Leverkusen Ökostrom: Currenta kritisiert Regierung

Leverkusen · Der Chemparkbetreiber fürchtet eine Mehrbelastung in zweistelliger Millionenhöhe, wenn das Unternehmen auch für eigenproduzierten Strom eine Ökostromsteuer bezahlen muss, wie es in Berlin derzeit diskutiert wird.

Um solche Anlagen wie dieses Kraftwerk im Leverkusener Chempark geht es in den "Ökostromsteuer"-Plänen der Regierung.

Um solche Anlagen wie dieses Kraftwerk im Leverkusener Chempark geht es in den "Ökostromsteuer"-Plänen der Regierung.

Foto: Currenta

Energieminister Siegmar Gabriel plant, mit der Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) offenbar den in Unternehmen eigenproduzierten Strom mit der "Ökostromsteuer" zu belegen. Jüngst äußerte sich der Bayer-Konzern sehr kritisch zu den Plänen (wir berichteten).

Chemparkbetreiber Currenta fürchtet eine Mehrbelastung in Millionenhöhe, falls die Pläne so umgesetzt werden. "Noch im Koalitionsvertrag von November 2013 war die Rede davon, dass für bestehende Anlagen hinsichtlich der EEG-Befreiung des eigenerzeugten Stromes ein Bestandschutz gelte. Darüber hinaus sollte die Wirtschaftlichkeit von neuen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen gewahrt bleiben", erinnert Currenta. Zu den Regierungsplänen heißt es weiter: "An den Chempark-Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen würde dies eine Mehrbelastung mit einem zweistelligen Millionenbetrag bedeuten." Aber schon heute seien die bestehenden Anlagen kaum wirtschaftlich.

"Es ist für uns absolut unverständlich, warum selbst erzeugter und genutzter Strom aus umweltfreundlichen und höchst effizienten Kraftwerken zusätzlich belastet werden soll — zumal genau diese Anlagen unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende sind", sagt Günter Hilken, Geschäftsführer von Currenta. Weil neue Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) noch wesentlich stärker belastet werden sollen, seien "neue Kraftwerksprojekte nicht realisierbar", warnt er. Das habe zur Folge, dass der Standort Deutschland für Investitionen in diese Technologie und damit auch für Neuansiedlungen in Chemieparks immer weniger attraktiv werde. Hilken moniert: "Unverständlich ist insbesondere, dass neue KWK-Anlagen gefördert werden und nun diese politisch gewollte Förderung über die EEG-Belastung wieder unterlaufen wird. Damit würden wichtige Beiträge zur Energiewende verhindert. Das kann nicht sinnvoll sein."

An den Chempark-Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen werden mehrere KWK-Anlagen sowohl auf Gas- als auch auf Kohlebasis betrieben, zusätzlich gibt es ein von RWE betriebenes Kraftwerk in Dormagen und in der "Pilotierung" zwei Kraftwerke — in Krefeld über die Firma Trianel und in Leverkusen über die Firma Repower. "Die Pläne der Regierung treffen das Repower-Projekt nicht, weil Currenta nur Dampf, aber keinen Strom abnehmen wird", sagte eine Unternehmenssprecherin.

Currenta nutzt die KWK-Technologie, "da wir vor allem Wärme für die Produktion benötigen, die in KWK-Anlagen mit dem Strom erzeugt wird". Das sei deshalb so effizient, weil die Anlagen auch "Energie liefern, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, und für unsere Produktion brauchen wir Dampf und Strom kontinuierlich rund um die Uhr". Sollten die Reformpläne so umgesetzt werden, "wäre es wirtschaftlicher, in Kesseln separat Wärme zu erzeugen und Strom von außen zu beziehen", als KWK-Anlagen zu betreiben, sagt Currenta. "Das bundesdeutsche KWK-Ziel würde dadurch mit Sicherheit verfehlt."

Generell unterstütze Currenta die Energiewende, allerdings müsse die Energieversorgung sicher und bezahlbar bleiben. Dazu gehöre auch "der langfristig EEG-befreite eigenerzeugte Strom in KWK-Anlagen".

(RP)
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