Leverkusen Nolden-Spektakel zieht Forscher an

Leverkusen · Ein 2,9 Millionen Euro teures Wissenschaftsprojekt misst und analysiert die Besucherströme beim Feuerwerksspektakel Kölner Lichter. Das Ergebnis soll künftig auch für Leverkusen neue Erkenntnisse bringen.

Die schönsten Bilder der Kölner Lichter 2010
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In der Telefonkonferenz am Tag nach dem Spektakel herrschte aufgeräumte Stimmung. "Alle Partner waren sich einig, dass die Aktion gut gelaufen ist, jetzt hoffen wir, dass sich auch die entsprechenden Erkenntnisse daraus gewinnen lassen", betont Holger Klein, der Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg.

Damit meint er nicht etwa die knapp fünf Tonnen Feuerwerkskörper, die am Wochenende bei der Jubiläumsausgabe der "Kölner Lichter" den Rhein in Festbeleuchtung tauchten. Rund um das vom Leverkusener Werner Nolden veranstaltete Feuerwerksspektakel waren vielmehr Forscher der Universitäten Wuppertal und Stuttgart im Dienste der Wissenschaft unterwegs. Ihr Ziel: Erkenntnisse über das Bewegungsverhalten der vielen hunderttausend Besucher zu gewinnen, um Großereignisse künftig noch sicherer zu machen.

Hauptbahnhof als Nadelöhr

Rund 2,9 Millionen Euro investieren die Projektpartner — darunter die Kölner Verkehrsbetriebe, die Domstadt, aber auch verschiedene Firmen — in das vom Bundesforschungsministerium geförderte und auf drei Jahre angelegte Unterfangen, das bereits 2009 startete.

Mit einer Art Wärmebildkamera wurde im "Nadelöhr" Hauptbahnhof gemessen, wie viele Besucher welche Wege nehmen, wo sich Menschenmassen stauen und wie sie umgesteuert werden könnten. Dazu wurden auch 1000 Fragebogen und "Ampelkarten" (rote, gelbe und grüne) verteilt, mit deren Hilfe Besucher ganz subjektiv mitteilen konnten, wie sicher oder unsicher sie sich in verschiedenen Bereichen des Bahnhofsgeländes fühlten.

Bereits im kommenden Monat soll die Auswertung zu den "Kölner Lichtern" vorliegen. Aufgrund der Ergebnisse wird dann eine Computersoftware erstellt, die modellhaft auch außergewöhnliche Ereignisse durchspielt — etwa, was passiert, wenn ein Hagelschauer zusätzliche Besuchermassen ins Bahnhofsgebäude treibt. "Diese Software könnte auch bei anderen Großveranstaltungen eingesetzt werden", glaubt Sprecher Klein.

"Alles, was hilft, ist wichtig"

Zumindest bei Leverkusens Verkehrsdezernent Frank Stein ist Interesse vorhanden. "Alles, was hilft, Abläufe zu verbessern und Menschenmassen so zu kanalisieren, dass sie keine gefährliche Eigendynamik entwickeln, finde ich grundsätzlich ganz wichtig", betont Stein, auch wenn er die Stadt Leverkusen an den zentralen Veranstaltungs-Knackpunkten Neulandpark, BayArena oder auch Karnevalszüge bereits "gut aufgestellt" sieht.

Veranstalter Werner Nolden, der auf jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Großereignisse zurückblicken kann, begrüßt das Forschungsprojekt ebenfalls. "Das Thema Sicherheit ist meist das zentrale im Vorfeld von solchen Veranstaltungen", sagt er. Rund 1,29 Millionen Euro hätten die "Kölner Lichter" gekostet: Gerade mal ein Drittel davon sei auf das Showprogramm entfallen. Der Löwenanteil fließe in sicherheitsrelevante Organisationsbereiche. "Insofern sind zusätzliche Daten da natürlich immer willkommen", versichert der Veranstalter.

Dr. Norbert Reinkober ist Koordinator des Projekts. Der Direktor der Nahverkehr Rheinland GmbH betont, alle technischen Möglichkeiten müssten genutzt werden, um bei Großveranstaltungen die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu optimieren. Denn dies sei vor allem wichtig, "um im Krisenfall ein paar Minuten Vorsprung zu erlangen".

(RP)
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