Leverkusen Ölgemälde in der Kirche und Spinnen im Hof

Leverkusen · Sigrid Riech-Neumann und Harald Friese stellen in der Citykirche aus. Die Faden-Installation auf dem Hof können Besucher komplettieren.

Spinnen, das dürfen Kinder, Jugendliche in der Kunstnacht und schließlich auch Erwachsene auf dem Hof der Citykirche. Beim dem offenen Workshop "Nagel und Faden" haben sieben- bis 20-jährige Leverkusener jetzt mit dem Kunstpädagogen Marvin Dickhof begonnen, ein farbiges "Netz" zu spinnen. Frei nach Fantasie können am Freitag ab 18 Uhr bei der Kunstnacht dann alle interessierten Besucher das Faden-Kunstwerk komplettieren. Diese Beteiligung der Jugend gehört ebenso seit Anbeginn zur Kunstnacht, wie auch die Ausstellung in der Citykirche, die dort vom Katholischen Bildungswerk organisiert wird.

"Wir hatten in der Vergangenheit meistens Soloausstellungen. Mit Harald Friese und Sigrid Riech-Neumann stellen jetzt zwei Künstler aus, die auch zusammen arbeiten", betont Martina Böhm, pädagogische Mitarbeiterin im Katholischen Bildungsforum. Sie hat in der Vergangenheit immer wieder erlebt, dass sich die Citykirche inmitten der Wiesdorfer Fußgängerzone als besonders gut geeigneter Ausstellungsort herausgestellt hat. "Die Citykirche ist für Bilder wegen ihrer Weite ein guter Ausstellungsort", weiß Böhm. So sind ab Freitagabend drei Wochen lang die 20 Leinwände mit abstrakten Ölgemälden von Harald Friese und Sigrid Riech-Neumann in der Kirche an der Breidenbachstraße zu betrachten. Ihr gemeinsames Thema sind die Seelenwelten - also ein weites Feld für die Kreativen, die beide Mitglieder in der Künstlervereinigung Spektrum in Leverkusen sind.

Harald Friese, der sich selbst als "alten Wilden" bezeichnet, thematisiert Landschaftliches, Menschen und schlichtweg "das Wunder der Schöpfung", wie er selbst sagt. Sigrid Riech-Neumann bringt passenderweise in diese Ausstellung auch viele religiöse Themenansätze mit ein, obwohl dies keine zwingende Voraussetzung für Aussteller in der Citykirche bedeutet.

Die beiden Maler präsentieren ihre Leinwände im Wechsel, und einige haben sie sogar gemeinsam gemalt: die Schlossteiche, einige grünschattierte großflächige Ölbilder, die wie fast alle aus dieser Schau, von der Weite des Kirchenraumes partizipieren. Von weitem betrachtet, zerfließen Form- und Farbsprache miteinander zu einem Ganzen. Und aus der Nähe offenbart so manch ein Bild versteckte Überraschungen. Da blicken plötzlich Augen aus einer Farb- und Formenkomposition den Betrachter an.

Beide Künstler spielen auch mit besonderen Bildstrukturen, die sie nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit anderen Gegenständen wie Spachteln in die kompakte und satte Ölfarbe einarbeiten. Früher haben beide vorwiegend Acryl- und Aquarellbilder gemalt. Heute konzentrieren sie sich auf Ölfarben, obwohl diese langsam trocknen. Es sei aber die Kraft der Ölfarben, die sie fasziniere, sagt Friese auch für seine Mal-Partnerin.

Friese und Riech-Neumann wählen eine unterschiedliche Farbpalette, die teilweise nur aus drei Nuancen besteht: Mal werden Grün, Blau und Gelb mit ihren vielfältigen Schattierungen zu einer Komposition gefügt. Ein anderes Mal sind es strahlende Rottöne oder auch dunkel abgetönte sanfte Erdfarben, etwa bei den religiösen Themen.

Eines der eindrucksvollsten Gemälde dieser Ausstellung ist Riech-Neumanns "Zeit der Besinnung". Ein mit viel kubistischer Formsprache stilisierter Kirchenraum in Sonnenfarben ist der Malerin gelungen - und könnte nicht besser in diesen sakralen Ausstellungsraum passen.

(RP)
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