Kommentar Peer Steinbrück führt Wahlkampf — fragt sich, gegen wen?

Levekrusen · Einen ungewöhnlichen Wahlkampfauftritt bietet der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück am Mittwoch an der Rheinbrücke der Öffentlichkeit. Er kommt zu spät, das kann ja mal passieren. Schlecht gelaunt bahnt er sich den Weg, kauend oder mit den Zähnen knirschend, bewegt er den Mund, sagt aber nichts. Er eilt in Position, die Autobahn im Rücken, posiert so für die Kameras, versucht ein Lächeln. Das misslingt.

Peer Steinbrück besichtigt Leverkusener A1-Rheinbrücke
20 Bilder

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Weiter eilt er in die Brücke, klettert in den Brückenkopf auf die Galerie, stellt sich wieder in Positur für die Kameras und zugleich Fragen im Befehlston an den "Brückenwächter". Schon huscht Steinbrück weiter, schnell raus aus der Brücke, draußen vors Mikrofon. Fast schon im Telegrammstil spult er das Wahlkampfprogramm der SPD herunter. Verkniffen blickt er in die Runde, verzieht den Mund, wenn Fragen gestellt werden, wird ungeduldig; "Schon wieder das alte Thema!", stöhnt er auf. Wird noch ungeduldiger, wenn mehr Erklärungen gewünscht werden etwa zu "Genosse" Gabriels Forderung nach einer Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h auf der Autobahn.

Will Steinbrück nicht freundlich sein, oder kann er es nicht? Gegen wen führt er Wahlkampf? Sein Auftritt hat nichts Kommunikatives, statt dessen baut er durch Gestik, Mimik und harsche Rede fast so etwas wie Fronten auf. Authentisch mag er anmuten, wenn er auch im Wahlkampf er selbst bleibt: der Kühle aus dem hohen Norden. Denn allzu oft verwandeln sich Politiker in Wahlkampfzeiten in "Schmusekatzen oder -kater", in eine weichgespülte Fassung ihres eigentlichen Charakters. Das tut Steinbrück nicht, aber ein "bisschen netter", wie es der Rheinländer gerne sagt, dürfte sein Auftreten schon noch werden.

Die SPD versteht sich schließlich als Volkspartei. Wahlkampf gegen das Volk dürfte aber schwer fallen. Vielleicht hatte Steinbrück aber gestern auch nur einen schlechten Tag, weil er so lange auf der Autobahn im Stau gestanden hatte... Aber das mit den Staus will er ja alles ändern, hat er am Mittwoch versprochen,.

Gundhild Tillmanns

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