Leverkusen Räuberpistole mit viel Charme

Leverkusen · Die Mitglieder der Volksbühne Bergisch Neukirchen haben sich und Regisseur Marc Gruppe einen Wunsch erfüllt. Sie spielen und singen "Das Wirtshaus im Spessart" – ein Musiktheater, das einiges verspricht. Heute ist Premiere.

Leverkusen: "Ganze Kerle" auf der Volksbühne
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Die Mitglieder der Volksbühne Bergisch Neukirchen haben sich und Regisseur Marc Gruppe einen Wunsch erfüllt. Sie spielen und singen "Das Wirtshaus im Spessart" — ein Musiktheater, das einiges verspricht. Heute ist Premiere.

"Haben Sie gute Nerven?" fragt der Erzähler zu Beginn, worauf das Publikum ein braves Ja antwortet. "Sie brauchen gute Nerven, denn ich singe." Aber so dramatisch wird es gar nicht, denn singen können — mehr oder weniger perfekt — alle Mitglieder der Volksbühne Bergisch Neukirchen, die bei der musikalischen Räuberpistole mitmachen, die heute Premiere feiert.

Die meisten werden "Das Wirtshaus im Spessart" als Film von Kurt Hoffmann kennen, an den sich diese nostalgische Musikproduktion anlehnt, die sich das Ensemble nach den aktuelleren Musical-Aufführungen der letzten Jahre vorgenommen hat. Marc Gruppe hat sich damit einen eigenen Wunsch erfüllt. Er führt nicht nur Regie, sondern steht auch selbst auf der Bühne in einer herausfordernden Verwechslungsrolle, die mehrere Wechsel von Männer- und Frauenkleidern verlangt.

Wandlungsfähigkeit gezeigt

Das Wirtshaus hat er auch optisch in die Zeit des beginnenden 19. Jahrhunderts verlegt. Chor und die 17 Solisten stecken in entsprechenden Kostümen, für die Polonca Olszak verantwortlich zeichnet, die sich auch gleich selbst für eine der Hauptrollen herausgeputzt hat.

Musiktheater ist ihr Metier, und in diesem Stück kann sie als Adelige in den Kleidern eines Goldschmiedegesellen alle an der Nase herumführen und dabei ihre Wandlungsfähigkeit zeigen. Die Musik unterscheidet sich deutlich von den Musicals, hier überwiegt volkstümlicher Schunkelcharakter. Die Sänger werden live begleitet, wie gehabt spielen Studenten der Kölner Musikhochschule im Orchestergraben, wo Lin Lin die musikalische Leitung hat. Die Zuschauer erleben sorglose zweieinhalb Stunden, das bisschen Räuberei im finstren Wald kann nicht schrecken. Zumal zwei ausgesprochen komödiantische Räuber (Michael Färber und Karl-Heinz Leweke) dafür sorgen, dass die Geschichte weder allzu rüpelhafte Formen annimmt noch ganz in eine Romanze abdriftet.

Auch sonst trifft man auf ein bewährtes Team, das sich auf der Bühne zu bewegen und mit der Akustik umzugehen weiß.

Jüngster Darsteller ist Sascha Wolters, der nach seinem Debüt 2010 nun die erste größere Rolle hat. Mut zur Hässlichkeit zeigt Anja Viertel, die sich als Schmuddelwirtin wunderbar verwandelt hat. Einen stattlichen Räuberhauptmann gibt Ralf Poniewas, und Rainer Tietje nimmt als Pfarrer Geistlichkeit und Doppelmoral auf die Schippe. Relativ kurze Szenen werden durch viele Bildwechsel unterbrochen, einige werden durch Orchester-Zwischenspiele überbrückt. Für zusätzliche Höhepunkte sorgt auch dieses Mal eine Tanzgruppe.

(mkl)
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