Prozess vor Kölner Landgericht So liefen die dubiosen Immobiliendeals des Leverkusener Clanchefs

Leverkusen · Im Prozess gegen Michael G., genannt „Don Mikel“, ging es nach knapp dreiwöchiger Verhandlungspause vor dem Kölner Landesgericht am Dienstag erstmals um die dubiosen Immobiliengeschäfte des Junior-Oberhaupts des Leverkusener Clans.

 „Don Mikel“ mit Rechtsanwalt vor dem Landgericht.

„Don Mikel“ mit Rechtsanwalt vor dem Landgericht.

Konkret um ein Objekt in der Kölner Maybachstraße, das der 42-Jährige im Jahr 2017 erworben hat. Oder vielleicht doch nicht? Denn als offizieller Käufer trat der mitangeklagte Immobilienhändler auf. Die Frage steht im Raum, ob es sich dabei um Geldwäsche handelt.

Es geht um Gebäude, die der ehemalige Eigentümer schon seit längerer Zeit verkaufen wollte, erstmals im Jahr 2008. Da wollte der Verkäufer noch 1,75 Millionen Euro für das nicht gerade ansehnliche Ensemble haben, das aber in zentraler Lage in Köln seinen Reiz für Michael G. gehabt haben muss. Niemandem war es jedoch seinerzeit 1,75 Millionen wert. Also nahm der Makler einen neuen Anlauf – neun Jahre später – mit einer Vorstellung von 1,6 Millionen Euro. Es meldete sich ein Interessent, der Angeklagte Michael G.

Fast wäre der Deal zu diesem Preis zustande gekommen, wenn nicht gerade an diesem Abend im Fernsehen (Spiegel-TV) ein Bericht über die Leverkusener Großfamilie lief. Der Verkäufer hatte Bedenken, wollte sich dann doch nicht auf diesen Handel einlassen. Doch Don Mikel ließ nicht locker, erhöhte sein Angebot in hunderttausender Schritten, bis bei zwei Millionen Euro der Verkäufer weich wurde. Der wird im August, wenn er als Zeuge geladen ist,  noch vor Gericht seine Sinnesänderung erklären müssen.

Letztlich können es sogar 2,1 Millionen gewesen sein. Der Makler, der das Gebäude auf den Markt brachte, wartet bis heute auf seine Courtage; lediglich einmal 500 Euro und dann einmal 100 und einmal 200 Euro seien ihm vom Don überreicht worden. Dabei war der Don nicht einmal – juristisch gesehen – der wahre Käufer. Den notariellen Kaufvertrag unterzeichnet nämlich der 55-jährige Mitangeklagte. Vorher und nachher kreuzte er nie wieder auf, Don Mikel gebärdete sich als „wahrer Eigentümer“. Er machte beispielsweise auch dem Mieter von zwei Wohnungen klar, dass er sie nicht länger als temporäre Unterkünfte zum Beispiel für Messegäste weiter vermieten sollte.

Auch fungierte der ebenfalls angeklagte 43-jährige Handwerker aus Monheim, der zudem drei Luxus-Autos auf seinen Namen kaufte, die in Wirklichkeit dem Don zur Verfügung standen, als Hausverwalter. Er unterschrieb beispielsweise auch den Mietvertrag für ein Geschäftslokal.

Dann erklärte auch noch ein Kölner Kaufmann, wie er den Auftrag vom Don für den Kauf eines gebrauchten Porsche Turbo, angeboten von einem Berliner Autohaus, erhielt und ausführte. Für 96.000 Euro stand das Fahrzeug zum Verkauf. Das Geschäft zwischen dem Berliner Autohaus und dem Kölner Kaufmann kann zustande, als tatsächlich 98.000 Euro auf seinem Konto eingingen (Kaufpreis plus Provision). Der Name, der als Absender auf der Überweisung angegeben war, machte stutzig: Es war der Verkäufer der Immobilie Maybachstraße, der nach dem Bericht von Spiegel-TV eigentlich ja vom Verlauf zurücktreten wollte. Vielleicht erklärt sich so auch der letztlich wohl noch einmal auf 2,1 Millionen Euro erhöhte Kaufpreis.

In allen bislang im Verfahren vor der 17. Großen Strafkammer des Kölner Landgericht behandelten Fällen von gewerbsmäßigem Betrug und Geldwäsche trat Michael G. entweder mit anderem Namen auf oder verstand es, nicht direkt als Käufer aufzutreten. Denn er und seine Familie waren ja, wie er gegenüber den Behörden versicherte, mittellos und auf Sozialhilfe angewiesen.  Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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