Leverkusen Nowak (CDU): Um 5 Uhr erfuhr er vom Wahlerfolg

Leverkusen · Über die Landesliste rutscht der Schlebuscher Brillenunternehmer doch noch in den Bundestag. Jetzt will er in Berlin für die Infrastruktur in der Region kämpfen. Roswitha Arnold wirbt für Schwarz-Grün.

Um 5 Uhr gestern Morgen klingelte im Hause Nowak das Telefon. Als Helmut Nowak — müde und noch ganz unter dem Eindruck der Wahlstrapazen des Vortags — den Hörer abnahm, glaubte er zunächst, er werde verladen. Am anderen Ende der Leitung war sein Freund, Berater und Wahlkampfleiter Rüdiger Scholz. Und der begrüßte den Schlebuscher CDU-Kandidaten jubelnd: "Guten Morgen, Herr Bundestags-Abgeordneter."

"Ich dachte erst, er habe zu tief ins Glas geschaut, obwohl es doch gar nichts zu feiern gab", erzählte Nowak gestern. Schließlich hatte er am Abend zuvor mit 39,3 zu 41,3 Prozent der Erststimmen den Wahlkreis Leverkusen/Köln-Mülheim seinem SPD-Kontrahenten Karl Lauterbach überlassen müssen. Angesichts von Platz 44 auf der Landesliste war die Aussicht, über das Zweitstimmenergebnis der CDU noch ins Parlament einzuziehen, zudem gleich Null.

Doch genau das passierte: Der Sog von Angela Merkels größtem Triumph erfasste auch Nowak und spült ihn nun in den Bundestag. Jetzt muss der 72-Jährige nach eigener Aussage erst einmal einen Packen Post abarbeiten: allesamt Schreiben, die sich auf die neue Tätigkeit als Abgeordneter beziehen. "Damit wollte ich mich im Wahlkampf nicht beschäftigen", sagte er. Heute bereits fliegt er nach Berlin, um an seiner ersten Fraktionssitzung teilzunehmen. Im Parlament will er vor allem für die Verbesserung der Infrastruktur in der Region kämpfen und dabei mit SPD-Mann Lauterbach zusammenarbeiten.

Der reagierte erfreut auf das Angebot: "Das deckt sich mit meiner Auffassung", sagte Lauterbach. In so wichtigen Fragen wie der Infrastruktur, aber auch der Lärm- und Feinstaubbelastung Leverkusens sei es "einfach gut", einen zweiten Abgeordneten aus derselben Stadt im Bundestag zu haben.

Lauterbach und die Leverkusener SPD hatten den Wahlsieg im Wiesdorfer Szenelokal "Dos y Dos" bis 1 Uhr feuchtfröhlich gefeiert. Kopfschütteln gab es dort nur über die enormen Verzögerungen bei der Stimmauszählung in Köln. Erst um Mitternacht, als Leverkusen schon seit zwei Stunden sein Ergebnis gemeldet hatte, standen auch die Stimmbezirke aus Köln-Mülheim.

"Ich kann es mir wirklich nicht erklären, was in Köln immer los ist", hatte Wahlleiter Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn am frühen Abend bereits geargwöhnt. Auch die Tatsache, dass die Domstadt noch nicht einmal den stellvertretenden Wahlleiter stellen wollte, hatte nichts Gutes erahnen lassen.

Doch auch an Leverkusen gab es Kritik. So verschickte der Vater eines Leverkuseners, der zurzeit im schwedischen Uppsala studiert, ein Schreiben seines Sohnes. Der kritisiert darin, er habe seine beantragten Briefwahlunterlagen nicht bekommen. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen", hieß es dazu gestern seitens der Stadt. Die Unterlagen seien nachprüfbar am 27. August verschickt worden.

Roswitha Arnold, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Leverkusener Stadtrat, hat dem Bundesvorstand ihrer Partei gestern eine Mail geschickt, in der sie dafür wirbt, Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der CDU auszuloten: "Die Grünen", sagt sie, "müssen jetzt über ihren Schatten springen" (siehe Interview auf dieser Seite).

(RP)
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