Porträt Polizist, Politiker und jecker Präsident

Leverkusen · Stefan Hebbel ist neuer Fraktionschef der CDU. Er zieht im Stadtrat die Fäden. Zudem weiß er als Kriminalrat, was an Tatorten zu tun ist. Und nicht zuletzt lässt er im Karneval die Funken fliegen.

 Stefan Hebbel ist der neue CDU-Fraktionschef im Stadtrat. Die Politik wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater, Paul Hebbel, war von 1999 bis 2004  Oberbürgermeister in Leverkusen.

Stefan Hebbel ist der neue CDU-Fraktionschef im Stadtrat. Die Politik wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater, Paul Hebbel, war von 1999 bis 2004  Oberbürgermeister in Leverkusen.

Foto: Bernd Bussang

In seinem Gummersbacher Kommissariat bekommt Stefan Hebbel viele, mitunter auch harte Fälle auf den Schreibtisch. Sie sind vielfältig wie sein Aufgabengebiet: Todesermittlungen, Sexualstraftaten, Opferschutz, Internetkriminalität, Fahndung. Nicht selten fährt der Kriminalrat und Direktionsleiter für Kriminalität raus zu Tatorten. Dann tut er, was er gelernt hat. „Ruhe bewahren, Überblick verschaffen“, lautet seine Maxime.

Ruhe bewahren, Überblick verschaffen. Das beherzigt Hebbel auch in der Politik. Seit wenigen Wochen ist er Chef der größten Ratsfraktion. Der 42-Jährige löste Thomas Eimermacher ab, der als Geschäftsführer zur Energieversorgung Leverkusen (EVL) wechselt. Seit 2009 ist Hebbel Ratsmitglied für die CDU, seit 2012 stellvertretender Fraktionschef. In Sitzungen wirkt er ruhig und sachlich. Polemik und Zwischenrufe sind seine Sache nicht. Hebbel ist ein Kommunikator, und er muss es in der neuen Funktion mehr denn je sein. „Ein Fraktionsvorsitzender muss viel sprechen“, sagt er. „Und ich versuche, alle zu hören.“

Die Lage im Rat ist unübersichtlich. Mit Uwe Richrath stellt die SPD den Oberbürgermeister. Die CDU ist größte Fraktion, doch eine klare Mehrheit gibt es nicht – auch keine Koalition, nachdem sich CDU, Grüne und Opladen Plus im vergangenen Jahr getrennt haben. „Wir stellen unsere Anträge und schauen situativ nach Mehrheiten“, beschreibt Hebbel die Strategie. Den Oberbürgermeister schätzt er menschlich sehr, viele Jahre hat er mit ihm beim TuS 82 Opladen Handball gespielt. „Er kommt gut an, hat Elan und Arbeitseifer.“ Doch in politischen Fragen hört die Freundschaft auf. Hebbel: „Ich bin für die CDU verantwortlich und versuche, Mehrheiten zu organisieren.“

Mehrheiten wofür? Bei Wirtschaftsförderung, Mittelstand, kommunaler Sicherheit gebe es eben weiterhin eine klare Abgrenzung zur SPD. Auch der Soziale Wohnungsbau sei der CDU wichtig, „Doch brauchen wir einen ausgewogenen Blick, der Menschen durch ihre Entwicklung begleitet.“ So seien auch Einfamilienhäuser für junge Familien wichtig ebenso wie altersgerechte und barrierefreie Wohnungen. Apropos Familien, die Kinder- und Jugendpolitik liegt Hebbel besonders am Herzen. Seine Frau ist Erzieherin, gemeinsam kümmern sie sich um drei Kinder. „Familien sind auf Betreuungsplätze angewiesen“, sagt er. Eine solide Finanzpolitik und die Stadtplanung nennt Hebbel als weitere Kernthemen. Der Stadt fehlten Flächen fürs Wohnen, aber auch für das Gewerbe. „Wir müssen attraktiv bleiben für Menschen, die hier wohnen, aber auch für solche, die hier Arbeitsplätze schaffen wollen.“

Stefan Hebbel wurde die Politik in die Wiege gelegt. Sein Vater Paul Hebbel, der gemeinsam mit seinem Sohn für die CDU im Stadtrat sitzt, war von 1999 bis 2004 erster hauptamtlicher Oberbürgermeister. Die Wahlniederlage seines Vaters, der sich 2004 Ernst Küchler (SPD) denkbar knapp mit 755 Stimmen Rückstand geschlagen geben musste, erlebte der Sohn als Schock. Das hat ihn geprägt. „In der Politik kann man nichts planen.“ Macht werde eben immer nur auf Zeit verliehen. „Dann ist es gut, wenn man ein zweites Standbein hat.“ Ebenso wichtig ist es für ihn, sich als Politiker außerhalb des eigenen Bereichs zu bewegen. Nur so ließen sich Bürgerinteressen erkennen und abwägen. „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“, sagt Hebbel.

 Der Präsident der Neustadtfunken ist ein waschechter Jeck.

Der Präsident der Neustadtfunken ist ein waschechter Jeck.

Foto: Hebbel

An Bürgernähe mangelt es ihm sicher nicht. Als Präsident der Opladener Neustadtfunken und Mitglied des Schützenvereins Quettingen ist Hebbel fest verwurzelt im Brauchtum. „Das hält die Stadtteile zusammen, wer dabei ist, kann niemals hinten runter fallen.“ Besonders der Karneval ist für ihn ein „Hobby, das immer bleibt“. Seine Frau Petra ist Betreuerin und Tanz-Trainerin bei den „Pänz vom Rosenhügel“, und die ganze Familie feiert in der jecken Zeit kräftig mit. Ruhe bewahren, Überblick verschaffen, das dürfte für Hebbel sicher auch im Karneval gelten.

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