Neujahrsempfang im Wildpark Frauenring kämpft gegen Sexismus

Leverkusen · Beim Neujahrsempfang im Wildpark schlugen die Frauen ernste Töne an, sprachen auch über die Notwendigkeit, in der heutigen Gesellschaft „den Mund aufzumachen“.

 Liesel Herkenrath (r.) und Renate Müller vom Frauenring stoßen aufs neue Jahr an.

Liesel Herkenrath (r.) und Renate Müller vom Frauenring stoßen aufs neue Jahr an.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Bevor es offiziell wurde, blieb ein wenig Zeit für private Worte. „Klappt alles?“, erkundigte sich Liesel Herkenrath, Vorsitzende des Frauenrings Leverkusen, bei einer anderen Dame der Organisation. Denn die Frauen planen, mit rund 40 Mitglieder am nächsten Samstag zur Vorstellung ins Hänneschen Theater nach Köln zu fahren. Weitere Vorhaben drehen sich unter anderem um den Verkauf von gebrauchten Handtaschen. Die Einnahmeerlösen tragen wesentlich dazu bei, die Lebenssituation von Frauen in Leverkusen zu verbessern. Zuletzt kamen mehr als 3500 Euro zusammen. Damit wurden beispielsweise Artikel für die Monatshygiene von Besucherinnen der Tafel angeschafft.

Darüber hinaus konnten der Frauennotruf, die Frauenberatungsstelle und die museumspädagogische Arbeit für Frauen und Mädchen unterstützt werden, erfuhren etwa 50 Gäste von Vereinen, Verbänden und aus der Politik, die zum dritten Neujahrsempfang in das Bistro des Wildparks Reuschenberg gekommen waren. Bei ihrer Ansprache verglich Herkenrath das Jahr 2020 mit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Sie erinnerte daran, dass der Erste Weltkrieg gerade erst vorbei war und sich die Menschen nach Frieden, Freiheit und Aufbruch sehnten. Heute könne man in Deutschland und in Europa nicht nur auf eine lange Friedensperiode zurückblicken, sondern habe auch die ersehnte Freiheit erhalten und einen nie gekannten Wohlstand erreicht.

Gleichwohl existierten in der neuen Dekade neue Herausforderungen. „Ich glaube, die größte wird es sein, unsere Demokratie und Freiheit zu verteidigen. Wir müssen uns sehr anstrengen, denn ich sehe am Horizont einen verdächtig größer werdenden braunen Schatten aufziehen“, warnte die Vorsitzende. „Wir schaffen das“, gab sie sich sogleich überzeugt und ergänzte, eine weitere große Herausforderung werde sein, unsere Umwelt zu erhalten, zu schützen und zu verbessern.

Dazu müssten liebgewordene und eingetretene Pfade verlassen und das Zusammenleben neu überdacht werden. Immerhin habe die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg gezeigt, dass auch eine junge Frau in der Lage sei, eine weltweite Aktion anzustoßen. Auch deshalb, weil Frauen in den vergangenen 100 Jahren gelernt hätten, „den Mund aufzumachen und sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen“. Dies sei heute mehr denn je nötig.

Nicht zuletzt aus diesem Grund werde sich der Deutsche Frauenring für die Ziele Gleichstellung der Geschlechter, gegen Sexismus und gegen Rollenstereotype einsetzen. Eingesetzt hat sich in den vergangenen drei Jahren neben Liesel Herkenrath auch Renate Müller im geschäftsführenden Vorstand des Ortsvereins Leverkusen. Bei der nächsten Mitgliederversammlung im April stehen sie für dieses Amt nicht mehr zur Wahl, lediglich Roswitha Kneip möchte im Vorstand weiterarbeiten.

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