Kommentar Im Dschungel der Wadenbeißer

Leverkusen · In den Sitzungen von Stadtrat und Bezirken wird der Ton rauher. Zwischenrufe, verbale Attacken bis hin zu Pöbeleien lassen den Respekt vor dem politischen Gegenüber vermissen und schaden dem Ansehen der eigenen Zunft.    

Ratspolitiker und Bezirksvertreter haben es schwer. Sie opfern viel Freizeit, werden dafür nur mager entschädigt und müssen sich auch noch dumme Kommentare und Anfeindungen auf Facebookseiten gefallen lassen. Darüber hat sich mancher schon beschwert. Völlig zu recht.

Wer aber Arbeitszeit in den stundenlangen Sitzungen des Stadtrats und der Bezirksvertretungen verbringt, kann sich des Eindrucks nicht mehr erwehren: Einige Lokalpolitiker pöbeln selbst auch ganz gern. Gegen Kollegen anderer Parteien oder Gruppierungen. Von „Stuss“ ist da die Rede, den der Kollege der anderen politischen Farbe angeblich erzählt. In der Verwaltung wird immer nur „Mist“ gebaut. Die Wortführerin der FDP im Stadtrat spricht zwar selbstkritisch zuerst sich, dann aber auch gleich dem Oberbürgermeister die Fachkompetenz für weitreichende planerische Bewertungen und  Entscheidungen ab,  weil er ja nur „Händler für Herren- und Damenoberbekleidung“ ist. „Ich weiß nicht, was Sie sich heute reingezogen haben“, pflaumt der Wortführer der CDU in der Bezirksvertreung 1 den Chef der Bürgerliste an. Der wiederum gilt im Dschungel der verbalen Wadenbeißer als ungekrönter „König der Zwischenrufe“, poltert gerne und häufig, wird aber selbst schnell fuchsig,  wenn man ihm das Wort abschneidet. Neulich wurde im Rat die Redezeit auf acht Minuten verdoppelt - weil das Thema so wichtig war. Gebracht hat es nichts. Denn was ich in vier Minuten nicht auf den Punkt gebracht habe, kann nicht mehr wichtig sein. Mein Vorschlag: Redezeit verkürzen. Vielleicht schränkt das die Lust aufs Pöbeln ein.               

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