Ausstellung in Leverkusen Als die Sense noch beliebtes Postkarten-Motiv war
Leverkusen · Die Ausstellung in der Galerie des Freudenthaler Sensenhammers ist noch bis zum Ende der Osterferien zu sehen. Im Januar beginnt ein Kinderprogramm.
Für Urlaubsgrüße würde man die Postkarten mit Sensen-Motiven heute vermutlich nicht wählen. Aber es gibt sie in erstaunlicher Anzahl. Das Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer zeigt Beispiele einer Privatsammlung.
Da ist die historische Sensenfabrik, die inzwischen manche bauliche Veränderung erfahren hat. Diese Postkarte ist ebenso auf Tapetenformat vergrößert worden wie die Innenansicht einer Schmiedehalle. Weitere Beispiele in der kleinen Originalgröße zeigen den Herstellungsprozess von Sensen Anno dazumal.
Die Schau hat noch verschiedene weitere Themengruppen. So spielt die Sense in der Kunst eine Rolle, ist wichtiges Requisit romantisierender Gemälde vom idyllischen und beschaulichen Landleben. Dass die Realität etwas anders aussah, zeigen die lebensgroßen Figuren einer Postkarte auf der anderen Seite. Das Paar lächelt angesichts getaner Arbeit, aber die schlechten Zähne der Bäuerin lassen auf schwere Lebensbedingungen schließen.
Eine Prise Kitsch gibt es in einem Eckchen mit Grußkarten für verschiedene Anlässe, die beispielsweise Teddybären oder einen ausgewachsenen Maikäfer beim Sensen zeigen oder zwei pausbäckige Kinder, die das landwirtschaftliche Gerät wie Spielzeug tragen.
Die Sense steht als Zeichen für den Schnitter Tod. Auch dazu gibt es eine Vitrine voller Postkarten: gruselige und auch berührende Szenen wie die Abbildung eines Sensenmannes, der seinen Arm liebevoll um die Schultern eines alten Bauern gelegt hat, Titel: „Das letzte Feld“.
Selbst die Schrecken des Krieges sind auf gezeichneten Ansichtskarten im Zusammenhang mit der Sense dargestellt worden. Sei es, dass ein Soldat in Stellung von der friedlichen Erntezeit zusammen mit seiner Frau träumt oder dass nur ein Fluss die Erntehelfer auf dem Kornfeld von sich gegenseitig niedermähenden Soldaten auf dem Schlachtfeld trennt.
Die Sense ist, politisch aufgeladen, als Symbol für Marxismus-Leninismus auf manche Postkarte gelangt. Und sie wurde entsprechend in Karikaturen bemüht beziehungsweise in Cartoons, die sogar als Werbung taugen können. „Eins noch, aber dann ist Sense“, wirbt eine Düsseldorfer Brauerei auf Karte und Plakat für Füchschen Alt.
Bei der Präsentation im Industriemuseum in Schlebusch wurde eine langweilige Aneinanderreihung der Postkarten vermieden. Unterschiedliche Formate, etwa im Guckkasten oder an drehbaren Stäben, lockern die Schau auf. Im Januar startet ein Kinderprogramm, auch zum Thema Postkarten, verrät Leiter Jürgen Bandsom.
Die Ausstellung bleibt noch bis zum Ende der Osterferien (24. April) in der Galerie des Freudenthaler Sensenhammers. Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 13 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 17 Uhr.