Quartalsbericht Bayer sieht sich 18.400 Klagen gegenüber

Konzern legt Quartalsbericht vor. Pharma steht gut da. Agrar kämpft mit Rechts- und Wetterproblemen.

 Bayer ist auf Kurs, sagt Konzernchef Werner Baumann. An der Börse sieht man das offenbar anders. Der Kurs sackte ab.

Bayer ist auf Kurs, sagt Konzernchef Werner Baumann. An der Börse sieht man das offenbar anders. Der Kurs sackte ab.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Eine schöne Überschrift könnte sein „Baumanns Bayer boomt“. Sie muss aber wieder zurück in die Schublade. Denn von boomendem Gesamtgeschäft lässt sich im zweiten Quartal nicht ganz sprechen. Während die Sparte Pharmaceuticals zulegte, beutelten die Agrarsparte Crop-Science  a) der  sich auswachsende juristische Wirbel um Monsanto – seit April erhöhte sich die Zahl der US-Klagen zum Unkrautvernichter-Wirkstoff Glyphosat um 5000 auf nun 18.400 – und b) das Wetter in Nordamerika. Im Quartalsbericht heißt es auch, dass der Konzern die Prognose fürs gesamte Geschäftsjahr bestätigt. „Allerdings ist der Ausblick in Anbetracht des schwierigen Umfelds für das Crop-Science-Geschäft zunehmend ambitioniert.“

Konkret: Für 2019 erwartet Bayer einen Umsatz von 46 Mrd. Euro. Auch der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll auf 12,2 Mrd. Euro wachsen (2018: 10,3). Nicht einbezogen hat Bayer dabei die Verkäufe der Geschäftseinheit Animal Health, der Marken Coppertone und Dr. Scholl’s und des 60-Prozent-Anteils an Chemparkbetreiber Currenta. Wie weit die Verhandlungen im Falle Currenta gediehen sind, sagte Bayer nicht.

Auch von April bis Juni ist der Konzern gewachsen, allerdings schwächer als Analysten es eingeschätzt hatten. Vorstandsvorsitzender Werner Baumann sagt: „Bayer ist operativ auf Kurs. Während unser Crop-Science-Umsatz vor allem durch die extremen Wetterbedingungen in Nordamerika beeinträchtigt war, erzielten wir bei Pharmaceuticals erfreuliche Zuwächse.“ Die Zahlen dazu: Der Konzernumsatz kletterte um 0,9 Prozent auf 11,5 Mrd. Euro (plus 21,1). Das Ebitda stieg um 24,7 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro, wohingegen das Ebit (Gewinn vor Steuern, Zinsen) um 31,2 Prozent auf 926 Mio. Euro sank. „Im Ebit sind per saldo Sonderaufwendungen von 859 Mio. Euro enthalten“, berichtet Bayer. Das Konzernergebnis ging um 49,1 Prozent auf 404 Mio. Euro zurück.

Crop-Science erwirtschaftete einen Umsatz von 4,8 Mrd. Euro (minus 3,1). „Insgesamt war das Crop-Science-Geschäft im zweiten Quartal maßgeblich durch extreme Wetterbedingungen beeinflusst. Insbesondere wirkten sich Überschwemmungen und starke Regenfälle im Mittleren Westen der USA sowie Trockenheit in weiten Teilen Europas und in Kanada negativ aus“, heißt es. Dazu „beeinträchtigten die anhaltenden Handelskonflikte das Geschäft“. Das Ebitda legte um 66,9 Prozent auf eine Mrd. Euro zu – dank des akquirierten Geschäfts. Eben Monsanto beschert Bayer die Klagewelle in den USA.

Pharmaceuticals Hier legte Bayer zu: Umsatz – 4,4 Mrd. Euro (plus 3,9). Wachstumstreiber sind vor allem der Gerinnungshemmer Xarelto und die Augenarznei Eylea. Das Ebitda kletterte auf 1,5 Mrd. Euro (plus 10,1). Als Grund nennt Bayer erhöhte Nachfrage und niedrigere Herstellungskosten.

Die Aktie avanciert derweil fast zum Schnäppchen. Sie sackte am Dienstag um zweieinhalb Prozent auf rund 56 Euro. Vor einem Jahr war das Papier rund 95 Euro wert. So gesehen könnte die Überschrift über dem Quartalsbericht heißen: „Baumanns Bayer besorgt Börsianer.“

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