Leverkusen Ohne Notarztpraxis wird Klinikum überrollt

Leverkusen · Wenn die Kassenärztliche Notarztpraxis wegfällt, fährt wohl niemand nach Köln: Die Klinikum-Ambulanz stößt aber schon an ihre Grenzen.

 Die Kassenärztliche Vereinigung hat offenbar Pläne, die Notfalldienstpraxis im MediLev zu streichen. Die Patienten müssten dann nach Köln fahren.

Die Kassenärztliche Vereinigung hat offenbar Pläne, die Notfalldienstpraxis im MediLev zu streichen. Die Patienten müssten dann nach Köln fahren.

Foto: UM

Die Kassenärztliche Notfallpraxis im MediLev steht offenbar auf der Liste derjenigen Notfallpraxen, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) jetzt schließen möchte, um Geld zu sparen. Nach Vorstellung der KV sollen in diesem Falle die Patienten aus Leverkusen, Opladen und sogar aus Leichlingen nach Köln fahren, wenn sie außerhalb der Sprechzeiten ihrer Hausärzte Husten, Fieber oder Brechdurchfall bekommen. "Das tut keiner, die kommen dann alle zu uns", sagt Dr. Roland Geppert, Leiter der Zentralambulanz im Klinikum Leverkusen. "Keiner würde nach Köln zum Notarzt fahren, von Leichlingen aus nicht und auch nicht aus Leverkusen", betont Dr. Geppert.

Außerdem seien es die Patienten gewöhnt, zum MediLev in die Notfallpraxis zu fahren: "Und wenn sie da erst mal sind und sehen, dass die Praxis geschlossen worden ist, dann dreht niemand um und fährt nach Köln, dann kommen alle ins Klinikum nebenan", befürchtet Geppert. Das Problem dabei: "Wir kommen in der Zentralambulanz jetzt schon zu Stoßzeiten an unsere Grenzen, und manchmal geht es auch darüber hinaus."

Zudem seien jetzt zu Jahresanfang schon zehn Prozent mehr Patienten in der Zentralambulanz zu verzeichnen, als im vergangenen Jahr. Und das liege nicht etwa am Winterwetter, es sei eine Zunahme an internistischen Fällen.

Laut Dr. Geppert ergäben sich gleich mehrere Probleme, wenn die kassenärztliche Notfallpraxis geschlossen würde: Neben einer zu erwartenden Überlastung der Zentralambulanz müssten die Patienten dann dort mit noch längeren Wartezeiten als jetzt bereits rechnen. "Wir müssten zwangsläufig die leichter erkrankten Patienten, die sonst in die Notfallpraxis gingen, an den Schluss rücken, denn bei uns geht es nach dem Prioritätenprinzip, also zuerst die Notfallpatienten und dann die leichteren Fälle", verdeutlicht der Mediziner.

Auch wirtschaftlich ergebe sich für das Klinikum laut Geppert eine prekäre Situation: "Wir müssen für jeden Kassenpatienten 100 Euro aus dem Budget des Klinikums vorhalten, bekommen von den Kassen aber nur 30 Euro erstattet. Die Differenz erklärt sich durch unseren Personalaufwand, Labor, Röntgen und vieles mehr", erläutert der Leiter der Zentralambulanz.

Von der Kassenärztlichen Vereinigung hieß es gestern: "Wir werden zum Thema Notdienstreform erst wieder Stellung nehmen, wenn auch entsprechende Beschlüsse vorliegen. Die werden eventuell kommende Woche in unserer Vertreterversammlung gefasst", sagt KV-Sprecher Heiko Schmitz. Zumindest werde es eine Debatte um die in Nordrhein geplante Notdienstreform geben.

(RP)
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