Leverkusen Polizei warnte Kinderschänder

Leverkusen · Jens W. hat sich nicht beeindrucken lassen. Nicht vom ersten Besuch der Polizeibeamten, auch nicht von der nächsten Visite der Ordnungshüter. Zwei Mal kamen die Beamten zu ihm nach Hause, um so genannte Gefährderansprachen durchzuführen. "Wir wissen, dass Sie hier wohnen. Wir wissen, welche Taten Sie begangen haben. Wir behalten Sie im Auge." Das seien gewöhnlich die Inhalte solcher Besuche, bemerkt Polizei-Sprecher Bernd Kalkum.

Eigentlich seien solche Ansprachen eine einmalige Angelegenheit. Der erste Besuch habe nach W.s Umzug nach Opladen in das Haus an der Kölner Straße/Ecke Schillerstraße im letzten Jahr stattgefunden. "Eine zweite Ansprache gab es dann noch, weil er Richter am Landgericht in Berlin bedroht hat", sagt der Polizeisprecher. In dieser Sache sei auch Strafanzeige gegen W. gestellt worden. Mehr sagt Kalkum dazu nicht. Seine Kollegen in Berlin wissen davon nichts.

Wenn überhaupt haben die beiden Polizeibesuche Jens W. nur Monate davon abgehalten, seiner perversen Neigung nachzugehen. Mehrfach vorbestraft wegen sexuellen Missbrauchs, vergriff der 37-Jährige — da sind sich die Ermittler sicher — am letzten Sonntag an einem Zehnjährigen aus Köln. Womöglich tat er Ähnliches bereits im letzten August in Köln-Mülheim: "Er steht bei uns im Mittelpunkt für diese Tat", erklärt Kalkum. Aber wasserdicht sei diesbezüglich nichts. "Es müssen noch einige Vernehmungen geführt werden."

Parallel dazu fahndet die Polizei immer noch nach dem roten, viertürigen Kleinwagen, in den W. den Zehnjährigen in Köln-Mülheim gezogen hat. Eine Ermittlunggruppe aus Mitarbeiter des Kommissariats für Sexual-Delikte untersucht Fälle, die sich seit W.s Umzug nach Leverkusen zugetragen, aber nicht aufgeklärt haben. "Bei Bedarf wird die Gruppe von anderen Kommissariaten verstärkt", verrät Kalkum. Ansonsten hält sich der Sprecher der Behörde mit Mitteilungen zurück — aus "ermittlungstaktischen Gründen", wie es heißt.

Denn Jens W. hat zu den Anschuldigen gegen ihn noch keine einzige Silbe verloren. Sprich: Die Ermittler müssen ihm sämtliche Taten nachweisen und wollen sich bei ihrer Arbeit nicht in die Karten schauen lassen, um den verhafteten W. über den Stand des Polizeiwissens im Dunklen zu lassen. Denn, so ergänzt Polizeisprecher Kalkum: "Er liest ja in der U-Haft auch Zeitung."

Möglicherweise war W. in die Machenschaften eines europa-weit tätigen Kinderhändler-Rings verstrickt. Dies berichtet die Zeitung Welt in ihrer Online-Ausgabe. Demnach könnte W. von der Verschleppung eines Jungen in ein niederländisches Kinderbordell gewusst oder daran sogar beteiligt gewesen sein. Polizei-Pressesprecher Kalkum sagt zu diesen Anschuldigungen nichts.

(RP)
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