Städtische Wohnungsgesellschaft „Gewinne in homöopathischen Dosen“

Leverkusen · OP Plus verteidigt Gewinnentnahmen der Stadt aus der Wohnungsgesellschaft. Kritik am Vorstand.

 Ratsherr Markus Pott (Opladen Plus).

Ratsherr Markus Pott (Opladen Plus).

Foto: Opladen Plus

Die Stadt zieht aus der städtischen Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) Millionengewinne. Rund elf Millionen Euro sollen es in den nächsten zwei Jahren einschließlich einer Sonderausschüttung sein. Gleichzeitig fordert eine Ratsmehrheit (Grüne, SPD und andere) den Bau von mehr preiswerten Wohnraum. Die Erwähnung dieser Zahlen in unserem Bericht über Sozialwohnungen („Rat will Sozialwohnungen erzwingen“) empfand Ratsherr Markus Pott (Opladen Plus) als Vorwurf an die lokale Politik. Der Stadtrat hatte der WGL-Gewinnabführung im Dezember zugestimmt, nun beschlossen die Volksvertreter einen Stärkungspakt für die Stadtfirma, damit sie günstige Wohnungen bauen kann. Ein Widerspruch?

„Gewinnausschüttung“ und „Bau von günstigen Wohnungen“ seien für die WGL „nicht wirklich ein unmöglicher Spagat“. Rechnerisch gehe eine Gewinnausschüttung der WGL natürlich zu Lasten der Miethöhe, schreibt Pott. Er meint aber: „Im Falle der WGL stimmt dies de facto nicht.“ Die Regelausschüttung der WGL liege bei ungefähr zwei Millionen Euro. „Da dies in vergangen Jahren aus steuerrechtlichen Gründen noch nicht möglich war, hat sie lange Zeit das Geld nur zurückgelegt, um es dann als Einmalzahlung in Höhe von gut zehn Millionen Euro in die Stadtkasse einzuzahlen“, rechnet der Opladener Ratsherr vor. Das sei „natürlich viel Geld“. Aber die WGL sei „ein Riesenunternehmen mit ca. 7000 Wohnungen, gut 90 Geschäftslokalen, und dazu hat sie noch über 1750 Garagen“. Pott: „Legt man die zwei Millionen einmal nur auf die 7000 Wohnungen um, macht dies 300 Euro, die die Stadt pro Wohnungseinheit als Rendite aus ihrem Immobilienbesitz zieht. Da entnimmt der private Immobilieneigentümer deutlich mehr!“, bilanziert Pott, der sich als Hauseigner auskennt.

Die WGL-Mieter mieteten alle „zu außerordentlich fairen Preisen und haben einen Vermieter, der springt, wenn der Wasserhahn tropft“. Die WGL habe ja trotz der Gewinnabführung noch immer die günstigsten Mieten in der Stadt. Auch erschwere die Gewinnzahlung der WGL nicht, neue Bauten zu finanzieren. Pott: „Die WGL kann vor stillen Reserven kaum laufen.“ Sie bekomme jedes Projekt finanziert, sie brauche dazu nicht Reserven aus dem Gewinn anzulegen. Pott fasst es so zusammen: „Letztlich entnimmt die Stadt aus der WGL Gewinne in homöopathischen Dosen. Das ist fair und behindert die WGL in keinster Weise.“

Pott kritisiert aber auch die WGL-Geschäftsführung: „Problem ist, dass die WGL unendlich träge ist. Das gerade beschlossene Vorkaufsrecht ist richtig, die WGL muss es aber auch annehmen: Das riesige Neubaugebiet Neue Bahnstadt Opladen bleibt ohne eine einzige Wohnung der WGL.“ WGL-Geschäftsführer Wolfgang Mues mache die WGL nicht kaputt, aber in Zeiten der Wohnungsnot wäre mehr Engagement wichtig. Und der Ratsherr legt nach: „So richtig in Fahrt kommt Herr Mues nur, wenn man ihn kritisiert. Ich habe die WGL mal als einen Jumbo-Jet bezeichnet, der immer nur halb besetzt fliegt, weil der Kapitän Sorge hat, das Flugzeug zu überladen.“

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