Leverkusen Raubritter-Sitzung mit viel Wehmut

Leverkusen · Das Aus für "Opladens gute Stube" droht auch zur Schicksalsentscheidung für die KG Raubritter zu werden. Ob und wie es nach Aschermittwoch für die kleine Gesellschaft weitergeht, bleibt nach der 55. Kostümsitzung in der Stadthalle offen.

 Hoher Besuch: Prinz Manfred (2. v. rechts) steckt NRW-Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans die Prinzenspange an. Ihm haben die Raubritter 2012 die Silberne Steuerschraube verliehen.

Hoher Besuch: Prinz Manfred (2. v. rechts) steckt NRW-Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans die Prinzenspange an. Ihm haben die Raubritter 2012 die Silberne Steuerschraube verliehen.

Foto: Uwe Miserius

Als seine Tollität Prinz Manfred I. ("Der Prinz, der Musik mäht") den Saal mit seinem Mottolied fühlbar auf Betriebstemperatur gebracht hatte, strahlte auch Ralf Garrels. Der Vorsitzende der KG Raubritter erfreute sich aber nicht nur an der prächtigen Stimmung bei der 55. Kostümsitzung in der Opladener Stadthalle, sondern auch daran, dass es inzwischen gelungen war, Ralph Kuhn alias "Ne Usjeflippte" telefonisch aus dem Stau in Köln über eine weniger verstopfte Route zur Sitzung zu lotsen.

Die bunt kostümierten Jecken im Saal merkten davon nichts. Sie hatten ihren Spaß mit dem Rednerveteranen, der nach 15 Jahren beim "Schnäuzer Duo" erst seit 2012 wieder mit seiner alten Solo-Figur in die Bütt steigt. Dabei, verriet Garrels, handelte es sich bei Kuhn genaugenommen um die Drittbesetzung, hatten zuvor doch erst "Dä Schofför" alias Jens Singer und dann kurzfristig auch Ersatzmann Volker Weininger ("Der Sitzungspräsident") wegen der Teilnahme an einer Fernsehsitzung absagen müssen.

Als Karnevalsgesellschaft des Finanzamts Leverkusen leisten die Raubritter schon seit 1955 echte Imagepflege für den Fiskus. Ganz in dieser Tradition stand auch der Eigenauftritt in diesem Jahr. In einer "Wetten dass"-Persiflage nahmen acht Mitglieder der KG garniert mit reichlich Musik (von Fasteleer-Hits über Schlager bis zu "Tagen wie dieser" der "Toten Hosen") das Finanzwesen und damit ein wenig auch sich selbst auf die Schippe. Da ging es unter anderem um Controlling-Ergebnisse, Griechenland und die bevorstehende Fusion der Oberfinanzdirektionen Münster und Rheinland. Das kam an, auch deshalb, weil sich unter zahlreichen Kostümen im Saal Finanzbeamte und andere Personen aus der Welt der Steuern und des Geldes verbargen — nicht zuletzt Nordrhein-Westfalens Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans (SPD), dem die Raubritter 2012 die "Silberne Steuerschraube" verliehen hatten. Ob er auch als der letzte Preisträger in die Geschichte eingehen wird, ist noch unklar.

Diesmal verzichteten die Raubritter darauf — und ob und wie es nach Aschermittwoch weitergeht, das wissen die Finanzamtsjecken selbst nicht. Das Aus für "Opladens gute Stube" droht auch zur Schicksalsentscheidung für die Gesellschaft zu werden. "Ein echter Nackenschlag. Wir überlegen hin und her, aber einen vergleichbaren Saal gibt es einfach nicht", betont der Vorsitzende, bei dem sich Freude über die tolle 55. Prunksitzung mit viel Wehmut mischten. Noch hofft er: darauf, dass die Stadt einlenkt und in der Neuen Bahnstadt ein Mehrzweckgebäude errichtet oder über den Erhalt der Sitzung über die Zusammenarbeit mit anderen Gesellschaften, die ähnliche Probleme haben. Und wenn daraus nichts wird? "Dann sind wir wenigstes mit einer tollen Sitzung abgetreten", sagt Garrels. Ob sich das nur auf die Veranstaltung bezieht oder sogar auf die KG insgesamt, lässt er offen.

(kre)
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