Leverkusen Rathaus-Galerie baut Kameras ab
Leverkusen · Im Streit um die Zulässigkeit von Überwachungskameras in seinen Einkaufszentren hat der Hamburger Betreiber ECE gestern angekündigt, bundesweit in den Ladenstraßen Geräte wieder abzubauen. Dies gilt auch für Leverkusen.
Die meisten Kunden nehmen sie wahrscheinlich gar nicht wahr, dennoch sind sie seit der Eröffnung der Rathaus-Galerie in Leverkusen im vergangenen Jahr in Betrieb: dezente Überwachungskameras, die sowohl die Ein- und Ausgänge als auch die Ladenstraße, Rolltreppen und andere Bereiche ins Visier nehmen.
Diese systematische Video-Überwachung in den Einkaufszentren der Hamburger ECE-Gruppe, die die Rathaus-Galerie betreibt, war Datenschützern Anfang des Jahres sauer aufgestoßen. Es würden Bereiche gefilmt, in denen das weder erlaubt noch notwendig sei, hieß es seinerzeit. Vor allem das Filmen an den Eingängen zu Toiletten hatten die Kritiker bemängelt.
Gestern nun teilte die ECE-Konzernzentrale mit, bundesweit ihre Praxis zu ändern und diejenigen Kameras zu entfernen, die beanstandet worden sind, darunter die Ladenstraße und Rolltreppenbereiche.
Aufforderung entsprochen
Damit entspricht der Konzern einer Aufforderung der Datenschutzbehörde, die diese auf das Hamburger Alstertal-Einkaufszentrum bezogen hatte — ein Fall mit Signalwirkung. Ein Widerspruch von ECE gegen die Verfügung war von der Behörde vor wenigen Tagen als unbegründet zurückgewiesen worden. "Die Geschäftsführung hat sich daher mit dem Thema erneut befasst und ist zu der Auffassung gelangt, dass auf die beanstandeten Kameras verzichtet werden kann", erklärte ECE-Pressesprecher Christian Stamerjohanns gestern. Und das soll nun auch an den anderen Orten geschehen.
Die auf Fluchtwege, Schließfächer, Kassenautomaten, Anlieferungszonen und Parkplätze gerichteten Kameras wurden in Hamburg nicht beanstandet und dürften demnach auch in Leverkusen bleiben.
Henrike Lorenz, Center-Managerin in der Rathaus-Galerie, sagte gestern auf Anfrage: Die Entscheidung, welche Kameras in Leverkusen wann und wo abgebaut würden, falle in der Hamburger Zentrale "in Abstimmung mit dem Datenschutz".
Ihre Vorgängerin Katrin Becker, die sich zurzeit im Mutterschaftsurlaub befindet, hatte im Februar allerdings auch betont, Eingänge, Rolltreppen und jene Teile der Passagen, in denen überwacht werde, blieben ohnehin nur maximal 72 Stunden als Aufnahme gespeichert, danach würden sie automatisch gelöscht. "Das Aufzeichnungsgerät befindet sich in einem abgeschlossenen Schrank", versicherte Becker damals. Kein Mitarbeiter werte Bilder aus. "Nur die Polizei hat Zugriff, wenn sie einen Verdacht auf eine Straftat äußert." Aufnahmen in Mitarbeiterbereichen gebe es in Leverkusen ohnehin nicht.
Datenschützer sprachen gestern von einer kundenfreundlichen Entscheidung, die ECE getroffen habe. Die könnte im übrigen auch für die Betreiber anderer Einkaufszentrum Auswirkungen haben.
Auswirkung auf Luminaden?
Auf der Internet-Homepage der Luminaden beispielsweise kann der Besucher eine Webcam bedienen, die auf Café-Sitzgruppen blickt, bestimmte Bereiche sogar heranzoomen. "Eine harmlose Spielerei", sagt das Management.
Vor dem Hintergrund der ECE-Entscheidung dürfte wohl so mancher Einkaufstempel-Betreiber solche Einschätzungen noch einmal überprüfen müssen.