Leverkusen Opladens Römer gehen an Bord

Leverkusen · Die „I. Römercohorte Opladen“ stellt in wechselnder Besetzung die Besatzung für eine Galeere, die zurzeit an der Hamburger Universität gebaut und später bei Ausstellungen gezeigt wird.

Verfügten die Römer über Klappmesser? Das sind Fragen, die Klaus Schwab schon zu Jugendzeiten interessierten. Längst ist der Opladener in Besitz einer originalgetreuen Römerausrüstung – inklusive Waffen, Kleidung, Marschgepäck. „Das hat jeder bei uns im Verein“, bemerkt Schwab. Gemeint sind die 35 Mitglieder der „I. Römercohorte Opladen“. Die machen seit 24 Jahren die Geschichte des antiken Volks erleb- und begreifbar, indem sie Utensilien originalgetreu nachbauen und in Zusammenarbeit mit Museen mehr als ein Dutzend Mal pro Jahr Menschen in ganz Europa näherbringen. „Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Authentizität“, ergänzt Schwab.

Das Projekt, dem sich die Römer der Gegenwart derzeit widmen, ist für sie etwas ganz Besonderes. „Nicht nur von der Größe, sondern auch von der Sache her. Zudem wäre so etwas wirtschaftlich nicht zu machen für uns“, frohlockt Schwab, wenn er an die 16 Meter lange und drei Meter breite Flussgaleere denkt. Die wird seit fast einem Jahr in einer kleinen Werft in Hamburg gebaut. Schiffsbauer-Lehrlinge zimmern die Galeere unter Federführung von Prof. Christoph Schäfer vom Historischen Seminar der Hamburger Universität aus Lärche, Esche und Eiche. Der Rumpf ist fertig, der Mast und Kleinigkeiten fehlen noch. Das fertige Schiff wird zum festen Bestandteil des Ausstellungsprojekts „Imperium Konflikt Mythos“, das 2009 zum 2000. Jahrestag der Varusschlacht geplant ist. In Haltern am See, Detmold und Kalkriese widmen sich von Mai bis September Ausstellungen dem Aufeinandertreffen von Römern und Germanen rund um den Teutoburger Wald. Da die Gesamtleitung des Projekts beim westfälischen Römermuseum in Haltern liegt, mit dem die Opladener seit vielen Jahren zusammenarbeiten, wurde die Römercohorte buchstäblich mit ins Boot geholt. Ende Mai soll die Galeere vom Stapel gehen. Zuvor werden sich Schwab und Co. schon einmal in Form eines Workshops theoretisch in die Schifffahrts-Praxis der Römer einarbeiten. Denn die Opladener Cohorte ist fest eingeplant. Einerseits liefert sie die Schiffsbekleidung. Andererseits stellen die Mitglieder in wechselnder Besetzung die Kernbesatzung der Galeere, wenn diese nächstes Jahr auf große Fahrt geht.

Um die drei Ausstellungen bekannt zu machen und das römische Leben vor Augen zu führen, steuert die Cohorte ehemalige römische Flottenstützpunkte an: Köln, Bonn, Xanten, Neuss, Mainz, Trier, Ingolstadt, Bremen, Magdeburg. Ein Stop in Leverkusen ist nicht geplant? Schwab schüttelt mit dem Kopf: „Hier gibt es keinen Bezug zu den Römern.“ Keine jahrtausende alten Wurzeln, kein Besuch von der Galeere. Da gibt es keine Ausnahme. Dem modernen Römer geht es um Authentizität.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort