Treffen mit Leverkusens Fußballer Wollscheid "Profi wäre schon am besten"

Leverkusen · Ungeduldig sitzen 101 Kinder auf der Tribüne, gucken erwartungsvoll auf den Eingang zum Aschenplatz am Birkenberg. Der Höhepunkt ihres einwöchigen Feriencamps steht an. Erst als sich ein junger Mann im roten T-Shirt nähert, wird es kurz ganz still. Dann wird Fußball-Profi Philipp Wollscheid lautstark begrüßt: "Wolle, Wolle" rufen alle im Takt, klatschen dann rhythmisch und rufen den Namen des neuen Innenverteidigers von Bayer Leverkusen. Der ist sichtlich beeindruckt. "So wird man selten empfangen, wow. Das habt ihr ganz toll einstudiert", sagt Wollscheid und bedankt sich mehrfach für die "sensationelle Begrüßung". Ein kleiner Junge stimmt sogar das Vereinslied an.

Philipp Wollscheid besucht die Fußballschule Birkenberg
21 Bilder

Philipp Wollscheid besucht die Fußballschule Birkenberg

21 Bilder

Die leise Enttäuschung bei den fußballbegeisterten Kindern, dass Schirmherr Andre Schürrle nach dem Länderspiel absagen musste, ist schnell vergessen. Und eigentlich ist Wollscheid für die Camp-Teilnehmer ein passenderes Vorbild: Er ist ein Spätentwickler, hat nicht die Nachwuchsabteilungen eines Profiklubs durchlaufen, wurde von den Scouts übersehen. Nun ist er einer der besten deutschen Innenverteidiger, Bayer hat ihn vom 1. FC Nürnberg nach Leverkusen gelockt.

Marius und Thomas sind "natürlich" beide Bayer-Fans und sitzen in den lila Trikots der Fußballschule Birkenberg auf der Tribüne. "Ich hab ihn schon im Stadion gesehen, da hat aber Nürnberg 3:0 gegen Leverkusen gewonnen", erzählt der 13-jährige Thomas und weiß: "Er ist einer der zweikampfstärksten Abwehrspieler und auf jeden Fall eine Verstärkung." Wie wohl alle Jungs (und vielleicht auch einige der wenigen Mädchen) im Feriencamp hofft Mittelfeldspieler Thomas vom SV Altenberg auf eine Profikarriere — ist aber dennoch kein Träumer. "Jeder träumt mal, aber die Chance ist gering. Deswegen habe ich einen Schiedsrichterschein gemacht. Oder vielleicht werde ich Trainer", sagt der C-Jugendliche. "Aber Profi wäre schon am besten."

Die Fragen der Kinder nach der Rückennummer (4) und warum Philipp Wollscheid nach Leverkusen gewechselt ist (Top-Mannschaft, internationale Spiele) sind schnell beantwortet. Doch der gebürtige Saarländer spult nicht einfach ein Pflichtprogramm zwischen zwei Trainingseinheiten ab, sondern bleibt authentisch. Nur die Frage nach der Ablösesumme versucht er mit einem Grinsen zu umgehen: "Das ist, glaub ich, gar genau bekannt gegeben worden. Aber sagen wir: zwischen fünf und sieben." Und fügt auf Nachfrage an: "Nein, nicht Tausend, schon Millionen Euro."

Für die Autogramme stellen sich die Kinder zwischen sechs und 16 Jahren in eine lange Reihe, geduldig unterschreibt Wollscheid auf den Trikots. Plötzlich sind die kleinen Kicker ganz schüchtern, kaum einer spricht ihn an. "Ich war selber wohl nur einmal in so einem Camp. Sonst habe ich mit Kumpels auf dem Bolzplatz gespielt", sagt Wollscheid zwischen zwei Unterschriften. Thomas lässt den Profi nicht nur auf dem Rücken unterschreiben, sondern zückt auch noch schnell eine Gelbe Karte aus seinem Schiedsrichterpaket. Man kann ja nie wissen.

(irz/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort