Leverkusen Polizei öffnet ihre geheimnisvollen Orte

Leverkusen · Zum Tag der offenen Tür öffnet die Polizei des Rheinisch-Bergischen Kreises für Besucher jeden Alters aus der gesamten Region das Gewahrsam, die Schießanlage und vieles mehr. Für Kinder gibt es Spiele, für Erwachsene auch Beratung.

 Schießübung im Keller des Kreispolizeigebäudes: Franz Raffelsiepen (v.r.) und Michael Kuthe üben den Ernstfall bei einem Amoklauf in einer Schule. Die Filmanimation zeigt einen bewaffneten Täter in einer Schulaula.

Schießübung im Keller des Kreispolizeigebäudes: Franz Raffelsiepen (v.r.) und Michael Kuthe üben den Ernstfall bei einem Amoklauf in einer Schule. Die Filmanimation zeigt einen bewaffneten Täter in einer Schulaula.

Foto: Tillmanns

10.000 Besucher haben 2007 beim Tag der offenen Tür die Kreispolizei in Bergisch-Gladbach besucht und Einblick auch in die geheimnisvollen Orte gewonnen, die sonst für den Bürger streng verschlossen bleiben. Nun ist es wieder so weit: Morgen, Samstag, stehen in Bergisch Gladbach alle Türen offen, auch solche, die normalerweise mehrfach verschlossen werden: nämlich die des Gewahrsams. Während sich die Besucher dort einmal nur aus Spaß einschließen lassen und die harten Pritschen aus Holz oder sogar aus Beton ausprobieren können, geht es im Zellen-Keller ansonsten wenig gemütlich zu.

 Nur eine Decke gibt es in diesem Gewahrsam für das harte Betonbett, an das besonders gewaltbereite Täter gefesselt werden können.

Nur eine Decke gibt es in diesem Gewahrsam für das harte Betonbett, an das besonders gewaltbereite Täter gefesselt werden können.

Foto: gt

Sechs Einzelzellen und ein Gemeinschaftsgewahrsam für bis zu 14 Inhaftierte gibt es bei der Kreispolizei, die ihre "Kunden" dort allerdings immer nur für maximal 24 Stunden festhalten darf. Zumeist sind dies Betrunkene, Randalierer, per Haftbefehl Gesuchte. "Hier riecht es nicht immer so frisch. Selbst die Kollegen müssen schon mal würgen. Wir haben hier oft sehr heruntergekommene Menschen", berichtet Polizeisprecherin Claudia Kammann bei einem Pressetermin im Vorfeld des Tages der offenen Tür.

 Polizeisprecherin Claudia Kammann öffnet eine Zelle.

Polizeisprecherin Claudia Kammann öffnet eine Zelle.

Foto: Tillmanns

Ebenfalls im Keller und schallsicher geschützt, öffnet sich die schwere Stahltür der Übungsschießanlage, wo tatsächlich scharf geschossen wird. Alle 350 Polizisten aus dem Kreisgebiet werden dort von Stefan van der Wühlbecke zweimal im Jahr trainiert und auf die Prüfung für den Berechtigungsschein vorbereitet. Eine der typischen Übungen ist das Verhalten bei einem Amoklauf in der Schule.

"Gott sei Dank hat aber noch keiner von uns einen Amoklauf in der Realität erleben müssen", sagt der Schießtrainer. Auch gebe es kreisweit nur zwei bis drei Kollegen, die schon mal von der Schusswaffe hätten Gebrauch machen müssen. "Aber es ist wichtig, dass wir üben, um im Notfall auch die Nerven zu behalten", betont der Trainer.

Mit Hilfe einer Filmanimation wird der Amoklauf in einer Schule nachgestellt. Zunächst kommt ein Trupp Kinder die Treppe hinunter. Alles sieht alltäglich und normal aus. Doch plötzlich stürmt der Amokläufer mit seiner Schießwaffe um die Ecke und zielt. Jetzt heißt es für die Polizisten, schneller zu sein, um den Amokläufer außer Gefecht zu setzen. Die vielen Einschussstellen auf der Filmleinwand, die Patronenhülsen auf dem Boden zeugen von ihrem intensiven Training.

Aber es gibt auch weniger spektakuläre Ort, die trotzdem sonst nie der Öffentlichkeit zugänglich sind: etwa das Herz der Kreispolizei, die Leitstelle. Dort gehen alle Notrufe aus dem Kreisgebiet ein, dort werden alle Rettungs- und Hilfeeinsätze veranlasst und koordiniert. Die vier Plätze in der Leitstelle werden bei sogenannten "Großlagen" um eine zusätzliche Befehlsstelle erweitert. Das hat Claudia Kammann, als sie selbst noch in der Kreis-Leitstelle Dienst tat, bei dem Orkan "Kyrill" erlebt. Das geschieht aber auch bei besonderen Razzien, die kreisweit oder auch grenzübergreifend angesetzt werden — oder auch einfach nur beim Radrennen "Rund um Köln". Mit einem kompakten Programm möchte die Kreispolizei morgen spielerisch und beratend, aufklärend und faszinierend beim Tag der offenen Tür möglichst viele Bürger jeden Alters aus der gesamten Region ansprechen. ... und nebenbei natürlich auch potenziellen Berufsnachwuchs anwerben.

(RP)
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