Schatzmeister der Altstadtfunken Peter Gollan – der närrische Buchhalter

Opladen · Der langjährige Finanzexperte der Altstadtfunken mit dem schönen Funkennamen „Hoppeditz“ scheidet aus dem Amt aus. Zuvor legt er noch die Finanzplanung bis Dezember vor. Ein spannendes Zahlenwerk in Corona-Zeiten.

 Altstadtfunken-Schatzmeister Peter Gollan war 18 Jahre lang der Mann auf der Schatztruhe der Gesellschaft, so wie es der historische Orden aus dem Archiv der Altstadtfunken zeigt. Den Orden bekam allerdings einer von Gollans Vorgängern.

Altstadtfunken-Schatzmeister Peter Gollan war 18 Jahre lang der Mann auf der Schatztruhe der Gesellschaft, so wie es der historische Orden aus dem Archiv der Altstadtfunken zeigt. Den Orden bekam allerdings einer von Gollans Vorgängern.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Buchhalter und Karneval. Experte für trockene Zahlen und fröhliche Jecke. Passt das zusammen? Sicher doch: Peter Gollan (66), Schatzmeister der Altstadtfunken Opladen, ist das Leverkusener Beispiel in Person. 22 Jahre (Achtung: 2x11 Jahre = närrisches Jubiläum) engagierte sich der Quettinger im Funken-Vorstand, davon 18 Jahre als Schatzmeister. Er hat seit 2002 die „Nüssele“ für die älteste Karnevalsgesellschaft verwaltet. Auf eigenen Wunsch verzichtete der 66-Jährige jetzt auf die Wiederwahl. Dazu eine Bilanz des ehrenamtlichen Vereinsmitglieds, dessen Arbeit selten im öffentlichen Rampenlicht steht.

Schatzmeister wirken im Hintergrund, achten auf pünktliche Beitragszahlungen, schreiben Finanzpläne für die vielen Aktivitäten des Vereins, kommunizieren mit Steuerberater und Finanzamt. Männer wie Gollan sind für das finanzielle Fundament eines Vereins verantwortlich – und oft entscheidend. Närrisches Treiben wie bei den Altstadtfunken kostet ziemlich viel Geld. Ausgelassene Mädchensitzungen im Forum (Vereinsumsatz: über 20.000 Euro pro Veranstaltung) oder humorgeladene Kleinkunstabende im Funkenturm sind nur durch strenge Kostendisziplin möglich. Bis zu 80 Stunden Verwaltungsarbeit im Monat kamen da für Gollan zusammen. Schweißperlen inklusive. Immerhin mussten 75 aktive Altstadtfunken und etliche Senatoren betreut werden. Nur im Sommer war es ruhiger. „Seit 2002 habe ich wegen der erheblichen Vorschriftenänderungen viermal unser Vereinsrechnungswesen angepasst“, berichtet der Quettinger. Jetzt verfüge die Karnevalsgesellschaft aber über „das beste Verwaltungssystem“, sagt er.

 „Dä Hoppeditz“ Peter Gollan  hatte ein eigenes Pferd. Mit dem hölzernen Ross war er vor einiger Zeit von den Altstadtfunken überrascht worden.

„Dä Hoppeditz“ Peter Gollan  hatte ein eigenes Pferd. Mit dem hölzernen Ross war er vor einiger Zeit von den Altstadtfunken überrascht worden.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Als Finanzfachmann verdiente Peter Gollan beruflich bei Firmen in 13 verschiedenen Branchen sein Geld. Zuletzt bei Bayer. „Der Karneval ist meine 14. Fachrichtung“, erzählt der Buchhalter leicht schmunzelnd. So eine große Gesellschaft wie die KG Altstadtfunken müsse geführt werden wie ein Unternehmen, einschließlich Rechnungswesen und Controlling. „Vor dem Gesetzgeber sind wir ein Verein wie jeder andere auch.“

Das Auge der Finanzverwaltung wacht inzwischen immer aufmerksamer auch über die Jecken außerhalb der Karnevalshochburgen wie Köln und Düsseldorf. Schreibt der Verein dauerhafte Verluste, gerät schnell die Gemeinnützigkeit in Gefahr. Er habe sich deshalb oft mit dem Finanzamt abgestimmt und beraten lassen. Speziell der Auf- und Umbau des Funkenturms in der Bahnstadt und die korrekte steuerrechtliche Positionierung der „Altstadtfunken-Turm-gGmbh“ bereitete dem Vorstand und damit auch Gollan in den vergangenen Jahren viel Arbeit. Der ehemalige Wasserturm der Bahn-Werkstätten dient seit dem 11.11.2012 den Altstadtfunken als offizieller Vereinssitz. Er wurde dazu um einen hallenartigen Anbau (170 Quadratmeter Nutzfläche) erweitert.

Zu den Altstadtfunken stieß Gollan 1994. „Ich habe spontan angerufen und Norbert Esser ans Telefon bekommen. Er war mit den Funken auf dem Weg nach Berlin.“ Wenig später übte Gollan mit dem Traditionskorps in der Stadthalle Opladen die ersten Funkentänze: „Ich bin ja nicht der beste Tänzer und habe manches Mal die Truppe durch falsche Schritte durcheinander gebracht.“ Deshalb verlieh ihm die Gesellschaft auch den Funken-Spitznamen „dä Hoppeditz“.

Vor seinem Ausscheiden als Schatzmeister hat Gollan die Finanzplanung bis Ende Dezember vorgelegt. In Corona-Zeiten ein spannendes Zahlenwerk. „Bei konservativer Haushaltsführung schaffen wir das“, sagt er überzeugt. Noch sei keine der Altstadtfunken-Veranstaltungen abgesagt.

Mit Spannung schauen die Jecken auf die Planungen der Kölner, die möglicherweise die Richtung für das jecke Veranstaltungswesen vorgeben. Der Bund deutscher Karneval (BdK) habe zudem für den 31.  August Entscheidungen für den möglichen Ablauf der kommenden Session unter Corona-Schutzbestimmungen angekündigt. Immerhin geht es um eine umsatzstarke Branche: Nach einer 2019 in Köln vorgestellten Untersuchung der Strategieberatung Boston Consulting und der Rheinischen Fachhochschule Köln liegt die Wirtschaftskraft des Kölner Karnevals bei rund 600 Mio. Euro. Um die 6500 Arbeitsplätze hängen laut Studie im Kölner Raum direkt vom Karneval ab.

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