Leverkusen Orthopädieschuster Walczyk gibt auf

Leverkusen · Nach fast 50 Jahren im Beruf schließt Siegmund Walczyk sein Fachgeschäft für Orthopädieschuhe und -anfertigungen an der Kölner Straße. Er muss kürzer treten. Für seine Stammkunden ist die Schließung ein herber Verlust.

 Orthopädieschuster Siegmund Walczyk hört nach fast 50 Jahren auf. Er begann seine Ausbildung als 14-Jähriger. Sein Geschäfts an der Kölner Straße 40 schließt er zum Monatsende.

Orthopädieschuster Siegmund Walczyk hört nach fast 50 Jahren auf. Er begann seine Ausbildung als 14-Jähriger. Sein Geschäfts an der Kölner Straße 40 schließt er zum Monatsende.

Foto: Uwe Miserius

Der Abschied fällt Siegmund Walczyk nach fast 50 Jahren schwer. Am 30. April schließt er zum letzten Mal seine Geschäftstür an der Kölner Straße 40 auf und zu. Dann gibt er seinen Orthopädieschuh-Fachbetrieb aus gesundheitlichen Gründen auf: "Mein Beruf war auch meine Berufung, es fällt mir schwer aufzuhören, aber ich will auch noch ein Leben haben", hat sich der 62-Jährige nach einem Herzinfarkt mit Folgen entschlossen.

Die Kunden bedauern, dass er sein Geschäft schließt, wo es auch moderne orthopädische Schuhe zu kaufen gab. Dort konnten die Kunden auch mit Schuhen hinkommen, die sie woanders gekauft hatten. Die machte Siegmund Walczyk passend, arbeitete sie um, bis die Kunden richtig gut darin laufen konnten.

Ein großer Bereich war für den früher passionierten Fußballspieler auch die Sportschuhtechnik: "Ich habe immer gut mit dem Sportmediziner vom TSV Bayer zusammengearbeitet", berichtet Walczyk. Gerne denkt er auch an bekannte Sportler zurück, die sich bei ihm die Schuhe anpassen ließen: "Michael und Ralf Schumacher waren auch bei mir", erzählt er stolz.

In den 30 Jahren an der Kölner Straße 40 und den Jahren zuvor auf der oberen Kölner Straße hat Siegmund Walczuyk fünf Gesellen ausgebildet. Zuletzt waren bei ihm noch ein Geselle und zwei Verkäufer beschäftigt: "Einer ist in den Ruhestand gegangen, die anderen haben schon neue Stellen in Aussicht", sagt Walczyk, der aber für seinen Orthopädiefachhandel keinen Nachfolger hat. Seine erwachsenen Söhne gehen anderen Berufen nach, die ihnen viel Freude bereiten.

So wird nach Informationen unserer >Zeitung das türkische Lebensmittelgeschäft von nebenan das Schuhgeschäft nach der Schließung übernehmen. Walczuyk freut sich nun auf viele Spaziergänge mit seinem Hund und das Jagen. Außerdem hat er begonnen, noch einen Falkner-Schein zu machen. Möglichst viel in freier Natur möchte er seinen Lebensabend verbringen: "Ich habe einfach gemerkt, dass ich nicht mehr die Kraft fürs Geschäft habe", gibt er zu.

Vor allem die vergangenen 15 Jahren hätten ihm schwer zugesetzt: "Ich bin hier gemobbt, zusammengeschlagen und mit schweren Waffen bedroht worden", spricht er einen stadtbekannten Konflikt mit einem ehemalgen Nachbarn an. Der war, wie wir berichteten, auch mehrfach vor Gericht gelandet.

Kleine orthopädietechnische Arbeiten möchte Siegmund Walczyk aber auch künftig in seinem Zuhause noch auf Kundenwunsch anfertigen. Denn dieser Tage bekommt er immer wieder von seinen größtenteils langjährigen Kunden gesagt: "Was machen wir denn, wenn Sie nicht mehr da sind?" Doch unwiderruflich sei seine Entscheidung: "Ab dem 28. April wird alles ausgeräumt, am 30. April ist Schluss", sagt Orthopädiemeister Walczyk mit Wehmut in der Stimme.

(RP)
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