Leverkusen Prof.: "Die Firmen leiden noch zu wenig"

Leverkusen · Die Bayer AG war gestern Gastgeber des 6. MINT-Tages, bei dem es um richtige Weichenstellungen für die Zukunft ging

 MINT-Veranstaltung im BayKomm: Dr. Wolfgang Plischke, Bayer-Vorstandsmitglied, und Ministerin Sylvia Löhrmann informieren sich auf dem "Markt der Möglichkeiten" bei Fabian über seine Tätigkeiten.

MINT-Veranstaltung im BayKomm: Dr. Wolfgang Plischke, Bayer-Vorstandsmitglied, und Ministerin Sylvia Löhrmann informieren sich auf dem "Markt der Möglichkeiten" bei Fabian über seine Tätigkeiten.

Foto: Uwe Miserius

Deutschland hat die globale Wirtschaftskrise und die europäische Schuldenkrise bislang erfolgreich gemeistert. Positiv sind die Ergebnisse in Maschinenbau, Chemie, Prozesstechnik und Automobilbau. Um zukunftsfähig zu bleiben, muss frühzeitig Interesse für die sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gefördert werden. Die Bayer AG stellt jährlich je 1000 Azubis und Hochschulabsolventen ein, unterstützt Förderprogramme und bietet Führungen durch das Labor "Baylab". Das besuchen rund 20 000 Schüler pro Jahr, sagte Bayer Personalleiter Georg Müller in der Diskussion beim MINT-Tag, der gestern im Leverkusener Baykomm stattfand.

"Ich glaube, dass die Unternehmen noch nicht genug leiden", vermutete Prof. Stefan Heinemann von der FOM-Hochschule und Verantwortlicher des MINT-Netzwerkes Essen. "Aber das wird kommen, so dass sie sich um Nachwuchs bemühen." Die Teilnehmer, die sich gestern zum Tages-Thema "Innovation, Unternehmertum und Gründerkultur" austauschten, wissen um die Bedeutung einer gezielten Nachwuchsförderung, die längst praktiziert und immer wieder um neue Initiativen ergänzt wird.

"Kinder sind geborene Forscher und dann wirkt der Rest der Welt auf die ein", sagte Heinemann als vierfacher Vater. Diese natürliche Neugier zu nutzen und wach zu halten, dazu gibt es Projekte in Kitas und Schulen, und beim Übergang zum Studium oder Wettbewerbe wie "Jugend forscht" und seit zehn Jahren auch das unternehmerische Pendant "Jugend gründet", das Prof. Barbara Burkhardt-Reich leitet. Viele von deutschen Köpfen entwickelte Patente seien in anderen Ländern umgesetzt worden, kritisiert sie, aber: "Wir wollen beides!"

Sie wünscht Lehrer, die sich und ihre Schüler auch für ein Unternehmertum interessieren, und bemängelt sie, dass man in der Schule keine positive Fehlerkultur erlebe. Erfolg gründe aber auch auf Scheitern, denn man könne aus Fehlern lernen. Diesen Satz konnte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, die in ihrem Vortrag am Vormittag eine zielgerichtete Qualitätssteigerung der MINT-Bildung an Schulen versprochen hatte, allerdings nicht mehr hören. Sie war bereits weiter gereist. Lernen habe ganz viel mit den Lehrern zu tun,sagte Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative "Mit MINT Zukunft schaffen". Und die Tatsache, dass es derzeit in Hamburg gerade mal drei Lehramtskandidaten in MINT-Fächern gebe, das fand er ziemlich bedenklich. Außerdem müsse sich die Kultur in Unternehmen ändern, "sonst werden aus kreativen Menschen blaue Ameisen", die jahrelang dasselbe tun, ohne es zu hinterfragen. Mitarbeiter müssten nicht nur lebenslang lernen, sondern auch innovativ sein (können).

Bayer-Vorstand Prof. Dr. Wolfgang Plischke hatte die Teilnehmer der Tagung begrüßt, nachdem diese sich auf dem Markt der Möglichkeiten über MINT-Initiativen informieren konnten. Zum Abschluss sprach Telekom-Chef René Obermann über Wettbewerbsdifferenzierung.

(mkl)
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