Leverkusen Polizei lobt Leverkusener Fanszene

Leverkusen · In der Bewertung der Ordnungshüter gelten die Bayer-04-Anhänger als "vernünftig und ruhig". Dialog und Prävention hätten sich im Kampf gegen Gewaltbereitschaft bewährt, sagen alle Beteiligten. Und gibt es doch mal Strafen vom DFB, müssen die Fans sie aus dem eigenen Budget bezahlen.

 Dialog und Präsenz: Leverkusener Fans und ein Polizeiaufgebot vor der Ostseite der BayArena.

Dialog und Präsenz: Leverkusener Fans und ein Polizeiaufgebot vor der Ostseite der BayArena.

Foto: Uwe Miserius

Das Rad, das sie drehen wollen, ist ein großes. Mit einer "Task Force Sicherheit", Runden Tischen und einer Null-Toleranz-Strategie wollen DFB, Politik und Polizei der neuerlichen Gewalt in deutschen Fußball-Stadien begegnen.

In Leverkusen verzichten sie derweil aufs große Rad und bauen lieber auf die vielen kleinen Räder, die aus Sicht der Beteiligten so erfolgreich und präventiv der Gewaltbereitschaft unter den Fans entgegenwirken.

"Wir leben nicht in den 80ern"

"Wir wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden mit Vorfällen in anderen Stadien. Wir haben hier eine ruhige und vernünftige Fankultur in Leverkusen", sagt Hans-Dieter Husfeldt, Leiter der Polizeiinspektion Leverkusen. Die hiesigen so genannten Problemfans — geschätzte 150 bis 200 — seien namentlich bekannt.

Ob Polizei, Verein, Fanbetreuung oder Sicherheitsdienst, unisono rühmen alle die Dialogbereitschaft der Bayer-Fanszene. "Wir leben nicht mehr in den 80ern. Heute gibt es so viele Möglichkeiten, Dinge im Vorfeld zu verhindern", sagt Frank Linde, einer von zwei Fanbeauftragten des Werksclubs.

Dieses Duo, dazu das zweiköpfige Fanprojekt, das Stadioneck an der Bismarckstraße oder das Fanhaus — das alles sind Anlaufstellen für Fans. "Der Verein lässt sich Sicherheit einiges kosten", sagt Ralf Ziewer, Geschäftsführer des Sicherheitsdienstes BaySecur und meint damit auch seine 400 Ordner und mehr, die bei Heimspielen ihren Dienst tun. Auch bei Auswärtsspielen fahren Ordner mit.

Ein wohl einmaliges Projekt haben sie in Leverkusen mit dem "Fan-Budget". Dabei handelt es sich um eine Summe, die den Fans pro Saison zur Verfügung gestellt wird (und auch in Teilen aus dem Verkauf der Dauerkarten für die Fanblocks finanziert wird).

Aus diesem Topf werden Aktionen, Choreographien und Fahrten bezahlt — aber eben auch Strafen für das Abbrennen von Pyrotechnik, wenn kein einzelner Täter identifiziert werden kann. "Die Fans wissen, sie schaden sich selbst, wenn sie sich daneben benehmen", sagt Andreas "Paffi" Paffrath, der andere Fanbeauftragte. "Selbstregulierung" heißt das, was man in Leverkusen offenbar ziemlich erfolgreich anstrebt.

Problematisch wird es, wenn gewaltbereite Gästefans anrollen und wenn sich "erlebnisorientierte Jugendliche" (Husfeldt) unter die Fans mischen, weil sie — wie beim Derby gegen Köln — fest von Randale ausgehen und mitmischen wollen. "Da explodiert die Zahl der Problemfans auch schnell mal auf 600", sagt Husfeldt.

Die jüngste Eskalation der Gewalt nach dem Spiel gegen Dortmund, die einen schwer verletzten Polizisten zur Folge hatte, sei die traurige Ausnahme, heißt es. Bei aller Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit wissen die Beteiligten aber auch, dass es in Leverkusen eben alles eine Nummer kleiner — und damit einfacher — ist als in Städten wie Köln, Dortmund oder Frankfurt. "Leverkusen ist immer noch etwas anderes", sagt Linde. In diesem Fall ist man gerne anders.

(RP)
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