Funkenappell in Opladen Altstadtfunken-Präsident Martins hört auf
Opladen · Die Karnevalsgesellschaft Altstadtfunken Opladen braucht neues Spitzenpersonal: Präsident Rainer Martins (63) hört auf: „2020 leite ich meine letzte Damensitzung.“ Nach der nächsten Session stelle er sich nicht zur Wiederwahl. Seine Karnevalsfreunde hat er schon informiert.
Samstag moderierte Martins aber erstmal souverän und in Doppelfunktion, als Präsident und als Kommandant, den Funkenappell, der erstmals vor der VR Bank (früher Volksbank) am Marktplatz Opladen stattfand. Kommandant Udo Kreie hatte frei: Er feierte am Samstag mit seiner Frau den 40. Hochzeitstag.
Martins stand schon mit sieben Jahren auf einem Opladener Prinzenwagen. Später engagierte er sich etwa im Komitee Opladener Karneval (KOK), als Geschäftsführer oder beim Bühnenbau, und im Festausschuss Leverkusener Karneval (FLK). Der erste Versuch, Altstadtfunke zu werden, scheiterte, weil Martins eine Liebschaft mit dem Mariechen hatte. Offiziell wurde er 1993 als Funke „Jriffel“ aufgenommen. Zum 100. Jubiläum der Altstadtfunken (2002) agierte er als Kommandant (insgesamt sieben Jahre). Er löste dann Rainer Schiefer als Präsident ab und wird das Amt 2020 rund 17 Jahre ausgeübt haben. „Danach kann ich auch mal am Rosenmontagszug in Köln teilnehmen“, sagte Martins zu seinen jecken Plänen. Als Rentner will er zudem viel Zeit in Spanien verbringen, wo er Familie hat.
Als Höhepunkt vor dem Funkenappell erwies sich Samstag die „Rejimentsmeß“ mit „Rejimentspastur“ Heinz-Peter Teller (Spitzname: „Weihrauchs-Pitter“). Humorvoll und teils dosiert bissig zelebrierte der Opladener Pfarrer in St. Remigius die Messe. Bei aller jecken Atmosphäre wurde Teller zwischendurch ernst. „Ich sehe hier selten gesehene Gäste. Schön, dass ihr alle da seid“, sagte Teller. Er mahnte die Kirchengäste auch, weniger Zeit mit „Zänkerei“ zu verbringen. Dafür werde in Politik, Stadtverwaltungen, in Vereinen, Gesellschaften und sonst viel Kraft verschwendet, die man besser für anderes verwenden sollte. Der Stadtdechant sprach Klartext, was sich in Kölsch nicht ganz so hart anhört wie in Hochdeutsch: „Am Ende ist es doch drissejal, wat andere vun mir denke. Am Ende ist wichtig, was der Herrgott von mir denkt.“ Diese Einstellung sollten die Menschen nach draußen mitnehmen und auch leben.
Richtig sauer ist der Pfarrer auf die „blöde ...“, die an Silvester mit einem Böller ein Kirchenfenster zerstört hat. Der Schaden ist größer als zunächst gedacht. Neben den relativ kleinen Löchern entstanden in weiten Teilen des Glases viele Risse. Die Reparatur wird wegen der Sonderanfertigungen der kobaltblauen Scheiben vermutlich richtig teuer. Für den Pfarrer gab es viel Applaus. Besonderes Lob erhielt Funke Franz-Josef Finette: Er bereitet seit Jahrzehnten unter anderem die Liedtexte in kölscher Sproch auf Melodien von Karnevalsliedern vor.
Viel Beifall erhielten später beim Appell der Altstadtfunken denn auch das Kinder- und Jugendtanzkorps (Kommandantin: Sabrina Nöres, Trainerin Gabi Baber) und die Mädchengarde (Kommandantin Annika Schwenke, Trainerin: Verena Bühler) für ihre Tänze.