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Leverkusen Plötzlich Goldgewinner

Leverkusen · "Das war einer der tollsten Momente in meinem Leben", sagt Johannes Floors über seinen Triumph bei den Paralympics. Der Leverkusener gewann mit seinem Team im Staffellauf.

 Johannes Floors hat keine Unterschenkel mehr, gehört aber zu den besten Läufern der Welt.

Johannes Floors hat keine Unterschenkel mehr, gehört aber zu den besten Läufern der Welt.

Foto: AP (Archiv)

Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors waren schon auf ihrer Ehrenrunde. Die deutsche 4x100-Meter-Staffel kam bei den Paralmypics in Rio hinter den USA ins Ziel und feierte den zweiten Platz. Vor der Funktionärstribüne angekommen, bemerkte Floors, wie ein Raunen durch die Reihen ging. Wenig später realisierte er den Grund: Der große Konkurrent wurde nach dem Lauf wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Die Staffel des TSV Bayer Leverkusen hatte es geschafft: Gold - und zwar mit einer Bestleistung. Der Jubel kannte keine Grenze mehr.

 Als Staffel-Team gewannen Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors (von links) Gold.

Als Staffel-Team gewannen Markus Rehm, David Behre, Felix Streng und Johannes Floors (von links) Gold.

Foto: ap

"Danach ist einiges auf uns eingeprasselt", beschreibt der 21-Jährige den Rummel, den die Medaille rund um die Leverkusener Staffel ausgelöst hat. Den Moment, als die Entscheidung klar war, beschreibt er als "einen der tollsten meines Lebens". Das sei sehr schwer in Worte zu fassen, betont Floors. "Es ist ein überwältigendes Glücksgefühl, dass sich die jahrelange Arbeit gelohnt hat, dass der große Konkurrent geschlagen wurde und dass man das beste Team des Turniers stellt. Ich war stolz, erleichtert, überrascht, glücklich - und das alles gleichzeitig.

Das Gefühlschaos kosteten er und seine Teamkollegen voll aus. Nach WM und EM haben sie auch in Rio die höchsten Weihen des Behindertensports erhalten. "Den Moment, als wir alle auf die Anzeigetafel hochblickten und das Ergebnis gesehen habe, werde ich nie vergessen", sagt Floors.

Die Staffel lief in 40,82 Sekunden einen paralympischen und europäischen Rekord. Der vermeintliche Weltrekord der Amerikaner (40,61) war ungültig. Den US-Amerikanern war der gleiche Fehler unterlaufen wie bei den Paralympics 2012 in London: Der zweite Läufer berührte den dritten schon vor der Wechselzone. "Sie sind das bessere Rennen gelaufen, aber sie haben einen Fehler gemacht - und wir sind das bessere Team", sagte Rehm nach dem Triumph, der auch für Karl-Heinz Düe ein besonderer Erfolg ist. Der Trainer des TSV hat die Staffel geformt und zu ihren Bestleistungen getrieben. Er gilt als einer der Vorreiter des inklusiven Sports im Verein.

"Seine" Staffel widmete ihm deswegen die Auszeichnung als "Mannschaft des Jahres", die vom Deutschen Behindertensportverbandes in Köln vergeben wurde. "Die vergangenen zwei Jahre haben wir gemeinsam sehr intensiv trainiert, um unsere Ziele zu erreichen", betont Floors. Längst gehe es bei Paralmypics nicht mehr um Versehrten-, sondern Leistungssport. "Jetzt haben wir diesen Titel gewonnen und das kann uns keiner mehr nehmen", sagt der paralympische Athlet, der aber nach eigenem Bekunden weit davon entfernt ist, satt zu sein. "Ich sehe das eher als Ansporn, so weiter zu machen." Man könne die 4x100 Meter sicher auch unter 40 Sekunden laufen, ist sich Floors sicher: "Da geht noch was!"

Floors kam mit einem Fibula-Gendefekt zur Welt. Das Wadenbein hatte sich nicht gebildet, der Fuß wuchs verkümmert. Sein Oberkörper war im Vergleich zu den Beinen überdimensional groß. Die freiwillige Amputation seiner Unterschenkel bereut er nicht. "Ich hatte die Wahl: Entweder, du sitzt irgendwann im Rollstuhl oder, du hast Prothesen und machst das Beste daraus." Er habe sich für letzteres entschieden - mit Erfolg.

Auch seine drei ebenfalls unterschenkelamputierten Staffelkollegen haben jeweils ihre eigenen Biografien und Schicksale, aber ihnen geht es um den Sport, nicht um ihre Krankenakte oder gar Mitleid. "Wir trainieren und arbeiten hochprofessionell und zum Glück hat sich das auch längst in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich geändert", sagt Floors.

(RP)
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