Leverkusen Raststätte: Bürgerbusch ist unantastbar

Leverkusen · Förster Karl Zimmermann ist sauer auf Burscheids Bürgermeister Hans Dieter Kahrl. "Das ist absoluter Humbug, was der Bürgermeister als offizielle Stellungnahme abgegeben hat", ereifert sich der Burscheider, der auch für die Wälder in Leverkusen und Leichlingen zuständig ist. "Dass Burscheid die Raststätte an der A1 nicht will, ist in Ordnung, aber nur weil ich nicht will, dass man mir das Haus anzündet, schicke ich doch niemanden zum Nachbarn, weil's da besser brennt."

Der Burscheider Stadtrat hat eine Resolution gegen eine mögliche neue Tank- und Rastanlage an der A1 auf Burscheider Gelände verabschiedet. Darin schlagen die Burscheider Politiker dem Landesbetrieb Straßen, dem Landes- und dem Bundesverkehrsminister vor, den Bürgerbusch als Raststätten-Ort in Betracht zu ziehen.

"Das kommt aus ökologischen Gründen schon nicht in Frage", sagt Zimmermann. "Leverkusen ist mit unterdurchschnittlichen zwölf Prozent Waldanteil bestückt." Wenn jetzt elf Hektar der rund 300 Hektar großen zusammenhängenden Waldfläche hergegeben werden müssten, "müssen wir als Forstbehörde mindestens das Doppelte an Ersatz fordern, und das ist in Leverkusen einfach nicht da."

Ökologisches System funktioniert

Das System Wald funktioniere im Bürgerbusch ausgezeichnet. Als Aushängeschild nennt Zimmermann drei bis vier Fledermausarten, eine davon steht auf der Roten Liste bedrohter Tierarten. Aber auch Eisvögel und Wasseramseln leben im Bürgerbusch. Er ist als Landschafts-, teils als Naturschutzgebiet ausgewiesen. "Obwohl das für ein solches Projekt kein Hindernis darstellt. Schutzgebiete schützen nur vor privaten Bauplänen", sagt Zimmermann: "Direkt neben der Autobahn siedeln keine bedrohten Tierarten, es wachsen dort auch keine Pflanzen, von denen es in Leverkusen nur noch drei gibt."

Es gehe ums ökologisch funktionierende Ganze, aus dem man nicht einfach einen Teil herausschneiden dürfe. "Wir als Forstbehörde müssten, gesetzt den Fall, der Landesbetrieb hat ein konkretes Interesse, abwägen zwischen dem öffentlichen Interesse an einem Rastplatz und dem Interesse an einem intakten Wald", beschreibt Zimmermann. Da siege derzeit das Interesse an intakter Natur.

Der Förster bekennt: "Eine Tankstelle sehe ich im Bürgerbusch nicht. Dazu sind wir als Forstbehörde stark genug, nein zu sagen."

Derweil müssen sich die Leverkusener Politiker am kommenden Montag aus dem Sommerurlaub zurück in den Ratssaal begeben. Auf Antrag der Grünen berät der Bau- und Planungsausschuss in einer Sondersitzung zum Raststättenbau. Es soll eine Resolution gegen das Vorhaben beraten werden, dann geht das Thema auch in die Ratssitzung (24. August). Zum Termin am Montag eingeladen sind auch der Landesbetrieb Straßen, Burscheids Bürgermeister und Ratsmitglieder.

Abfuhr vom Oberbürgermeister

Oberbürgermeister Küchler hat sich aus dem Urlaub geäußert — mit Entsetzen über den Vorschlag, Hand an den Bürgerbusch zu legen. Küchlers wörtliche Abfuhr: "Dieses Naherholungsgebiet für Leverkusen ist unantastbar, und daran wird sich auch nichts ändern."

(RP)
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