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Recycel-Bauschutt in Leverkusen Per Gesetz vorgeschrieben - bei der Stadt jedoch unbeliebt

Leverkusen · Der Gesetzgeber schreibt Recycling vor. Doch die Stadt Leverkusen tut sich schwer, wiederaufbereiteten Bauschutt in ihren Straßen einzusetzen. Der hiesige Recycler verkauft seinen Schotter - zurzeit hergestellt aus Bauschutt von der Autobahn A3 - daher ins Umland.

 Carsten Kierspel, Geschäftsführer von LRG Recycling, zeigt, wie der Schotter aus altem Bauschutt aussieht. Das angelieferte Abbruchmaterial wird bis zur Zerkleinerung auf einer Halde gelagert. Dann wird es per Bagger zum Brecher gebracht, gesiebt und anschließend nach Größe sortiert.

Carsten Kierspel, Geschäftsführer von LRG Recycling, zeigt, wie der Schotter aus altem Bauschutt aussieht. Das angelieferte Abbruchmaterial wird bis zur Zerkleinerung auf einer Halde gelagert. Dann wird es per Bagger zum Brecher gebracht, gesiebt und anschließend nach Größe sortiert.

Foto: Uwe Miserius

Das alte Wiesdorfer Rathaus befindet sich heute im Chempark. "Wir haben den Bauschutt gebrochen und recycelt. Dann wurde er als Untergrund eines großen Gebäudes für NKT Cable wiederverwendet", berichtet Carsten Kierspel. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer der Firma LRG Recycling GmbH Leverkusen, die auf einem Teil des Geländes von Dynamit Nobel in Manfort Bauschutt und Bodenmaterialien aufbereitet. Und das Unternehmen - nach eigenen Angaben der einzige Recycler in Leverkusen - hat zurzeit viel zu tun.

Das liegt am achtspurigen Ausbau der Autobahn A3 zwischen Leverkusen und Köln-Mülheim. "Von dort bekommen wir jede Menge abgebrochenes Material angeliefert", berichtet Kierspel. Denn der Gesetzgeber schreibt die Wiederverwertung von Materialien vor, ab dem 1. Januar 2020 sogar zu mindestens 70 Prozent. Der Haken an der Sache: Das wiederaufbereitete Material an den Mann zu bringen. Recycling-Firmen aus Neuss und Kaarst hatten sich mit dem Dilemma bereits an den Bau- und Verkehrsausschuss des Bundestags gewandt. Auch die Stadtverwaltung in Leverkusen tut sich schwer damit, beim Neubau von Straßen auf den wiederverwerteten Schotter zurückzugreifen.

"Es gibt Vorbehalte gegenüber dem Recycling-Material", sagt Wolfgang Herwig, Chef der Technischen Betriebe der Stadt Leverkusen (TBL). "Es ist zwar als Tragschicht für Straßen geeignet." Das Problem sei jedoch, dass Straßen im innerstädtischen Bereich relativ häufig aufgebrochen werden müssten. "Wenn man dort recyceltes Material einbauen würde, hätte man bei einem erneuten Aufbruch ein Mischmaterial, das Deponien nicht so gerne annehmen." Das erhöhe die Kosten für die Entsorgung. Allerdings, räumt Herwig ein, sei es sinnvoll, Bauschutt aufzubereiten. "Denn wir können ja nicht all unseren Betonabbruch auf eine Kippe geben." Die Stadt setze deshalb an ausgewählten Stellen Recycling-Material ein. "Nämlich dort, wo für lange Zeit kein erneuter Eingriff wahrscheinlich ist, zum Beispiel auf der Ringstraße, auf der Kampenwiese und in der Neuen Bahnstadt Opladen."

Güteüberwachtes wiederaufbereitetes Baumaterial sei in der Tat mit natürlichem Baumaterial - wie Grauwacke, Basalt oder Kalkstein - vergleichbar sei und sogar billiger in der Beschaffung. "Und man muss natürlich sehen, dass die natürlichen Materialien wie Kies oder Schotter aus Steinbrüchen endlich sind."

Carsten Kierspel, der zugleich bei der Firma Oppermann tätig ist, kennt die Vorbehalte. "Die Stadt Leverkusen hat - wie andere Kommunen - vor 15 bis 20 Jahren mal schlechte Erfahrungen mit recyceltem Baumaterial gemacht", sagt Kierspel. "Damals war die Qualität aber auch noch nicht wie heute." Neue Regelungen legten die Güte des wiederaufbereiteten Materials fest. "In der Praxis gibt es nur noch die beste Qualität, die Recycling-Klasse 1. Alles andere würde keiner kaufen."

Der 40-Jährige glaubt nicht, dass die Entsorgungskosten für wiederaufbereiteten Schotter oder Mischschotter viel teurer seien als der aus reinem Naturstein. Dagegen seien die Unterschiede im Einkauf immens. "Recycling-Material kostet etwa zwei Euro pro Tonne, Naturschotter neun Euro", berichtet der Geschäftsführer.

Bislang liefere man überwiegend ins Bergische, nach Kürten, Lindlar und Leichlingen, aber auch nach Monheim oder Langenfeld. "Vielleicht baut die Stadt Leverkusen ja doch mal ihre Vorbehalte ab", hofft Kierspel.

Die Fläche in Manfort reicht schon jetzt nicht mehr aus. Zwei Arbeiter sind dort mit dem Betrieb der Anlage beschäftigt, geben den Schutt von der Rohhalde in den Brecher, ziehen vereinzelte Schrottteile heraus, sieben die gebrochenen Steine und sortieren sie in drei unterschiedliche Größen. 80.000 bis 100.000 Tonnen Recycling-Material wird im Jahr dort produziert. "Wir wollen unsere Fläche jetzt von 12.000 auf 35.0000 Quadratmeter verdoppeln", kündigt Kierspel an.

(sug)
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