Landgericht Köln - Don-Mikel-Prozess Herzwanne für den Don und Verdacht auf Schwarzarbeit

Leverkusen · Und eine Badewanne in Herzform

 Der Angeklagte Michael G. und sein Verteidiger vor dem Landgericht.

Der Angeklagte Michael G. und sein Verteidiger vor dem Landgericht.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Nach zweieinhalbwöchiger Verhandlungspause fand der Prozess gegen Michael G. am Montag mit dem 20. Verhandlungstag seine Fortsetzung. Und es wird noch viele weitere Termine vor der 17. Großen Strafkammer geben, bevor die Richter frühestens in der zweiten Novemberhälfte ihr Urteil verkünden. Durch die Einführung von sogenannten Selbstlesepaketen versuchte die Kammer das sich immer länger hinziehende Verfahren gegen den Junior-Chef des Leverkusener Clans wenigstens etwas zu beschleunigen.

Bei den vielen Unterlagen, die die Ermittler in diesem Prozess gegen „Don Mikel“, in dem es um Betrug und eine ganze Reihe von Geldwäschegeschäften geht, zusammengetragen haben, ist es praktisch unmöglich, alles vorzulesen. Gleichwohl sind sie wichtige Beweise. Statt stunden- und tagelanger Vorlesestunden stellt die Kammer ein Paket von Unterlagen zusammen mit der Anordnung, dass die Beteiligten an diesem Verfahren das alles lesen sollen. Das wird auch förmlich vor Gericht abgefragt.

Doch ganz so einfach wollen es die Verteidiger dem Gericht nicht machen. Sie haben gleich Widerspruch eingelegt, am Anfang der nächsten Sitzung am 7. Oktober soll das begründet werden. Ein erster Hinweis: Nicht zuletzt solle sich die Öffentlichkeit ein Bild davon machen, die die schriftlichen Unterlagen ja nicht einsehen kann, was alles an Erkenntnissen schließlich zum Urteil beitragen wird.

Am Verhandlungstag wurden einige Handwerker als Zeugen gefragt, die im Auftrag von Don Mikel tätig waren – von Malerarbeiten bis zur Lieferung und Einbau von Möbeln. Da der Don grundsätzlich alles mit Bargeld bezahlte, sich bei einem Möbellieferanten aus Löhne sogar unter falschem Namen vorstellte, kommen die Lieferanten unweigerlich in den Verdacht von Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung. Die Staatsanwaltschaft leitet zumindest erst einmal Ermittlungsverfahren ein.

Weil die Zeugen mit wahrheitsgemäßen Aussagen vor Gericht sich womöglich dann selbst belasten könnten, haben sie ein Zeugnisverweigerungsrecht. Fast jeder macht in diesem Prozess davon Gebrauch, oft kommen die Handwerker gleich mit einem Rechtsbeistand. Und wenn nicht, hält sie der Vorsitzende Richter an, sich erst einmal juristischen Rat zu suchen, sie werden dann erneut geladen. Wenn der Zeuge der deutschen Sprache nicht so weit mächtig ist, muss auch noch ein vereidigter Dolmetscher bestellt werden. Das alles macht den Prozess so schwierig und langwierig – und natürlich auch teuer.

Der Möbellieferant, der wohl alle Barzahlungen ordnungsgemäß verbucht hatte, berichtete von den aufwendigen Sonderwünschen wie Goldblattauflagen an den Schränken oder einer Badewanne in Herzform in Don Mikels aufwendig hergerichteter Wohnung in Bürrig.

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