Bürokratische Hürden Pflegedienst aus Opladen will impfen

Leverkusen · Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach und das Gesundheitsministerium NRW wurden kontaktiert. Es gibt „bürokratische Hürden“, lautet die Antwort.

 Der Pflegebereich braucht Unterstützung, doch gibt es beim Impfen weiter rechtliche Hürden zu überwinden.

Der Pflegebereich braucht Unterstützung, doch gibt es beim Impfen weiter rechtliche Hürden zu überwinden.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Sie wollen ihre Mitarbeiter und Pflegebedürftigen gegen das Coronavirus impfen, weil „die Hütte brennt“. Bisher dürften sie das aus rechtlichen Gründen nicht, weil sie keine Ärzte beschäftigen, sagen Robert Reiter, Geschäftsführer und Iris Gödecker, Hygiene- und Arbeitssicherheitsbeauftragte, des ambulanten Pflegedienstes Guse aus Opladen. In einem Brief an Karl Lauterbach, den Leverkusener Bundestagsabgeordneten und Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, hat Gödecker deshalb darum gebeten, ein bereits erarbeitetes Impfkonzept zu befürworten.

Sie berichtet: „Es ist eine bürokratische Hürde“ und ganz ohne Arzt, wie sie es im Konzept vorgesehen hatte, gehe es nicht, hieß es vom Gesundheitsministerium in Düsseldorf. Gerrit Tapper, Lauterbachs Wahlkreismitarbeiter hatte den Brief in der Zwischenzeit an das zuständige Dezernat in Leverkusen weitergeleitet. Sie warteten nun auf eine politische Lösung, meint Gödecker.

So geht es nun weiter: Von einer städtischen Koordinierungsstelle für die Corona-Impfung bekomme der Pflegedienst einen zugelassenen Impfarzt zugewiesen, berichtet Gödecker. Dieser Arzt könnte die Pflegekräfte entweder schulen, sodass sie im Anschluss impfen könnten, führt die Hygiene- und Arbeitssicherheitsbeauftragte aus. Wenn die eigenen Kräfte eingewiesen werden, müsse der Arzt im Anschluss nicht bei der Impfung anwesend sein, aber der Pflegedienst eine sogenannte „Systemanbinung“ zum Bund herstellen, sagt die Hygiene- und Arbeitssicherheitsbeaufragte. Diese „Systemanbindung“ ermögliche, dass der Pflegedienst aus Opladen einen Bestellschein für den rezeptpflichtigen Impfstoff ausstellen und dann in der Apotheke bestellen könne.

Die zweite Möglichkeit sei, dass der zur Verfügung gestellte Impfarzt die Mitarbeiter nicht schult, sondern sie und die Pflegebedürftigen impft. Er hat dann selbst eine Systemanbindung an den Bund und kann eigene Rezepte ausstellen.

Welche der beiden Optionen eintrifft, hängt davon ab, welchen Impfarzt der Pflegedienst bekommt. Deshalb kann die Hygiene- und Sicherheitsbeauftragte derzeit auch nicht einschätzen, wann sie zum Impfen bereit sein werden. Das Problem ist: „Der Impfstoff und die Ärzte sind knapp, und wir sind mitten in der Welle. Man sollte das jetzt in die Wege leiten, denn jetzt ist Not am Mann oder der Frau.“, betont Gödecker.

Zehn Mitarbeiter, die die Pflegebedürftigen bei Hausbesuchen pflegen, haben noch keine Boosterimpfung erhalten. Insgesamt 870 Pflegebedürftige in Leverkusen, Leichlingen und Burscheid betreut der Pflegedienst Guse. „Was wir für ein Potenzial hätten“, sagt Reiter, der Geschäftsführer.

Er und Gödecker sind sich einig, es sei „problematisch“, dass die Politiker die Situation in den letzten Monaten so haben „schleifen“ lassen. Auch stört sie, dass ihre Kräfte sich nun zwei Mal in der Woche mit Schnelltests testen müssten: „Bei doppelt oder dreifach Geimpften sind die Ergebnisse überwiegend fehlerhaft“, kritisiert Reiter. Von der Leverkusener Stadtverwaltung wünschen sie sich bezahlte PCR-Tests, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort