Leverkusen Raub-Prozess - wird Zeugin von Rockern bedroht?

Leverkusen · Justiz ergriff Sicherheitsmaßnahmen im Gerichtssaal.

Plötzlich stand ein ganz übler Verdacht im Saal 13 des Kölner Landgerichts: Steckt hinter den beiden Raubüberfällen auf einen Edeka-Mark in Köln-Flittard im Jahr 2016 und den Rewe-Supermarkt auf der Kölner Straße im Mai 2017 eine Rocker-Gang? Der Verdacht nährt sich aus den Ereignissen zwischen dem ersten Verhandlungstag am vergangenen Donnerstag und dem gestrigen Montag.

Der Reihe nach: Die Hauptverhandlung vor der 17. Großen Strafkammer wurde mit den üblichen Regularien letzte Woche eröffnet. Ein Verteidiger kündigte an, dass seine Mandantin gleich am nächsten Prozess-Tag ein umfängliches Geständnis ablegen werde. Das tat sie auch mit schweren Anschuldigungen an ihre 39-jährige Halbschwester und den 34-jährigen Italiener. Als der Rechtsanwalt das vorbereitete Geständnis verlesen hatte, und zwar von der Frau, die als Mitarbeiterin einer Zeitarbeitsfirma den Räubern den Hintereingang des Opladener Rewe-Marktes geöffnet hatte, standen die beiden Hauptangeklagten wohl fest: Die 39-jährige Halbschwester hatte alles geplant, der 34-Jährige als "starker Mann" die Tat geleitet.

Irgendjemand muss geahnt haben, dass es nach der Ankündigung "eng" werden könnte für die beiden Hauptangeklagten. Denn am Wochenende wurden die Eltern der 23-Jährigen nicht nur bedroht, sondern auch ihr Fahrzeug beschädigt. Diese Sachbeschädigung will ein Zeuge gesehen haben, und auch jemand mit einer Kleidung, auf der die Zahl 81 zu erkennen gewesen sein soll. Insider wissen, dass diese Zahl für den achten und ersten Buchstaben im Alphabet steht: H und A, die Abkürzung für "Hells Angels". Der Vorsitzende Richter fragte eher so nebenbei, dass er sich erinnere, in den Akten gelesen zu haben, einer der angeklagten Männer sei einmal als Unterstützer (Supporter) dieser Rocker aufgefallen. Er habe auf keinen Fall etwas damit zu tun, kam die stringente Antwort. Er kenne allerdings einige Leute, die Mitglied der Hell Angels seien.

Was wiederum die Sicherheitsbeamten des Kölner Justizzentrums auf den Plan rief. Da wurde die Personalstärke im Saal erhöht, auch zwei Beamte der Kriminalpolizei saßen unter den mehr als 30 Zuschauern. Nach den Bedrohungen vom Wochenende war nicht auszuschließen, dass der oder die Täter im Publikum saßen. Der Verteidiger der aussagewilligen 23-Jährigen beantragte daraufhin die weitere Vernehmung seiner Mandantin unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Gericht lehnte das nach kurzer Beratungspause ab. Ungewöhnlich: Ein Verteidiger wollte wissen, ob die beiden Polizisten bewaffnet seien. Einer gab sich zu erkennen: Nein, er habe keine Waffe. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

(RP)
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