Leverkusen Rauchverbot: Jetzt sitzen alle draußen

Leverkusen · Bußgelder vom Ordnungsamt sind seit Einführung des Rauchverbotes am 1. Mai noch nicht verhängt worden. Jetzt nehmen Raucher den Nichtrauchern die Plätze in der Außengastronomie weg. Und Gastwirte befürchten das Aus.

 Draußen vor der Stadt-Schänke müssen die Stammgäste Alexandra und Detlef Lückgen jetzt rauchen. Wenn es ihnen zu kalt wird, wollen sie zu Hause bleiben. "Die Gemütlichkeit leidet", kommentieren die Beiden. Wirtin Helene Dettinger will die Kneipe in einem Monat schließen, wenn es nicht mehr läuft.

Draußen vor der Stadt-Schänke müssen die Stammgäste Alexandra und Detlef Lückgen jetzt rauchen. Wenn es ihnen zu kalt wird, wollen sie zu Hause bleiben. "Die Gemütlichkeit leidet", kommentieren die Beiden. Wirtin Helene Dettinger will die Kneipe in einem Monat schließen, wenn es nicht mehr läuft.

Foto: Uwe Miserius

Die Zigarette zum Bier gibt es in den Leverkusener Kneipen seit dem 1. Mai nicht mehr. Wer rauchen möchte, muss nach draußen gehen. Die Reaktionen in der Opladener Fußgängerzone sind heftig. "Ich gucke mir das hier noch einen Monat lang an, und wenn es dann nicht läuft, dann mache ich zu", sagt Helene Dettinger, die Inhaberin der Stadt-Schänke. Und sie fügt hinzu: "Wenn ich die Pacht nicht mehr zusammenbekomme, dann gehe ich zum Sozialamt." Ihre Stammgäste Detlef und Alexandra Lückgen stehen draußen vor der Kneipe, mit Bierchen und Zigaretten: "Aber wenn es hier kalt wird, kommen wir nicht mehr. Dann bleiben wir zu Hause", bedauern die passionierten Raucher. Ihnen fehle draußen einfach die Gemütlichkeit, sagen sie.

Mit Kontrollen in den Gaststätten und Kneipen hält sich das Ordnungsamt Leverkusen noch zurück. Seit dem 1. Mai kann zwar die Missachtung des Nichtraucherschutzgesetzes mit Bußgeldern geahndet werden. Eigene Raucherkontrollen könne die Stadtverwaltung Leverkusen aber nicht ansetzen, berichtet Pressesprecher Michael Wilde auf Nachfrage. Das lasse der Personalstand im Ordnungsamt einfach nicht zu. Und an eine Aufstockung der Mitarbeiter für zusätzliche Kontrollen sei angesichts der Finanzlage der Stadt schon gar nicht zu denken, fügt Wilde hinzu. "Wir werden bei den ganz normalen Kontrollen der Spielhallen und Gaststätten darauf achten, dass das Nichtraucherschutzgesetz beachtet wird", betont der Pressesprecher.

In der Anfangszeit werde auch noch nicht "mit Kanonen auf Spatzen geschossen": "Wir werden es zunächst bei Verwarnungen belassen. Sollte es aber Wiederholungstäter geben, dann verhängen wir auch Bußgelder", kündigt Wilde an. Er gehe davon aus, dass die Kontrolleure "ihre Übeltäter" auch bald kennen und entsprechend wissen zu behandeln. Manche Städte rechnen auch bereits mit vermehrten Anzeigen wegen Ruhestörung, wenn sich die Raucher vor den Kneipen aufhalten. Der Pressesprecher der Stadt Leverkusen sieht dies aber gelassen: "In anderen Ländern funktioniert das doch schon seit Jahren. Wir sollten hier erst mal abwarten, ob es überhaupt Beschwerden gibt. Vielleicht passiert ja gar nichts."

Nicht nur Kneipen, auch "der Bäcker um die Ecke" ist von der neuen Gesetzesregelung seit Donnerstag betroffen. Kamps-Filialleiter Mehmet Ocak hatte eigens für etwa 6000 Euro eine Raucher-Lounge mit Glasscheiben einrichten lassen. Daran klebt jetzt ein Schild: "Rauchen verboten!" "Und der Rückbau kostet mich noch einmal viel Geld, außerdem muss ich von der Stadt jetzt mehr Außenflächen für die Raucher pachten", rechnet Ocak vor. Die Raucher Detlef und Alexandra Lückgen haben schon festgestellt: "Der Wettbewerb verschiebt sich. Jetzt nehmen wir Raucher allen Nichtrauchern die Plätze in der Außengastronomie weg," geben die beiden Leverkusener zu.

(RP)
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