leverkusen · Pro Jahr verbraucht ein Mensch in Deutschland rund elf Tonnen CO². Besonders dramatisch ist der Emisionsausstoß auf den Gebieten Konsum und Verkehr. Deswegen ist die Stadt gefragt - und jeder Einzelne.
"Geiz ist Geil", bei diesem Ausdruck verzieht Hans-Martin Kochanek, Leiter des NaturGut Ophoven, nur das Gesicht. Rund 30 Prozent der CO² Ausstöße pro Kopf werden durch übermäßigen und vor allem unbedachten Konsum verursacht. Er fordert eine Verhaltensrevolution: "Wir sollten bei jedem Einkauf daran denken, dass unsere Welt lebenswert bleiben soll". Lebenswert heißt vor allem Lebensraum erhalten. Neuste Untersuchungen ergaben, dass der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrtausends nicht um die vorhergesehenen 30 cm, sondern um das Doppelte steigen könnte. "Bei einem Anstieg um einen Meter müssen wir mit rund 13 Millionen Klimaflüchtlingen, allein in Europa rechnen", erklärt Kochanek. Die Heimat dieser Menschen wäre überflutet.
Bei dem Vortrag zur Klimabilanz wurde im NaturGut Ophoven jetzt ein dunkles Bild der Zukunft gemalt. Die aktuelle Situation sei mit der Fahrt in einem ICE zu vergleichen. "Alles scheint gut, doch können wir nicht sehen, dass die Schienen hinter der nächsten Kurve ins Leere laufen", sagt Kochanek. Doch Forscher sehen bereits um die Ecke und warnen vor den Folgen der Klimaveränderung. Das politische Vorhaben, den Anstieg der Lufttemperatur um mehr als zwei Grad im Vergleich zu der Zeit vor der Industrialisierung zu verhindern, droht zu scheitern. "Machen wir so weiter wie bisher, wird die Durchschnittstemperatur um drei Grad steigen", erklärt der Experte.
In Leverkusen werde einiges getan, um einen Beitrag zum Klimascutz zu leisten. Oberbürgermeister Uwe Richrath sieht die Gründung des NaturGuts Ophoven 1984 als wichtigen Grundstein der Klimabildung der Leverkusener an. Mittlerweile kommen jährlich rund 30.000 Schüler auf das Gelände, um etwas über Naturschutz zu lernen. Auch durch das Projekt "energieLux" werden Schüler zu Klimaexperten. Die teilnehmenden Schulen treffen eine schriftliche Vereinbarung mit der Stadt, sich für das Energiesparen einzusetzen. Zudem bemühe man sich auf politischer Ebene, erklärt Richrath.
Voraussichtlich stelle die Stadt zum 1. Mai einen Klimaschutzmanager ein. "Das Thema braucht die Rückendeckung der Stadt", betont auch Alexander Lünenbach, vom Dezernat Bürger, Umwelt und Soziales. Die Stadt plant unter anderem den Ausbau von Fahrradstationen und Radwegen. Auch über den Ausbau von E-Mobilität und hybriden Fahrzeugen denke man nach. Außerdem habe die Stadt bereits mit dem Konjunkturpaket zwei einige nicht ernergieeffiziente Schulen und andere städtische Einrichtungen saniert. "Bei Neubauten wie der Bahnstadt, achten wir auf einen hohen ökologischen Nutzen", betont der Oberbürgermeister.
"Es ist aber auch die Aufgabe eines jeden Einzelnen, etwas für den Klimaschutz zu tun", meint Ingrid Mayer vom Bund Umwelt und Naturschutz Leverkusen. Vor allem, so sagt sie, sei es wichtig, mehr auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen und Bio- sowie regionale Lebensmittel zu kaufen. Durch den bewussten Einkauf kann ein aufmerksamer Konsument bis zu 50 Prozent seines CO² Ausstoßes auf diesem Gebiet vermindern. In einem Einkaufsführer für Leverkusen hat der Bund alle Lebensmittelhändler zusammengestellt, die ökologisch wertvolle Produkte verkaufen. Das Heft liegt im InfoTreff des Bund in der Richard-Wagner-Straße 23, aus.
Eine Verhaltensrevolution heißt demnach "Raus an der Routine und Spaß daran haben, jeden Tag aufs Neue zu lernen, wie wir die Umwelt schützen können", fasst der Leiter des NaturGut Ophoven zusammen.