Leverkusen Per Bus vom Rheinland ins Bergische

Leverkusen · Von der Stadt ins Grüne: Die Linie 260 fährt von Köln über Leverkusen, Burscheid und Wermelskirchen bis nach Remscheid.

 # Reporterin Laura Ihme ist die Strecke gefahren. Ihr Fazit: Schöner kommt man nicht ins Bergische Land.

# Reporterin Laura Ihme ist die Strecke gefahren. Ihr Fazit: Schöner kommt man nicht ins Bergische Land.

Foto: Laura Ihme

In Köln Autofahren ist ja ein Alptraum. Mit dem Bus muss das ähnlich sein - zumindest, wenn man am Steuer sitzt: Hupkonzerte, Baustellen, Staus und ewig Rot zeigenden Ampeln. Frank Schmidt stört das alles nicht. Seelenruhig steuert er den riesigen Gelenkbus der Regionalverkehr Köln GmbH durch die Straßen. Er hat einen langen Weg vor sich: Am Steuer der Linie 260 fährt er die Passagiere von Köln bis nach Remscheid, vom Rheinland ins Bergische Land. Zwei Stunden dauert eine Fahrt. Wer sie von Anfang bis Ende begleitet, erlebt den Wechsel vom Städtischen ins Ländliche, vom Hochhaus zum Feld, vom Stress ins Gemütliche.

 $ Die Landstraße bergauf kämpft sich der Gelenkbus auf dem letzten Stück der Route nach Remscheid.

$ Die Landstraße bergauf kämpft sich der Gelenkbus auf dem letzten Stück der Route nach Remscheid.

Foto: Laura Ihme

"Die Strecke ist gar nicht so lang, bloß 40 Kilometer", sagt Busfahrer Schmidt, als er um kurz nach zehn am Morgen vom Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof den Motor startet. Wäre sie länger, wäre die Linie eine Fernstrecke und es müssten Reisebusse eingesetzt werden. In letzter Minute hastet eine Touristin in den Bus. Sie ist der einzige Fahrgast. "Es wird jetzt ruhiger, der große Berufsverkehr ist vorbei", erklärt Schmidt. Ruhiger ist es dann auch auf den Straßen und ruhig, beinahe beruhigend ist auch Schmidt, wie er durch die wuselige Kölner Innenstadt fährt. Über den Stadtteil Mülheim geht es nach Leverkusen. Bis dahin zeigt sich Köln vor den Busfenstern von seiner schönsten Seite: Der Dom fliegt daran vorbei, auf der Rheinbrücke erhält man einen raschen Blick auf das Stadtpanorama. In Mülheim dann: Multikulti an der berühmten Keupstraße, Frauen mit Kopftüchern und riesigen Taschen voller frischer Einkäufe steigen ein. Aber auch Studenten fahren viel mit der Linie 260. So wie Alina Klein. Die 24-Jährige arbeitet nebenher im Kölner Thermalbad, "und dieser Bus ist die einzige Verbindung dorthin". Das sei schön unkompliziert, sie fahre gerne mit, sagt Klein. Bloß abends müsse man aufgrund des Berufsverkehrs und der Baustellen auf der Strecke oftmals auf den Bus warten. Das nerve ein wenig.

 Mer losse d'r Dom en Kölle - vom Breslauer Platz gleich am Hauptbahnhof erhascht man einen letzten Blick auf den Dom. Dann geht's ins Bergische Land.

Mer losse d'r Dom en Kölle - vom Breslauer Platz gleich am Hauptbahnhof erhascht man einen letzten Blick auf den Dom. Dann geht's ins Bergische Land.

Foto: Laura Ihme

Frank Schmidt verliert seine Ruhe nicht - trotz Baustellenampeln auf der Strecke und Zweite-Reihe-Parkern, wie man sie nur zu gut aus der Großstadt kennt. Per Handzeichen grüßt er jeden Bus- und Bahnfahrer, der seinen Weg kreuzt. "Jetzt sind wir in Leverkusen", sagt Schmidt. Die Umgebung hat sich schon leicht verändert, noch immer ist es städtisch, zwischen den einzelnen Ortsteilen erhascht man jedoch immer wieder einen Blick auf grüne Felder, Hügel und Wiesen. In Leverkusen steigt Rouwen Haumann ein. Er ist gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und fährt heim nach Burscheid. "Diese Buslinie ist schon ziemlich praktisch, vor allem, wenn man abends mal nach Köln möchte. Dann fährt sie noch relativ lang zurück ins Bergische", sagt er.

 ! Einen perfekten Blick ins Grüne hat man beispielsweise an der Haltestelle Linde in Burscheid.

! Einen perfekten Blick ins Grüne hat man beispielsweise an der Haltestelle Linde in Burscheid.

Foto: Laura iHme

Das sei ein Glück: Ohne Auto sei man im Bergischen schnell aufgeschmissen. "In der Tat sind die Nachtbusse sehr gut besucht. Sie fahren aber ein wenig anders, über die Autobahn", sagt Frank Schmidt. Die Verbindung Köln-Remscheid ist damit nicht nur eine Panorama-Route mit tollem Ausblick, sondern auch eine wichtige Verbindung zwischen dem Land und der Domstadt.

Apropos Ausblick: Der wird nun langsam wirklich bergisch. Die Orte werden kleiner, die Felder größer, mehr und mehr säumen Schieferhäuser den Weg, stehen Haltestellen im malerischen Nirgendwo. Nach Burscheid kommt Wermelskirchen. Quer durch Vororte und Innenstadt fährt der Bus. An der Karolinenstraße steigt Erika vom Bruch zu. Sie kennt die Route der 260 ganz genau. "Den Köln-Bus nehme ich seit 40 Jahren - entweder nach Remscheid, so wie heute, oder nach Köln", sagt die Seniorin. Am nächsten Tag wolle sie mit einer Freundin nach Köln fahren. "Natürlich dauert das etwas, bis man da ist. Aber ich genieße die Fahrt - und habe ja auch Zeit", sagt sie.

Die braucht man wirklich, wenn man die 260 nehmen will: Um kurz vor zwölf hält der Bus am Remscheider Friedrich-Ebert-Platz. Endstation Entspannung. Und nun? Zurück ins Rheinland? Später vielleicht.

Fahrplan und Informationen zur Linie 260 gibt es im Internet unter www.rvk.de.

(lai)
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