Leverkusen Räuber im Überfall-Rausch

Leverkusen · Sechsmal ging ein 18-Jähriger in Leverkusen auf Raubzug, suchte Spielhallen, Supermärkte, Drogerien heim. Auch in Langenfeld und Bochum war er aktiv. Nun beendete die Polizei das Katz-und-Maus-Spiel mit dem Mann.

 Wirkt täuschend echt: Die vom Räuber benutzte Pistole ist keine scharfe Schusswaffe. Mit dieser "PTB-Waffe" können allerdings Reizgas und Schreckschüsse abgefeuert werden, was auch gefährlich sein kann.

Wirkt täuschend echt: Die vom Räuber benutzte Pistole ist keine scharfe Schusswaffe. Mit dieser "PTB-Waffe" können allerdings Reizgas und Schreckschüsse abgefeuert werden, was auch gefährlich sein kann.

Foto: polizei

Es war 1.40 Uhr, als am 8. Juli ein Mann die Spielhalle an der Nobelstraße in Wiesdorf betrat. Er zückte eine Pistole, bedrohte die Kassiererin, flüchtete mit dem Geld aus der Kasse. Damals ahnten die Ermittler nicht, dass dies der Beginn einer Überfallserie sein würde, die in ein vierwöchiges Katz-und-Maus-Spiel mündet.

Das endete am Dienstag nahe des Düsseldorfer Bahnhofs mit der Festnahme des Täters — nach insgesamt zehn Überfällen auf Geschäfte und Spielhallen. Teils ließ der 18-Jährige, der laut Polizei alle Überfälle einräumt, von einer zur nächsten Tat nicht mal einen Tag vergehen. "Er hat sich in einen regelrechten Rausch gesteigert", sagt der Kölner Kripo-Chef Norbert Wagner. Insgesamt erbeutete der Täter, der nur auf Bargeld aus war, einen fünfstelligen Betrag.

Seine Beutezüge machte der Mann stets kurz vor Ladenschluss beziehungsweise zu Zeiten, an denen wenig Kundenverkehr herrschte. In Bochum hatte er sich dafür zwei Aldi-Filialen ausgeguckt. Beim zweiten Mal wurde er dabei von einem unverhofft dazukommenden Mitarbeiter gestört: Es war das einzige Mal, dass der 18-Jährige ohne Beute floh. In Langenfeld raubte er am 10. Juli mehrere hundert Euro, als er nachts eine Spielhalle an der Rheindorfer Straße heimsuchte; zudem steht er für die Polizei als Täter für den Überfall am Samstag auf den Kaiser's-Supermarkt an der Langenfelder Hauptstraße fest, bei dem er mit gut 1600 Euro entkam.

Die Opfer beleidigt

Die Mehrzahl seiner Raubzüge unternahm der zuletzt wohnungslose Mann in Leverkusen, vermutlich "weil er in diesem Bereich zuvor gelebt hat", berichtet Kriminalkommissar Thomas Faber. Neben der Spielhalle an der Nobelstraße traf es eine weitere an der Wupperstraße (11. Juli), dazu Drogeriemärkte in Bürrig (19. Juli) und Rheindorf (1. August) sowie Supermärkte in Hitdorf (25. Juli) sowie Manfort. Immer hatte er eine Handschusswaffe dabei, nicht selten beleidigte und beschimpfte er seine Opfer während der Überfälle. Die Täterbeschreibungen und die Vorstrafen des Mannes (Ladendiebstahl, Körperverletzung) brachten die Polizei vor anderthalb Wochen auf die richtige Spur.

Der 18-Jährige entzog sich einer Verhaftung zunächst, etwa indem er sechsmal das Hotel wechselte. In seinem zuletzt bewohnten Zimmer fand sich eine der Tatwaffen: eine so genannte PTB-Waffe. Damit werden Reizstoffe oder Schreckschüsse abgefeuert. Allerdings wirkt der Revolver wie eine scharfe Waffe.

Die Pistole, die der Mann bei den ersten Überfällen benutzt hat, fand sich bislang nicht. Der 18-Jährige gibt an, dies sei eine Softair-Waffe gewesen, die er in einem Fluss oder See versenkt haben will. Ein paar Rätsel gibt der Mann den Ermittler trotz Geständnisses auf. So zog er alle Überfälle unmaskiert durch. In Vernehmungen begründete er dies damit, dass er bei den Taten von Alkohol und Drogen berauscht gewesen sei. "Das passt aber nicht zu den vielen Einzelheiten, an die er sich noch erinnert", erläutert Faber.

Die Beute verprasst

Ein bisschen Geld aus dem Überfall auf den Manforter Supermarkt hatte der Mann, der gestern dem Haftrichter vorgeführt wurde, bei seiner Festnahme dabei, berichtet die Polizei. Die übrige Beute sei in Spielautomaten, Rotlichtbezirk und Hotelrechnungen geflossen. "Er hat", sagt Faber, "das Geld regelrecht verprasst."

(zill)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort