Leverkusen Pferd stirbt bei Zirkustraining in Witzhelden
Leverkusen · Der tragische Todesfall in einem Reitstall im Höhendorf erhitzt die Gemüter der Reiterszene. Jetzt hat das Veterinäramt Strafanzeige gestellt.
Der Tod des Tiers liegt schon viele Monate zurück - doch weiter wird in Leichlingen diskutiert, warum die Stute Evita sterben musste. Was ist passiert?
Am 22. April 2016 kam der bekannte Pferdetrainer Peter Pfister aus dem hessischen Eschenburg zu einem zweitägigen Training nach Leichlingen-Witzhelden. Einige Reiter hatten ihn für eine Einheit mit Zirkuslektionen gebucht. Ein Hof vor Ort stellte die Anlage zur Verfügung.
Eine der Teilnehmerinnen war Daniela Vesterling-Hörner mit ihrer Stute Evita. Im Laufe der Veranstaltung versuchte der Trainer, dem zwanzig Jahre alten Pferd die Übung "Kompliment" beizubringen. Dabei sieht es so aus, als verbeuge sich das Pferd, indem es mit einem Vorderbein tief kniet. Das andere Vorderbein ist ausgestreckt und der Kopf des Pferdes gesenkt.
Was als Übung geplant war, ging offenbar gründlich schief. Den Verlauf bestätigen sowohl Trainer Peter Pfister als auch die Besitzerin des Pferdes: Der Trainer hatte ein Seil um einen Vorderhuf der Stute gebunden. Doch das Pferd verweigerte mehrfach und stellte sich auf die Hinterhufe. Immer wieder überschlug sich das Tier und stürzte, bis es sich schließlich das Genick brach und starb.
Der Fall, der schon Monate zurückliegt, bekommt durch das Veterinäramt des Rheinisch-Bergischen Kreises nun erneut Aufmerksamkeit. Die Behörde sieht einen Anfangsverdacht für einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Am 2. Januar hat das Veterinäramt Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Köln erstattet.
In Reiterkreisen ist der Vorfall bekannt. Im vergangenen Jahr hatten verschiedene reiterliche Fachzeitschriften berichtet. In den sozialen Medien diskutieren seit Monaten mehrere Pferdetrainer, die selbst Zirkuslektionen unterrichten, über den Todesfall. Ein Video, das zeigt, wie das Tier zu Tode kam, ist inzwischen bei YouTube aber gelöscht.
Laut Peter Pfister hat das zuständige Veterinäramt bei ihm bisher keine Stellungnahme eingeholt. Das Amt könne auch nach Aktenlage entscheiden, so die Pressestelle des Rheinisch-Bergischen Kreises. Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigt den Eingang des Vorgangs am 2. Januar. Nun prüft sie, ob ein Anfangsverdacht vorliegt und ob Ermittlungen aufgenommen werden.
Peter Pfister selbst zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion schwer angeschlagen von den Vorwürfen. In einer schriftlichen Stellungnahme bereut er, was geschehen ist. Er schreibt: "Dass durch eine Fehleinschätzung meinerseits ein Pferd zu Tode kam, bedauere ich zutiefst, ich leide persönlich sehr darunter und möchte nie wieder so etwas erleben müssen. Ich habe mich damals sofort bei allen Beteiligten entschuldigt. Ich habe umgehend meine Vorgehensweise in Frage gestellt und sofort geändert."
Die Halterin der Stute berichtet Monate nach dem Tod ihres Pferdes, wie sie durch den Vorfall Gegenstand einer Diskussion zwischen Pferdetrainern geworden ist, was sie zuvor nicht kannte. Sie spricht von einer "Anprangerung", die Peter Pfister erleben müsse.
Allerdings übt sie auch Kritik an dem Trainer. In ihrer schriftlichen Stellungnahme schreibt sie: "Was nun passierte (drei Versuche mit jeweils Sturz und tödlichem Ende) war katastrophal und aus meiner Sicht das Resultat vieler kleiner situativer Gegebenheiten und letztendlich menschliches Versagen. Peter Pfister hätte die Lektion viel früher abbrechen müssen. Bereits nach dem ersten Überschlag hätte ich ein beherztes und konsequentes 'Nein' sagen und spätestens nach dem zweiten Sturz dazwischen gehen und die Vorstellung beenden müssen."
Angelika Leide, die den Stall zusammen mit ihrem Mann Dietmar betreibt, war selbst nicht vor Ort, als das Training stattfand. Aus ihrer Sicht handelt es sich um einen tragischen Unfall. Peter Pfister veranstalte auf dem Hof seit rund zehn Jahren Kurse. Im vergangenen September fand seine Lektion auch nach dem Todesfall in Witzhelden statt. Auch für 2018 sind zwei Termine geplant. Angelika Leide möchte ihm weiter ihre Anlage zur Verfügung stellen: "Wir stehen hinter ihm", sagt sie. Dabei betont sie: "Unfälle passieren im Leben. Wichtig ist, dass wir daraus lernen. Deswegen trägt dieses Unglück dazu bei, dass wir in Zukunft noch bedachter an die Sache herangehen."