Heimat für Libellen und Schmetterlinge Östlichster Punkt Leverkusens ist ein Naturparadies

Leverkusen · Der östlichste Punkt der Stadt liegt in Hahnenblecher und nahe eines Naturschutzgebiets. Die Gronenborner Mühle und die sie umgebenen zwölf Fischteiche sind ein grünes Paradies für Tiere und Pflanzen.

 Die alten Mühlteiche in Gronenborn sind ein Naturparadies und bieten Raum für zahlreiche Kleintiere und Pflanzen.

Die alten Mühlteiche in Gronenborn sind ein Naturparadies und bieten Raum für zahlreiche Kleintiere und Pflanzen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Der östlichste Punkt des Stadtgebietes befindet sich exakt in sieben Grad, sechs Minuten, 58 Sekunden Ost und 51 Grad, drei Minuten, 29 Sekunden Nord. Einem Leser, der keine Erfahrung mit Navigation hat, wird das nicht viel sagen. Doch sicherlich jeder kann mit den folgenden den Angaben etwas anfangen: der östlichste Leverkusener Punkt liegt in Hahnenblecher an der Grenze zu Odenthal. Genauer zwischen Wiesen und Feldern abseits der Berliner Straße in einem Waldstück, das seit Jahren nicht mehr öffentlich zugängig ist.

Ganz in der Nähe sind die Gronenborner Teiche innerhalb des rund einen Hektar großen Naturschutzgebietes, das seit 1983 als schutzwürdig eingestuft ist. Der Ort Gronenborn wurde 1757 erstmals als „Gronenbohren“ erwähnt. Das bedeutet so viel wie „Quelle im Grünen“ oder „bebuschtes Gelände mit Wasser“. Born ist die germanische Bezeichnung für Brunnen oder Quelle.

 Schmetterlinge gibt es viele an den Fischteichen.

Schmetterlinge gibt es viele an den Fischteichen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Eine Wassermühle wurde 1791 zum ersten Mal in Geschichtsbüchern erwähnt. Betrieben wurde sie ursprünglich durch die vom Leimbach gespeisten Teiche. Der Bach wiederum, der am südlichen Rand des Naturschutzgebietes teils naturnah, teils befestigt fließt, entspringt in Odenthal nördlich des Leimbacher Weges. In Hahnenblecher erreicht der kleine Bach das Leverkusener Stadtgebiet. Während seines weiteren, rund sechs Kilometer langen Verlaufes, wird er von unzähligen Nebenflüssen gespeist: Maßsiefen, Boddenbergsiefen, Teitscheider Bach, Schlinghofer Bach, Horkenbach, Neuenhaussiefen, Benscheider Bach, Bergsiefen und Faßbach. Am Ende der Reise mündet der Leimbach nördlich von Schlebusch in die Dhünn.

Zurück nach Gronenborn und zu den alten Mühlenteichen: Nach Einstellung des Mühlenbetriebes im Jahr 1945 vorübergehend zu Fischteichen umfunktioniert, waren sie nutzlos geworden, als eine Kläranlage aus Odenthal-Blecher schlecht geklärtes Wasser über den Leimbach ableitete. Die Wiederbelebung der alten „Fischteiche“ ist erst der Initiative des Wiesdorfer Zootierhändlers Helmut Imhäuser zu verdanken. Er kaufte das Gelände und ließ es von Pionieren der britischen Rheinarmee auskoffern. Bei einer Übung im September 1984 verwandelten die Männer das brachliegende Gelände in ein Feuchtbiotop. Von Menschen fast unbemerkt entwickelte sich fortan eine Tier- und Pflanzenwelt von ungeahnter Vielfalt – Grund genug für den Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands, das Gelände zu übernehmen und von der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) betreuen zu lassen. Bei Zählungen stellte sich heraus, dass sich – trotz vergleichsweise geringer Größe – in dem 10.000 Quadratmeter großen Naturschutzgebiet ringsum die zwölf Gronenborner Teiche nachweislich rund 2800 verschiedene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt haben. Kleinere Tiere wie Libellen, Hummeln, Bienen und mindestens etwa 400 verschiedene Schmetterlingsarten ernähren sich vom Nektar der Wildblumen. Rehe und andere Vierfüßler sollen sich in dem Naturschutzgelände ebenfalls wohl fühlen. Zur vielfältigen Vegetation gehören unter anderem Schlehenhecken, eine Hangwiese mit Streuobst, Rotbuchenwald und wertvolle Einzelbäume.

Östlichster Punkt Leverkusens ​ ist ein Naturparadies
Foto: grafik

Außerdem gehört die frühere Mühle seit 1995 zu den Baudenkmälern der Stadt. Der Künstler Jochen Wild – ein ehemaligen Studiendirektor und Kunsterzieher des Carl-Duisberg-Gymnasiums – kaufte die frühere Wassermühle als Wohn- und Arbeitsplatz im Grünen und setzte das Haus mit seinem alten Mahlwerk instand. Ehe der neue „Müller“ mit seiner Frau und mehreren kleinen Kindern einzog, hatte er im alten Mühlenhaus schon sieben Jahre gebastelt und gemalt, gezimmert und getöpfert. Die Kornspeicher hatte er da bereits zu sonnigen Ateliers umgebaut, um in Ruhe schaffen und sich kreativ austoben zu können. Heute dient die Mühle als Wohnhaus für insgesamt drei Familien. Die ehemalige Mehlkammer ist zum Wohnraum, die ehemalige Beutelkammer zur Küche umfunktioniert worden.

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